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Preisentwicklungen zunächst entspannend – D: Weniger Firmen planen Preiserhöhungen

Veröffentlicht am 13.04.2023, 10:31
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0988 (05:54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0917 im europäischen Geschäft markiert wurde. USD/JPY stellt sich auf 133,26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146,43. EUR-C HF oszilliert bei 0,9854.

Finanzmarkt: Preisentwicklungen wirkten zunächst entspannend

An den Finanzmärkten dominierte gestern Nervosität. Zunächst nahm die Risikofreude im Rahmen entspannterer Preisentwicklungen in den USA zu. Aber es waren nicht nur entspannende Signale von der Front der US-Verbraucherpreise, sondern ebenso von Verbraucherpreisen aus Indien, aus Russland und den Niederlanden (siehe Datenpotpourri). Zudem verweigerte sich die Notenbank Kanadas eines weiteren Zinsschritts, was als zartes Indiz für die kommende Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank interpretiert werden darf.

Das FOMC-Protokoll der letzten Sitzung, das aus Sichtweise des Marktes zu "falkenhaft" ausgefallen ist, forcierte am Abend dann zunehmende Risikoaversion. Nun ist dieses Protokoll "alt". Seitdem hat es diverse Einlassungen seitens Vertretern der US-Notenbank gegeben, die auf Veränderungen der Wahrnehmungslage bei Inflation und Konjunktur wegen neuer Datenlagen hindeuten. Ergo diskontierte der Markt am Abend "alte Nachrichten", nicht "aktuelle Nachrichten".

Zwei weitere Datensätze stachen in den letzten 24 Handelsstunden ins Auge. Das Federal Budget als Teilmenge des US-Haushalts lieferte mit einer Neuverschuldung per März in Höhe von 378 Mrd. USD (Prognose 302 Mrd. USD, Vorjahr -193 Mrd. USD) einen negativen Akzent struktureller Natur. Dagegen setzte Peking mit reüssierender Handelsbilanz und starken Exporten heute früh einen markanten positiven Akzent. Weiterhin werden die positiven Datensätze, ob konjunktureller oder struktureller Natur, nicht an Asiens Aktienmärkten diskontiert.

Die Europäischen Aktienmärkte konnten sich im Späthandel im Tagesvergleich behaupten. Dagegen verloren die US-Märkte an Boden. Asiatische Märkte mit Ausnahme Japans stehen heute früh unter mildem Druck.

An den Kapitalmärkten ergaben sich divergente Signale. 10 jährige Bundesanleihen rentieren heute früh mit 2,37% (Vortag 2,30%), 10 jährige US-Staatstitel mit 3,41% (Vortag 3,43%). An den Devisenmärkten verlor der USD gegenüber dem EUR an Boden. Veränderte Zinserwartungen als auch Defizitdaten belasten den USD. Gold und Silber halten die erhöhten Niveaus.

IFO: Weniger Unternehmen wollen Preise erhöhen

Weniger Unternehmen in Deutschland planen in den nächsten drei Monaten Preiserhöhungen. Laut Ifo hätten die Unternehmen einen Großteil der gestiegenen Kosten bereits an die Kunden weitergegeben. Zusätzlich hätte die Nachfrage nachgelassen. Gemäß IFO-Konjunkturchef dürfte die Inflation in den kommenden Monaten langsam zurückgehen.

Auf den Punkt: Das Barometer für die Preiserwartungen in der Gesamtwirtschaft sank im März auf 27,2 Punkte nach 29,2 Zählern per Februar. Es war der sechste Rückgang in Folge. Blick auf die Sektoren:

  • Einzelhandel: 49,0 nach 50,9 Punkten
  • Nahrungs- und Genussmitteln: 64,5 nach 76,2 Punkten
  • Baumärkte: 55,0 nach 39,7 Punkten
  • Unterhaltungselektronik: 72,6 nach 55,8 Punkten
  • Schreibwaren- und Papierhändler: 45,3 nach 85,7 Punkten
  • Dienstleister: 34,7 nach 31,7 Punkten
  • Industrie: 17,6 nach 25,4 Punkten
  • Baugewerbe: 7,2 nach 17,2 Punkten
  • Papiergewerbe: - 69,3 Punkte
  • Chemie: - 13 Punkte

Fazit: Für den Konsumsektor in den Positionen Einzelhandel bis Schreibwaren sind die Entspannungssignale unausgeprägter als außerhalb des Konsumsektors, Ergo ist die Reagibilität der Verbraucherpreise zunächst geringer als die der Erzeugerpreise.

Der Dienstleistungssektor nimmt eine mittlere Position ein. In den Sektoren Industrie, Chemie und Bau ist markante Entspannung erkennbar. Im Zeitverlauf wirken sich die industriellen Entwicklungen auch im Konsumsektor aus. Ergo ist die Einschätzung, dass sich die Inflation in den kommenden Monaten langsam zurückbildet seitens des IFO-Instituts nachvollziehbar.

USA-Sanktionspolitik wird umfassender

Die USA gaben weitere Sanktionen im Zusammenhangmit der Ukraine-Krise bekannt. Betroffen seien mehr als 120 Personen und Organisationen in mehr als 20 Ländern. Laut Darstellung des US-Finanz- und Außenministeriums sind Betroffene der Sanktionen in der Türkei, China, Ungarn und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Kommentar: Bisher haben die Sanktionen dazu geführt, dass die Welt sich teilt. Das wurde bei diversen G-20 Formaten deutlich, die am Ende G-13 und G-7 Formate unter einem Dach waren. Die Forcierung der Sanktionen auf Drittländer, die den widerrechtlichen US-Sanktionspraktiken (Basis WTO) nicht folgten, wird mit größter Wahrscheinlichkeit die Gräben vertiefen.

Das Ziel der Sanktionspolitik war es, Russland zu isolieren. Isoliert man Russland oder isoliert man sich selbst? Die jüngsten IWF-BIP-Prognosen sprechen eine recht eindeutige Sprache. Das gilt übrigens in erster Linie für Westeuropa und erst in zweiter Linie für die USA!

Datenpotpourri ab Donnerstag letzter Woche:

USA: CPI (J) mit geringstem Anstieg seit Mai 2021 – Budgetdefizit höher

Die Verbraucherpreise nahmen per März im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,4% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 5,0% (Prognose 5,2%) nach zuvor 6,0%. Es war der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit Mai 2021. Die Kernrate legte erwartungsgemäß im Monatsvergleich um 0,4% (Vormonat 0,5%) und im Jahresvergleich um 5,6% (Vormonat 5,5%, Spitze 09/2021 bei 6,6%) zu.

Das Federal Budget als Teilmenge der öffentlichen US-Verschuldung verzeichnete per Berichtsmonat März ein Defizit in Höhe von 378,0 Mrd. USD (Prognose -302,0 Mrd. USD). Im Vorjahr lag der Fehlbetrag bei lediglich 193,0 Mrd. USD. Im Jahresvergleich hat sich die Defizitlage in dem Zeitraum Januar bis März von -291 Mrd. USD per 2022 auf -679 Mrd. USD per 2023 verschlechtert.

Der von der MBA berechnete Hypothekenmarktindex stieg in der Berichtswoche per 7. April 2023 von zuvor 217,9 auf 229,5 Punkte. Trotz des Anstiegs oszilliert der Index auf niedrigem Niveau (historische Betrachtung).

Kanada: Leitzins unverändert bei 4,50%

Die Notenbank Kanadas hat den Leitzins gestern den Erwartungen entsprechend bei 4,50% belassen.

Exkurs Federal Reserve: Chance auf Verzicht eines Zinsschritts hoch

Hinsichtlich der entspannteren US-Preisdaten (CPI 5,0%, PPI heute vor Veröffentlichung, bisher 4,6%, erwartet bei 3,0%, Importpreise -1,0%) als auch weniger überzeugenden US-Konjunkturdaten gekoppelt mit verschärften US-Kreditbedingungen (wirken wie Zinserhöhungen) nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass auch die US-Notenbank dem Beispiel Kanadas folgen wird und bei der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve auf einen Zinsschritt verzichten wird.

China: Starker Überschuss, starke Exporte

Die Handelsbilanz wies per März einen Überschuss in Höhe von 88,19 Mrd. USD (Prognose 39,2 Mrd. USD) nach zuvor 116,88 Mrd. USD aus. Exporte stiegen im Jahresvergleich um 14,8% (Prognose -7,0%), während Importe um 1,4% sanken (Prognose -5,0%).

Russland: CPI bei 3,5% (J), dem geringsten Anstieg seit 07/2020

Die Verbraucherpreise verzeichneten per Berichtsmonat März im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,4% (Vormonat 0,5%) und Im Jahresvergleich um 3,5% (Prognose 3,4%, Vormonat 11,0%). Es war der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit Juli 2020.

Indien: CPI im Jahresvergleich mit geringstem Anstieg seit 12/2021

Die Verbraucherpreise stiegen per März im Jahresvergleich um 5,66% (Prognose 5,88%) nach zuvor 6,44%. Es war die geringste Zunahme im Jahresvergleich seit Dezember 2021.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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