Amerikas beliebtestes Frühstücksgetränk ist in einen Bärenmarkt geraten. Die Hurrikansaison im Nordatlantik nähert sich ihrem Ende und hat die Orangenplantagen in diesem Jahr weitestgehend verschont, was eine Rekordernte bedeuten könnte.
Es gibt allerdings noch einen anderen Grund für den 20%-Absturz der Futures auf gefrorenes Orangensaftkonzentrat in den letzten sechs Wochen: weniger Gesundheitsängste im Zusammenhang mit Covid.
Die Korrelation des Saftmarktes mit dem Auf und Ab der Pandemie ist unübersehbar. Auf dem Höhepunkt des Virusausbruchs zwischen März und Juni 2020 stieg der FCOJ um satte 25 %. Die Menschen konsumierten in dieser Zeit mehr Orangensaft und andere gesunde Lebensmittel, um sich fit zu halten. Im Juli dieses Jahres, als die Fallzahlen aufgrund der Delta-Variante in die Höhe schnellten, verteuerte sich FCOJ erneut um mehr als 12 %. Seit Ende August sind die Infektionszahlen drastisch zurückgegangen, und auch die Nachfrage nach Saft hat offenbar wieder nachgelassen.
Der andere Faktor - die Auswirkungen von Wirbelstürmen auf die Ernten - ist natürlich konkreter und historisch bedingt. Der wichtigste Anbaustaat der USA, Florida, ist in jeder Hurrikansaison im Nordatlantik der Gefahr von Sturmschäden ausgesetzt.
Alle Charts mit freundlicher Genehmigung von skcharting.com
Jack Scoville, leitender Agraranalyst beim Chicagoer Broker Price Futures Group, schrieb in einem Kommentar am Montag:
"Florida befindet sich in der Spätphase der Hurrikansaison, aber die Stürme sind bisher an dem Bundesstaat vorbeigezogen und die Ernte dürfte daher gut ausfallen."
"Die Wahrscheinlichkeit, dass noch ein verheerender Sturm den Bundesstaat Florida überzieht, sinkt mit jedem Tag."
Das Wetter in anderen Zitrusanbauländern war ebenfalls gut, was das weltweite Überangebot erhöht, sagte Scoville.
Für Brasilien, dem Zitrusproduzenten Nr. 1, wird etwas Regen vorhergesagt und in den nächsten Wochen könnte damit die Blüte einsetzen. Auf der Südhalbkugel hat gerade der Frühling begonnen.
In Mexiko gab es in den zentralen und südlichen Gebieten des Landes ebenfalls Niederschläge, obwohl trockenes Wetter zu Beginn der Saison die diesjährige Ernte beeinträchtigt haben könnte. Auch im Nordosten Mexikos haben einige von Trockenheit geplagte Gebiete in den letzten Wochen ausreichend Regen abbekommen und auch der Norden und Westen werden als ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt angesehen.
Mit der Hurrikansaison im Rückspiegel war Floridas Wetter in diesem Jahr größtenteils gut für die Ernte, da es immer wieder vereinzelte Schauer und nahezu normale Temperaturen gab.
Und was bedeutet das nun für die FCOJ-Futures?
Am Montag beendete der Terminkontrakt für FCOJ den New Yorker Handel bei 1,1840 Dollar pro Pfund, fast 29 Cent oder 20 % unter dem Ende September registrierten Preis von 1,4710 Dollar.
Der Preisrückgang könnte sich bis auf 1,03 Dollar fortsetzen - ein Niveau, das zuletzt im April 2020 zu beobachten war - bevor aufgrund der überverkauften Bedingungen eine starke Erholung wieder möglich erscheint, so Sunil Kumar Dixit, Chef-Chartstratege bei skcharting.com
"Der Monatschart für O-Saft ist langfristig bärisch. Festmachen lässt sich dies daran, dass die Signallinie des Stochastic Relative Strength Index (blau) die Slow Stochastic-Linie (rot) unterschritten hat, was langfristig Abwärtspotenzial bis auf ein Tief von 1,03 Dollar birgt", so Dixit.
Auch der Wochenchart gestaltet sich bärisch. Der Stochastik RSI zeichnet mit 0,0/3,8 ein überverkauftes Bild, was auf eine kurzfristige Erholung ausgehend von der 100-Wochen-Linie bei 1,1680 Dollar hindeutet. Im Falle einer Erholung könnte das potenzielle Retracement den gleitenden 200-Wochen-Durchschnitt um 1,2296 Dollar und die exponentielle 50-Wochen-Linie um 1,2430 Dollar erreichen, sagte er.
"Es besteht durchaus die Möglichkeit einer Preisakkumulation, sollte der Orangensaftpreis den Bereich von 1,16 bis 1,17 Dollar testen und eine Erholung einleiten", fügte Dixit hinzu.
Disclaimer: Barani Krishnan greift auf zahlreiche andere Meinungen als seine eigene zurück, um seine Marktanalysen abwechslungsreich zu gestalten. Aus Gründen der Neutralität stellt er manchmal konträre Ansichten und Marktvariablen vor. Er hält keine Positionen in den Rohstoffen und Wertpapieren, über die er schreibt.