Seit Mitte November entwickeln sich die Aktienmärkte extrem volatil. Es kommt immer wieder zu heftigen Kursausschlägen in die ein oder andere Richtung. Scharfe Ausverkäufe gefolgt von plötzlichen und dramatischen Kurserholungen. Die Börse scheint sich mitten in einer gewaltigen Gezeitenwende zu befinden, die sich grundlegend von der stetigen Aufwärtsbewegung unterscheidet, die wir in den letzten 20 Monaten erlebt haben.
Auch Ende 2014 und 2015 kam es zu ähnlich heftigen Kursbewegungen, die allerdings ebenfalls zu keiner klaren Richtung an den Aktienmärkten geführt hatten. Damals und heute weisen viele Gemeinsamkeiten auch. Die Fed hatte 2014 die quantitative Lockerung beendet. Zwar hat die US-Notenbank das QE im Jahr 2021 noch nicht komplett beendet, doch wird dies voraussichtlich sehr früh im Jahr 2022 der Fall sein. Der einzige Unterschied besteht darin, dass das QE dieses Mal wesentlich umfangreicher ist und sehr viel schneller zurückgefahren wird.
Die große Gezeitenwende
Diese Gezeitenwende wird wohl zu weitaus größeren Kursschwankungen führen, schließlich muss der Markt von nun an mit weniger lockeren finanziellen Bedingungen, geringerer Liquidität sowie einem erschwerten Zugang zu Wertpapierkrediten zurechtkommen. So war es am Ende des letzten QE-Zyklus, und es ist durchaus möglich, dass sich dies in irgendeiner Form diesmal wiederholt.
Der S&P 500 von heute und von 2013 bis 2015 erlebte bis zum Herbst 2014 einen relativ leichten Anstieg mit sehr geringer Volatilität. Das war ungefähr der Zeitpunkt, an dem der S&P seinen ersten signifikanten Vola-Schub erfuhr, noch vor dem Ende der QE Ende Oktober 2014.
Es wird wild
Dies führte schließlich zu einem Aktienmarkt, der nicht nur volatil war und enormen Kursschwankungen unterlag, sondern auch zu einem Markt, der sich lange Zeit seitwärts bewegte. Diesmal scheint die Börse die gleiche Übergangsphase zu durchlaufen und einen ähnlichen Weg zu beschreiten, zumindest was die steigende Volatilität betrifft, die mit dem Ende der quantitativen Lockerung einhergeht. Der einzige Unterschied besteht darin, dass das QE dieses Mal viel schneller zu Ende geht. Im Dezember 2013 kündigte die Fed an, dass sie ihr Kaufprogramm zurückfahren würde, und im Oktober 2014 endete es. Der aktuelle Tapering-Prozess wird in nahezu der Hälfte der Zeit abgeschlossen sein.
Daher ist im Zuge dieser geldpolitischen Wende der Fed ähnlich wie bei der Kursumstellung im Jahr 2015 mit einer hohen Volatilität am Markt zu rechnen. So ist es eher unwahrscheinlich, dass der S&P 500 deutlich höhere Kursstände erreichen wird. Vielmehr ist mit weiteren Turbulenzen in Form heftiger Kursabstürze, gefolgt von sehr steilen Erholungsphasen, zu rechnen. Und jedes Mal haben danach sowohl die Bullen als auch die Bären das Gefühl, die Kontrolle gewonnen zu haben, was am Ende zu großer Frustration führt.
Angesichts der Tatsache, dass die Fed ihr Kaufprogramm weiter zurückfährt und den Exit aus der ultralaxen beschleunigt, ist es gut möglich, dass sich das Umfeld für Aktien eintrübt und die Volatilität zunimmt, weil viele der durch QE förderlichen Faktoren dann nicht länger existieren. Sollte es so laufen wie beim letzten Mal, bleibt die Volatilität in den nächsten Wochen und Monaten sehr hoch und sorgt für einen Markt, der nirgends hingeht und letztlich wohl sogar nach unten geht.