Kanada wirft chinesische Lithiumfirmen aus dem Land. Saudi-Arabien wirbt um australisches Bergbau-Know-How und Deutschland garantiert Rohstoffhändlern Kredite. Regierungen weltweit positionieren sich im Rohstoff- und Miningsektor neu.
Kanada hat einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge den Ausstieg von drei chinesischen Unternehmen bei kanadischen Lithiumproduzenten angeordnet. Wenige Tage zuvor hatte das Land die Regeln für ausländische Investitionen in kritische Rohstoffe verschärft.
Kanada drängt drei chinesische Unternehmen vom heimischen Markt
Sinomine (Hongkong) Rare Metals Resources Co. Ltd muss demnach seinen Anteil an dem in Vancouver ansässigen Unternehmen Power Metals Corp veräußern. Chengze Lithium International Ltd gegenüber wurde angeordnet, den Anteil an der in Calgary ansässigen Lithium Chile Inc zur veräußern. Dasselbe gilt für Zangge Mining Investment (Chengdu) Co., das sich von dem in Vancouver ansässigen Lithiumproduzenten Ultra Lithium Inc. trennen muss.
Der kanadische Industrieminister Francois-Philippe Champagne erklärte am Mittwoch, die Entscheidung basiere auf dem Rat von Experten für kritische Mineralien. In der vergangenen Woche hatte die Regierung neue Richtlinien für Auslandsinvestitionen verabschiedet, die insbesondere ausländischen Staatsunternehmen den Einstieg in das Geschäft mit kritischen Mineralien wie Lithium, Nickel, Kupfer und Uran erschweren. Solche Transaktionen werden fortan nur noch in Ausnahmefällen genehmigt.
Protest kam aus Peking. Der Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian, sieht in den Maßnahmen eine unangemessene Unterdrückung chinesischer Unternehmen. Diese werde die Stabilität der Lieferkette beeinträchtigen.
Saudi-Arabien bietet australischen Minern 170 Milliarden USD
Auch Saudi-Arabien stellt sich neu auf – und will eigene Bodenschätze fördern. Das Problem: Es fehlt an dem erforderlichen Know-how. Deshalb umwirbt das Land nun australischen Miner mit einem 170 Milliarden USD schweren Plan zum Aufbau einer Bergbauindustrie. Das ölreiche Land will seine Wirtschaft damit weiter diversifizieren.
Laut Angaben des Königreichs gibt es in dem Land Mineralvorkommen im Wert von rund 1,3 Billionen USD. Genannt werden konkret Kupfer, Zink, Phosphat und Gold. Der saudische Minister für Industrie und Bodenschätze, Bandar bin Ibrahim Al-Khorayef, bereist derzeit Australien, um bei Unternehmen in den Bereichen Exploration und Rohstoffabbau zu werben. 60 % der benötigten 170 Milliarden USD sollen durch Privatunternehmen, der verbleibende Anteil durch staatliche Unternehmen finanziert werden.
Saudi-Arabien will offenbar das australische Modell kopieren, dass auf viele Junior Miner aus dem Privatsektor setzt. Diese Unternehmen entwickeln Projekte mit größerem Risiko in frühen Stadien.
Deutschland stellt Rohstoffhändlern Kreditbürgschaften zur Verfügung
Auch die deutsche Regierung ändert ihre Rohstoffstrategie. Um Lieferungen aus Russland zu ersetzen, bietet der Staat Rohstoffhändlern Kreditgarantien für den Kauf von Energierohstoffen und wichtigen Metallen an.
In der vergangenen Woche hatte die Regierung der Trafigura Group über eine Hermes (EPA:HRMS) Bürgschaft 800 Millionen USD garantiert. Wie Bloomberg berichtet, erwägt Trafigura nun den Abschluss eines weiteren Geschäfts über LNG. Die Bundesregierung ist offenbar bereit, auch privaten und hochprofitablen Unternehmen Steuergelder zur Verfügung zu stellen – so groß ist die Sorge vor Engpässen bei der Rohstoffversorgung.
Erkennbar findet ein Umdenken statt. Bloomberg zitiert Jean-Francois Lambert von Lambert Commodities. Demzufolge „dämmere der Welt nun, dass strategische Beschaffung wichtig ist“. Die großen Handelshäuser seien die ersten Ansprechpartner der Regierungen, die nun flexibel und schnell für Lieferungen sorgen müssten.
Auch in den USA hat ein Umdenken stattgefunden. So sieht etwa der verabschiedete Inflation Reduction Act die Unterstützung der heimischen Batteriemetallproduktion vor. Subventionen für Elektroautos gibt es zum Beispiel nur, wenn die verwendeten Rohstoffe im eigenen Land oder bei engen Verbündeten gefördert wurden.
Neben der lückenlosen Versorgung mit Rohstoffen geht es Regierungen auch um die Absicherung der Lieferketten. Seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs wird das Risiko einer politisch bedingten Unterbrechung dieser Lieferketten generell höher eingestuft.