Die Kupferproduktion des fusionierten Unternehmens läge in Reichweite von BHP (ASX:BHP). Sollten sich die Gespräche als substanziell erweisen, wären noch viele Hürden zu nehmen.
Die beiden Rohstoffriesen Rio Tinto (LON:RIO) (ISIN: GB0007188757, WKN: 852147) und Glencore (ISIN: JE00B4T3BW64, WKN: A1JAGV) erwägen offenbar eine Fusion. Dies meldete Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, die anonym bleiben wollten. Demnach wurden kürzlich "erste Gespräche" über einen Deal geführt. Der Nachrichtenagentur zufolge ist unklar, ob die Gespräche noch laufen. Vertreter von Rio und Glencore (LON:GLEN) lehnten eine Stellungnahme ab.
Eine Fusion der beiden Unternehmen wäre der größte Bergbaudeal aller Zeiten. Rio Tinto ist der zweitgrößte Bergbaukonzern der Welt nach BHP (ISIN: AU000000BHP4, WKN: 850524). Zum Handelsschluss in London am Donnerstag lag die Marktkapitalisierung von Rio Tinto bei 103 Mrd. USD. Glencore kommt auf 55 Mrd. USD, Branchenprimus BHP auf 126 Mrd. USD.
Fokus einer Fusion läge auf Kupfer
Der Markt erwartet für den Fall eines Deals offenbar ein Kaufangebot von Rio Tinto. Dies legen jedenfalls die ersten Kursreaktionen nahe: Die Rio Tinto Aktie gab leicht nach, Glencore zog spürbar an.
Eine Fusion der beiden Unternehmen wäre keine gänzlich neue Idee. Bereits 2014 hatte Glencore unter der Führung des damaligen CEO Ivan Glasenberg – der bis heute noch fast 10 % der Anteile hält – diesen Weg vorgeschlagen.
Der Fokus beider Unternehmen dürfte auf dem Kupfergeschäft liegen, das aufgrund der globalen Dekarbonisierungsbestrebungen als besonders zukunftsträchtig gilt. Zusammen würde die Kupferproduktion von Rio und Glencore in Schlagdistanz zu der von BHP gelangen.
Glencores Prognose für 2024 liegt bei etwa 1 Million Tonnen, während Rio Tintos oberes Ziel bei 720 Kilotonnen liegt. Für das Geschäftsjahr 2025 wird bei BHP mit einer jährlichen Kupferproduktion zwischen 1,84 Millionen Tonnen und 2,04 Millionen Tonnen gerechnet, verglichen mit 1,86 Millionen Tonnen im Vorjahr.
Rio Tinto hält 30 % an der durch BHP betriebenen Mine Escondida in Chile, der größten Kupfermine der Welt. Auch Oyu Tolgoi in der Mongolei – die nach Fertigstellung der unterirdischen Mine die viertgrößte Kupfermine der Welt sein wird – und die Kennecott-Mine in Utah gehören zum Portfolio.
Glencores Kohlegeschäft als eine von vielen Hürden
Glencore betreibt Kupferminen, Schmelzhütten, Raffinerien und Recyclinganlagen. In der DR Kongo gehören etwa Kamoto Copper und Mutanda Mining, in Australien Mount Isa, in Chile Collahuasi und Lomas Bayas, in Peru Antamin und Antapaccay zum Portfolio.
Beide Unternehmen hatten bereits im Vorjahr größere Zukäufe getätigt. Rio Tinto kaufte Arcadium Lithium (ISIN: JE00BM9HZ112, WKN: A3E4N8) – dessen Schwerpunkt auf Argentinien liegt – für 6,7 Mrd. USD. Glencore erwarb das Kohlegeschäft von Teck Resources (ISIN: CA8787422044, WKN: 858265) für 6,9 Mrd. USD.
Bevor der Deal zustande kommen kann, warten noch einige Hürden. Glencores riesiges Kohlegeschäft wäre ein Hindernis und müsste womöglich ausgegliedert werden. Das Unternehmen hatte sich nach Rückmeldungen seiner Investoren kürzlich jedoch gegen eine Ausgliederung der hochprofitablen Sparte entschieden.
Glencore betreibt zudem Minen an Standorten, die Rio Tinto eher meidet – etwa die DR Kongo. Rio Tinto wiederum ist weiterhin stark im Geschäft mit Eisenerz engagiert – ein Markt, der für Glencore aufgrund der absehbar schwindenden Margen wenig attraktiv sein könnte. Mit Simandou in Guinea nimmt Rio in Kürze ein riesiges Eisenerzprojekt in Betrieb.