US-Notenbankchef Jerome Powell äußerte sich am Mittwoch optimistisch in Bezug auf die US-Wirtschaft, zumindest auf kurze Sicht, und dovish im Hinblick auf die Geldpolitik. Im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) betonte Powell die "hohe" Entschlossenheit der Federal Reserve, die Geldpolitik so lange akkommodierend zu gestalten, bis sich die wirtschaftliche Erholung gefestigt hat.
Doch der Mangel an konkreten Details der Notenbank enttäuschte die Investoren, die mehr Informationen erwartet hatten - und zwar über alles. Am Ende des Tages hat die Fed eigentlich nichts getan, außer ihre Wirtschaftsprognosen bis 2023 etwas optimistischer gestaltet.
Die Enttäuschung der Investoren über die nichtssagende Sitzung der Fed sowie der Hinweis von Powell auf die Notwendigkeit weiterer fiskalpolitischer Maßnahmen, setzte den Gesamtmarkt unter Druck. Sowohl der S&P 500 als auch der NASDAQ schlossen deutlich im Minus. Der Dow Jones rettete ein Mini-Plus über die Ziellinie.
Fed sieht kurzfristige Konjunkturperspektiven etwas optimistischer
Die Wirtschaft erhole sich stärker als erwartet, betonte Powell, fügte jedoch zugleich hinzu, dass weitere Fortschritte vom Verlauf der Corona-Pandemie abhängig seien.
Die Entscheidungsträger revidierten ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr nach oben und ihre Prognosen für die Arbeitslosigkeit nach unten.
Für das laufende Kalenderjahr rechnen die Notenbanker jetzt mit einem Wachstumsrückgang von lediglich 3,7%. Im Juli hatten sie noch einen Einbruch von 6,5% erwartet. Die Arbeitslosenquote soll zum Jahresende bei 7,6% liegen (zuvor 9,3%).
Die FOMC-Mitglieder senkten jedoch ihre Wachstumsprognosen für das kommende Jahr von 5% auf 4% und auch für 2022 von 3,5% auf 3,0%.
Für 2023 dürfte die US-Wirtschaft sogar nur noch um 2,5% wachsen, bevor sie mit 1,9% auf das von der Fed erwartete längerfristige Trendwachstum zurückgeht. Das ist wahrlich keine erfreuliche Prognose.
Und Sektoren, die auf Menschenmassen angewiesen sind, wie Fluggesellschaften, die Reise-, Hotel- und Unterhaltungsbranche, werden sich viel langsamer erholen, prognostizierte Powell.
Er bekräftigte, dass die Fed die Zinssätze in absehbarer Zeit nicht anheben werde. Das spiegelte sich auch in den Dots der Mitglieder des FOMC wider, die bis 2023 mit einem Zinssatz nahe Null rechnen.
Hinsichtlich der Vermögensankäufe der Fed blieb er jedoch vage und sagte nur, dass sie zumindest in dem derzeitigen Tempo von 80 Milliarden Dollar in Staatsanleihen und 40 Milliarden Dollar in Hypothekenanleihen pro Monat fortgesetzt würden. Die Anleger hatten auf einen Hinweis gehofft, dass sich diese Käufe auf Wertpapiere mit längeren Laufzeiten verlagern würden, oder auf eine Prognose darüber, was die Sicht der Fed ändern könnte.
Die FOMC-Erklärung wurde gegenüber der Version von Ende Juli geändert, um die neue Strategie der Fed widerzuspiegeln, die darauf abzielt, dass die Inflation über das 2%-Ziel hinausgeht, um mittel- bis langfristig einen Durchschnittswert von 2% zu erreichen. Die Fed wird an ihrer derzeitigen Geldpolitik festhalten, bis "die Inflation auf 2% gestiegen ist und auf dem Weg ist, für einige Zeit moderat über 2% zu liegen".
Für Powell "verdeutlichen diese Umstellungen unser starkes Engagement auf längere Sicht". Die Projektionen der FOMC-Mitglieder gehen sogar davon aus, dass die Inflationsrate erst 2023 bei 2,0% liegen wird. Für den Index der persönlichen Konsumausgaben, den die Fed zur Verfolgung der Inflation heranzieht, ging die Bandbreite der Prognosen sogar bis auf 1,7% zurück. Die politischen Entscheidungsträger erreichten nur eine Inflationsrate von 2%, indem sie ihre Prognosen von 2022 auf 2023 verschoben.
Die Wachstumsprognosen hängen, wie Powell deutlich machte, von weiteren fiskalischen Stützungsmaßnahmen ab, auch wenn Demokraten und Republikaner im Kongress hinsichtlich des Umfangs und der Form der Staatshilfen weiterhin auf der Stelle treten.
Fed-Mitglied Neel Kashkari forderte derweil eine stärkere Forward Guidance. Die US-Notenbank hätte sich dazu verpflichten sollen, die Zinsen erst wieder zu erhöhen, bis die Inflation "auf einer nachhaltigen Basis" 2% erreicht habe. Robert Kaplan, der Präsident der US-Notenbank von Dallas, stimmte den Zielen im geldpolitischen Begleittext grundsätzlich zu, wünscht sich jedoch eine größere Flexibilität des FOMC bei der Gestaltung der Zinssätze.