Verschiedene Zentralbanken im Asien-Pazifik-Raum haben in der letzten Woche ihre Leitzinsen überraschend aggressiv gesenkt und andere dürfte sich dem anschließen, als sie den Spielraum nutzen, der ihnen durch die Zinssenkungen in den USA und Europa eingeräumt wurde.
Neuseelands Zentralbank senkte ihren Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 1%, das Doppelte dessen, was erwartet worden war. Thailand senkte seine Zinsen um einen Viertelprozentpunkt auf 1,5%, während Ökonomen keine Veränderung vorhergesagt hatten. Und Indien, dass in diesem Jahr den Vorreiter bei der Lockerung der Geldpolitik gespielt hatte, senkte seinen wichtigsten Zinssatz von 5,75% auf 5,4%, seinem niedrigsten Niveau in neun Jahren.
Der Zinsschritt in Neuseeland bereitet den Weg für eine ähnliche Zinsreduktion Anfang September durch die australische Zentralbank, die Reserve Bank of Australia, die sich Indien bei der letzten Zinssenkungsrunde im Juni angeschlossen hatte. Auch Brasilien überraschte die Analysten Ende Juli mit seinem Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt nach unten, seine erste Zinssenkung seit März, was den Leitzins auf ein neues Tief von 6% brachte.
Die Zinssenkungen im Asien-Pazifik-Raum folgen in den Fußstapfen des Viertelprozentschritts der Federal Reserve im letzten Monat, die die Tür für weitere Zinssenkungen offenließ, ohne diese allerdings explizit zu versprechen. Die Europäische Zentralbank unterdessen bereitet ein Paket von geldpolitischen Maßnahmen vor, um das Kreditumfeld zu lockern und die lahmende europäische Wirtschaft zu beleben.
In diesem Zusammenhang sind die Zinssenkungen im Asien-Pazifik-Raum wahrscheinlich nicht nur Nachzügler, sondern auch Vorreiter weiterer Zinsschritte der großen Zentralbanken. Die Notenbanker in der Region erwarten von der EZB, dass diese ihr Paket umsetzen wird und sie mögen auch darauf bauen, dass die Fed im September einen weiteren Viertelprozentschritts machen wird.
Anzeichen einer globalen Rezession mehren sich
Die neuen Schritte zu einem geldpolitischen Stimulus kommen inmitten immer neuer Hinweise auf eine globale Rezession, die von den Spannungen durch die stockenden Fortschritte bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China verschärft werden. Die Zentralbanken haben nur begrenzten Handlungsspielraum, aber da die Inflation trotzig im Keller bleibt, scheinen sie entschlossen zu sein, diesen Mechanismus voll auszunutzen.
Es ist noch nicht einmal sicher, dass ein Aufdrehen des Geldhahns überhaupt helfen wird, aber diese Länder wollen nicht zurückbleiben, wenn Zinssenkungen im Anzug sind. Als Minimum würden höhere Zinsen ihre Landeswährungen stärken, während die USA, Europa und China darum kämpfen, ihre Währungen so schwach wie möglich zu machen.
Die Schweizer Notenbank und die Bank von England, die zwei weitere wichtige Reservewährungen kontrollieren, erwägen ebenfalls die Möglichkeit von Zinssenkungen. Für die Schweizer—die in dem Devisenhandel interveniert haben, um den Aufwärtsdruck auf den Franken zu dämpfen—wäre es ein Schritt tiefer in den Negativbereich, da der Leitzins schon jetzt minus 0,75% beträgt.
Für die Bank von England wäre eine Zinssenkung eine Abkehr nach ihren früheren Absichten, die Zinsen anzuheben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Industriestaaten sieht sich Großbritannien realem Inflationsdruck ausgesetzt, aber die wachsenden Unsicherheiten rund um den Brexit haben die Zentralbank sich auf eine Zinssenkung vorbereiten lassen, um Verwerfungen im Falle eines abrupten EU-Austritts ohne Übergangsabkommen abzufedern.
US-Aktien brachen am Mittwoch ein, als eine weiterer Zinskurveninversion bei US-Staatsanleihen einsetzte, diesmal zwischen den 2-Jahrespapieren, die zur Zeit mit 1,561% mehr als die 10-Jahresanleihe mit 1.534% abwerfen. Die Renditekurve zwischen den 3-Monatspapieren und den 10-jährigen ist seit Wochen invertiert. In Großbritannien ist die Rendite der 2-Jahresanleihe um einen Basispunkt gestiegen, während die der 10-Jahresanleihe um 2 Basispunkte fiel, was die Zinskurve invertierte.
Rezessionen folgen nicht unmittelbar auf eine Invertierung der Zinsstrukturkurve—das kann ein oder zwei Jahre brauchen—aber in Verbindung mit enttäuschenden Daten wie der Rückgang des deutschen BIPs am Mittwoch, kann es die mit Erwartungen handelnde Märkte pessimistisch machen.