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Der Aktienmarkt hat deutlich korrigiert. Aufgrund multipler Krisen ist der Einstieg jedoch mit größeren Unsicherheiten verbunden. Manches spricht dafür, dass US-Aktien zu diesem Zeitpunkt die bessere Wahl sein könnten.
Der Assetmanager Columbia Threadneedle sieht in US-Aktien derzeit die tendenziell beste Option am Aktienmarkt. William Davies, Global Chief Investment Officer sagte gegenüber der Börsen-Zeitung vor einigen Tagen, die US Wirtschaft sei unabhängiger als andere Wirtschaftsräume. Zudem gebe es in den USA Anreize für Unternehmen, einerseits in die Entwicklung nachhaltiger Produkte wie Elektromobilität zu investieren, andererseits aber auch die Lieferketten zu renationalisieren. Damit dürfte Davies auf den Inflation Reduction Act anspielen, der z. B. Subventionen an die Lieferketten bindet.
Schwaches China und angeschlagene Emerging Markets
Eine Rezession in den USA und Europa sei jedoch sehr wahrscheinlich. Entscheidend sei nun, wie heftig diese Rezession ausfallen werde. Konjunkturelle Unsicherheiten gebe es global. So hätten Chinas Konjunkturprogramme nicht zu positiven Wachstumsimpulsen geführt. Die Volksrepublik sei zudem durch die Null-Covid-Politik und den damit zusammenhängenden Schließungen belastet. Dies zögere einen Konjunkturaufschwung hinaus.
Viele Schwellenländer litten zudem unter einem starken Dollar und hohen Rohstoffpreisen. Dadurch stiegen die Kosten für den Import von Energie und Nahrungsmitteln. Die Schwellenländer seien durch die Zinswende und den starken Dollar besonders gefährdet. Die Situation erschwere die Bedienung von Verbindlichkeiten und den Zugang zu Kapital für Emittenten aus den Emerging Markets.
Europa steht vor vielfältigen Problemen
In Europa indes gibt es eine Vielzahl von Problemen. Die Energieknappheit ist besonders stark ausgeprägt, die Preise für Gas und Strom teils exorbitant hoch. Viele Unternehmen haben bereits ihre Produktion gedrosselt oder ganz eingestellt. Der schwache Euro verteuert Energieimporte zusätzlich. Anhaltende Lieferkettenprobleme und energiepreisbedingte Betriebsschließungen lassen zudem nicht vermuten, dass ein schwächerer Euro die Exporte stimulieren könnte.
Nicht zuletzt sieht sich auch Europa mit einer Zinswende konfrontiert, die – bei weiterem Voranschreiten – manche Unternehmen und auch Staaten in Bedrängnis bringen könnte. Als unsicherer Kantonist gilt hier insbesondere Italien, das am vergangenen Sonntag eine neue Regierung gewählt hat. William Davies glaubt, dass das Ergebnis der Wahlen „Auswirkungen auf die Position des Landes innerhalb der Eurozone und darüber hinaus haben könnte“. Viele Aktien im italienischen Index FTSE MIB seien zudem stark mit Russland und Osteuropa verbunden. Dies gelte insbesondere für Finanzwerte.
Starker US-Dollar dämpft Verluste
Wer heute in US-Aktien investiert, kann durch Wechselkursgewinne des USD möglicherweise profitieren und schon allein durch diese Wechselkurseffekte bessere Ergebnisse erzielen. Wie stark diese Wechselkurseffekte sind, zeigt ein Blick auf die letzten zwölf Monate. Der S&P500 hat in den letzten zwölf Monaten rund 17 % an Wert verloren. Im selben Zeitraum gewann jedoch der US-Dollar rund 15 % gegenüber dem Euro hinzu. Das Gesamtergebnis in Euro fällt somit deutlich besser aus als bei einem Investment in den Euro Stoxx50, der in letzten zwölf Monaten 20 % an Wert verlor. Der DAX hat den letzten zwölf Monaten sogar rund 22 % eingebüßt.
Einzeltitel statt Gesamtmarkt?
Davies empfiehlt die Analyse von Einzeltiteln und erteilt damit einem Einstieg in den Gesamtmarkt zum jetzigen Zeitpunkt indirekt eine Absage. Der Vermögensverwalter fokussiert sich auf Aktien mit starker Bilanz und führt als Beispiel unter anderem Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Eli Lilly (NYSE:LLY) aus den USA, aber auch Schneider Electric (EPA:SCHN) aus Frankreich und Novo Nordisk (NYSE:NVO) aus Dänemark an. Diese Unternehmen profitierten von langfristigen strukturellen Trends.
Wann es zu einer Trendwende nach oben kommt, dürfte nicht zuletzt vom Verlauf des Zinserhöhungszyklus abhängen. Für die kommenden Monate und Quartale sind weitere Zinserhöhungen auf breiter Front zu erwarten. Lässt die Inflation nach, könnten auch die Notenbanken die Zügel wieder lockerer lassen. Wie wichtig die Geldpolitik für die Aktienmärkte mittlerweile ist, zeigt eine Entscheidung der britischen Notenbank aus dieser Woche. Entgegen dem eigentlichen Straffungsprogramm wurden kurzzeitig Anleihekäufe durchgeführt, um das britische Pfund zu stützen. Die Folge war ein nahezu globales Plus an den Aktienmärkten – wenngleich sich dieses als Strohfeuer entpuppte.