Rezessionsängste versetzen den Rohstoffpreisen einen Dämpfer. Allerdings sind nicht alle Rohstoffe gleich betroffen. Bloomberg wagt einen Ausblick auf die Entwicklung von Kupfer, Eisenerz, Gold, Öl, Gas, Lithium und Agrarrohstoffen.
Eine deutliche Abkühlung der Wirtschaft bis hin zur Rezession könnte laut einer aktuellen Analyse von Bloomberg auch viele Rohstoffe treffen. Tatsächlich deutet sich dies bereits an: Der Ölpreis ist ebenso von seinem Höchststand entfernt wie die Preise vieler Metalle.
Goldman Sachs (NYSE:GS): Preishoch bei Rohstoffen noch nicht erreicht
Goldman Sachs allerdings glaubt nicht, dass Rohstoffe bereits ihren Höhepunkt erreicht haben und interpretiert die aktuellen Bewegungen somit als Korrektur innerhalb eines längerfristigen Aufwärtstrends.
Bloomberg zitiert den Analysten Jeffrey Currie, demzufolge eine langanhaltende Rezession die Nachfrage nach Rohstoffen und damit auch deren Preise drücke. Dieser Zustand sei jedoch noch nicht erreicht. Wirtschaftswachstum und Verbrauchernachfrage verlangsamten sich, fielen jedoch nicht vollständig weg.
Höhepunkt der Gaskrise steht erst noch bevor
Weitere Angebotsschocks könnten zudem die Preise erneut auf neue Höhen treiben – insbesondere in Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellte in der vergangenen Woche klar: „Auch wenn wir es noch nicht spüren, wir befinden uns in einer Gaskrise“.
Der Grund dafür ist die befürchtete Einstellung von Gaslieferungen durch Russland. Im Winter droht eine historische Verknappung bei saisonbedingt hoher Nachfrage. Dies treibt die Preise auch für andere Brennstoffe wie LNG – zumal hier aufgrund einer ausgefallenen Exportanlage in den USA besondere Knappheit besteht.
Die Gaskrise wird dabei nicht nur die Heizkosten- und Stromrechnungen für Haushalte und Unternehmen ansteigen lassen. Auch viele andere Branchen benötigen Gas – etwa zur Herstellung von chemischen Produkten, Düngemitteln etc. In Europa droht eine Gasrationierung. Auch in Japan arbeitet die Regierung an einer Reduktion des Verbrauchs und dem Einkauf zusätzlicher Kraftstoffe.
Lebensmittelkrise: Entspannung in Sicht?
Nicht zuletzt der Ukrainekrieg hat das Risiko für eine globale Nahrungsmittelkrise deutlich erhöht. In Europa steht bald die Erntesaison an. Danach wird sich der Fokus auf die Südhalbkugel und hier insbesondere Australien, Brasilien und Argentinien richten. Grundsätzlich ist mit einer steigenden Produktion zu rechnen – weil Agrarproduzenten ihren Anbau aufgrund der gestiegenen Preise forcieren.
Gleichwohl werden die Lagerbestände auch weiterhin knapp bleiben, da viel Getreide in der Ukraine verbleibt. Bloomberg glaubt trotzdem nicht, dass es zu einer kritischen Zuspitzung kommt. Die globalen Nahrungsmittelkosten seien seit ihrem Allzeithoch im März deutlich gefallen. Besonders Palmöl sei deutlich billiger geworden, da Indonesien die Exporte ausbaue. Russland stehe vor einer Rekordernte.
Analysten uneins über Entwicklung der Ölpreise
Wie sich die Preise entwickeln, scheint derzeit besonders ungewiss. Bloomberg zitiert den Ölbeobachter der Citigroup Inc (NYSE:C)., Ed Morse, der den Preis für Rohöl im vierten Quartal auf 80 USD taxiert und dabei die Abkühlung der Konjunktur als Hauptgrund anführt. Goldman Sachs dagegen glaubt, dass die Preise weiter steigen.
Der Preis für leichtes US Öl (WTI) hat in den letzten zwölf Monaten um mehr als 50 % zugelegt. Brent Öl kostet sogar 54 % mehr als vor einem Jahr. Nach einer wirklichen Korrektur sieht es am Ölmarkt charttechnisch nicht aus.
Der Markt hatte zunächst ein neues Hoch kurz nach Kriegsausbruch bei gut 120 USD (WTI) erreicht und dann korrigiert. Seitdem bewegt sich der Ölpreis jedoch in einem volatilen Aufwärtstrend weiter nach oben.
Konjunktur in China spielt entscheidende Rolle
Ein Grund für die globalen Rezessionsängste ist die schwache Konjunktur in China. Sollte die Wirtschaft dort wieder anspringen, wird auch die Nachfrage nach Energie und Metallen steigen. China kämpft jedoch mit erheblichen Problemen auf dem Immobilienmarkt, der für Eisenerz und Kupfer eine besondere Rolle spielt. Anhaltende Probleme in China könnten dazu führen, dass beide Märkte ihre Höchststände aus dem Frühjahr nicht so schnell wieder erklimmen.
Quo vadis Gold?
Der Goldpreis hat sich in den vergangenen Monaten ausgesprochen stabil gezeigt. Aktuell notiert der Preis in USD gerechnet minimal über dem Niveau von vor einem Jahr. Bären führen hier Risiken durch stärkere Zinserhöhungen und einen erstarkenden Dollar an. Doch manches spricht auch für Gold: Eine harte Landung der Weltwirtschaft wird die Nachfrage nach sicheren Häfen steigen lassen.
Lithiumaktien hinken Lithiumpreis deutlich hinterher
Der Lithiumpreis scheint von Rezessionsängsten sehr viel weniger betroffen zu sein. Nach einer kurzen und sehr moderaten Korrektur steigen die Preise bereits wieder. Lithium wird in Batterien für Elektrofahrzeuge benötigt – und kann sich so über eine Sonderkonjunktur freuen.
Wie Bloomberg errechnet hat, ist der Lithiumpreis seit 2017 um Größenordnungen stärker gestiegen als Lithiumaktien (gemessen am Solactive Global Lithium Index). Kürzlich fand eine entscheidende Bergbaukonferenz in Toronto statt. Bloomberg mutmaßt, dass der Optimismus dort auf bevorstehende Geldströme in den Lithiummarkt fußen könnte.
Top-Produzenten wie Albemarle (NYSE:ALB) Corp. (WKN: 890167, ISIN: US0126531013) und SQM (WKN: 895007, ISIN: US8336351056) können davon ebenso profitieren wie Explorationsunternehmen. Hier stehen insbesondere Explorer im Mittelpunkt, die in politisch sicheren Ländern wie Kanada oder Australien Vorkommen erschließen.
Dazu gehört etwa Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. (CSE:FAT) (WKN: A3DCC8, ISIN: CA3455101012). Das Unternehmen besitzt vier Hartgestein-Lithium-Projekte in Kanada und will neben der Rohstoffgewinnung auch die Produktion von Lithiumhydroxid in Batteriequalität in die Wertschöpfungskette aufnehmen.