Der Januar-Effekt, eine wahrgenommene Marktanomalie, bei der die Aktienrenditen im Januar höher sind als in anderen Monaten, wird seit seiner ersten Erwähnung im Jahr 1942 mit Interesse beobachtet.
Traditionell wird dieser Effekt auf das Kumulieren von steuerlich wirksamen Verlusten zum Jahresende zurückgeführt, wenn Anleger ihre Verlustpositionen abstoßen, um ihre Steuerschuld auf Kapitalerträge auszugleichen, was zu einem Ausverkauf im Dezember führt. Darauf folgt laut den Beobachtungen im Januar eine Kaufwelle, in deren Verlauf die Anleger sich wieder mit Aktien eindecken und damit die Nachfrage und die Notierungen nach oben treiben.
Weitere Erklärungen für den Januar-Effekt sind der Zufluss von Cash aus Jahresendboni in den Aktienmarkt, die Zunahme von steuerbegünstigten Altersvorsorgekonten in den USA (IRA, 401(k)s etc.) sowie die Verbreitung neuer Anlageinstrumente und regulatorischer Änderungen.
Hinzu kommt eine wahrgenommene Zunahme der Anlageaktivität. Grund dafür ist, dass die Menschen ihre Neujahrsvorsätze, mehr zu investieren, in die Tat umsetzen. Schließlich wird der Januar seit jeher mit Neuanfängen und optimistischer Stimmung in Verbindung gebracht. Eine kürzlich von YouGov (LON:YOU) durchgeführte Umfrage ergab, dass etwa ein Drittel der erwachsenen Amerikaner Neujahrsvorsätze für 2024 gefasst hat.
Vom Spitzenreiter zum Nachzügler
Der Januar-Effekt war zwar in der Vergangenheit ein ausgeprägter Trend, hat sich aber in den letzten Jahren zunehmend abgeschwächt.
Dazu ein Blick auf die folgende Abbildung. Sie zeigt die durchschnittlichen monatlichen Gewinne für den S&P 500 über zwei Zeiträume: den 30-Jahres-Zeitraum bis Ende 1993 und den darauf folgenden 30-Jahres-Zeitraum bis Ende 2023. Wie Sie dem Balkendiagramm auf der linken Seite entnehmen können, war der Januar mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs der Aktien von 1,85 % der renditestärkste Monat. Das ist deutlich mehr als im Dezember, dem zweitwichtigsten Monat, in dem der Aktienmarkt im Durchschnitt um 1,55 % zulegte.
In den folgenden 30 Jahren hat sich die Rangfolge jedoch geändert, und der Januar ist nicht mehr an erster Stelle, sondern auf den achten Platz zurückgefallen. Tatsächlich legten die Aktien in diesem Monat nur noch um 0,28 % zu.
Die gleiche Beobachtung gilt auch für Small-Cap-Aktien. Vor 1993 übertraf der Russell 2000 im Januar mit einem durchschnittlichen Plus von erstaunlichen 4,37 % die Erwartungen bei weitem. Dieser enorme Monatsgewinn wandelte sich in den folgenden 30 Jahren in einen leichten Verlust um. Mittlerweile gehören die Monate November und Dezember zu den unangefochtenen Spitzenreitern.
Was ist hier passiert? Vielleicht nichts. Vielleicht gibt es das Phänomen immer noch, hat sich aber auf eine kürzere Dauer reduziert.
Was auch immer die Erklärung sein mag, ich rate Anlegern und Händlern, diesem Phänomen mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen. Meiner Meinung nach sind die Marktteilnehmer besser beraten, wenn sie die Fundamentaldaten des Marktes und die langfristigen makroökonomischen Trends im Auge behalten, anstatt zu versuchen, von einer zunehmend fragwürdigen Anomalie zu profitieren.
Das Wahljahr 2024: Eine neue Ebene der Komplexität
Wie ich schon oft geschrieben habe, ist die Regierungspolitik ein Wegbereiter des Wandels, und wenn dem so ist, wird 2024 viele Veränderungen bringen, auf die Anleger vorbereitet sein sollten. In diesem Jahr stehen über 40 nationale Wahlen an, was es zum größten Wahljahr der Geschichte macht.
Nach Berechnungen von Bloomberg Economics werden die Wähler in Ländern, die 41 % der Weltbevölkerung und 42 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) repräsentieren, eine neue Führung wählen. Das gilt auch für die Wählerinnen und Wähler in den USA, die sich auf ein erneutes Duell zwischen dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump und seinem Nachfolger Joe Biden einstellen.
Weitere prominente Staatsoberhäupter, die sich 2024 zur Wiederwahl stellen, sind Indiens Narendra Modi, Venezuelas Nicolas Maduro sowie Wladimir Putin in Russland und Wolodymyr Zelensky in der Ukraine.
Historisch gesehen sind Wahljahre gute Jahre für die Aktienmärkte. Seit 1928 ist der S&P 500 in diesen Jahren um durchschnittlich 7,5 % gestiegen, und laut RBC Wealth Management erzielten die Börsen in 75 % der Fälle positive Renditen.
Natürlich kann es auch hier irreführend sein, sich ausschließlich auf historische Muster zu verlassen. Meiner Meinung nach ist es viel wichtiger, die zugrundeliegenden Wirtschaftsindikatoren, die Leistung der Unternehmen und die breiteren Markttrends zu verstehen, die den langfristigen Wert bestimmen. Anleger sollten auch der Diversifizierung ihres Portfolios Priorität einräumen und in eine Mischung von Vermögenswerten investieren, die ihrer Risikotoleranz und ihren Anlagezielen entspricht.
Ich empfehle nach wie vor die goldene 10-Prozent-Regel, bei der 5 % in physisches Gold (Barren und Münzen) und die restlichen 5 % in hochwertige Goldminenaktien, Investmentfonds und ETFs investiert werden.
Im Jahr 2023 war Gold mit einem Plus von 13,10 % der Rohstoff mit der besten Performance.
Der S&P 500 ist ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Index der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen. Der Russell 2000 Index bildet die 2000 kleinsten Unternehmen des Russell 3000 Index ab, die ca. 8 % der gesamten Marktkapitalisierung des Russell 3000 ausmachen.
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