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Stabilität, Fokus auf IWF/Weltbank – EU/China Kooperation trotz Spannungen – Macron

Veröffentlicht am 11.04.2023, 08:56
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0885 (05:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0832 im US-Geschäft markiert wurde. USD/JPY stellt sich auf 133,36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 145,15. EUR-CHF oszilliert bei 0,9882.

Finanzmarkt: Stabilität, Fokus auf IWF/Weltbank-Tagung

An den Finanzmärkten wirken derzeit viele Einflussgrößen. Die jetzt beginnende Frühjahrstagung der Weltbank und des IWF steht im Fokus. Heute kommt es zu einem Update der globalen BIP-Prognosen seitens des IWF.

Im Vorwege hörten wir nüchterne Töne des IWF. Laut Chefin des IWF wird das globale BIP-Wachstum in den kommenden 5 Jahren bei circa 3% bleiben. Die Hälfte des Wachstums würden China und Indien beitragen. Dagegen gab es positive Töne seitens der Weltbank. Die Weltbank schätzt die konjunkturellen Perspektiven für die Weltwirtschaft positiver ein als noch im Januar. Der Weltbankchef Malpass sagte gestern, es werde für 2023 mit einem globalen Wachstum von 2% gerechnet (Januar-Prognose 1,7%). Die besseren Aussichten gingen vor allem auf China zurück,. Hier rechnet die Weltbank dieses Jahr mit einem Wachstum von 5,1% statt bislang 4,3%.

Beide Einschätzungen eint, dass Asien der Motor der Weltwirtschaft ist. In diesem Kontext verweise ich darauf, dass China eher vor Deflationsrisiken steht (siehe Datenpotpourri), während der Westen mit Inflationsproblemen konfrontiert ist (Thema strukturelle Gesundheit).

Geopolitik ist eine zweite Größe, die für die Wirtschaft und in der Folge für die Finanzmärkte von tragender Bedeutung ist. Hier ergeben sich unter diplomatischer Führung Chinas Entspannungen, wie wir sie seit Dekaden nicht erlebt haben. Das gilt zunächst für den Nahen Osten. Es gibt aber auch im "Globalen Süden" vermehrte wirtschaftliche Kooperation, die die Effizienz der beteiligten Länder hebt und neues Potentialwachstum generiert. Der "Westen" sitzt diesbezüglich in Reihe 2.

Dass Präsident Macrons Einlassungen, eine interessenorientierte Politik Europas anzustreben, in Washington und Berlin auf markante Kritik stoßen, wirft Fragen auf, denn das sollte im Interesse der eigenen Bürger selbstverständlich sein.

Aktienmärkte zeigten zuletzt wenig Reaktionen. Die Niveaus wurden gehalten. An den Kapitalmärkten ist ebenso Stabilität gewährleistet. 10 jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,19%, während 10 jährige US-Staatstitel eine Rendite in Höhe von 3,41% abwerfen. Der USD konnte zuletzt gegenüber dem EUR an Boden gewinnen. In dem Zuge standen Gold und Silber gegenüber dem USD unter leichtem Druck. Gold sank wieder unter die Marke von 2.000 /USD pro Unze.

EU/China: Zusammenarbeit trotz Spannungen

Hintergrund: Vor dem gemeinsamen Besuch mit Frankreichs Präsident Macron hatte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen auf die Notwendigkeit verwiesen, sich von China unabhängiger zu machen. Macron war mit einer 50-köpfigen französischen Wirtschaftsdelegation angereist. Er warnte vor einer wirtschaftlichen Abkoppelung von China. Kommentar: Entweder zeigte dieser "Tandem-Besuch" das Modell "Bad Cop – Good Cop" oder er ist Ausdruck einer nicht homogenen Position innerhalb der EU. Fakt ist., dass die 50 köpfige Wirtschaftsdelegation aus Frankreich Verträge abgeschlossen hat (auch Energie).

Peking ist laut Xi nach seinem Treffen mit von der Leyen trotz gegebener Spannungen bereit, enger mit der EU zusammenzuarbeiten und das gegenseitige strategische Vertrauen zu stärken.

Kommentar: China ist derzeit im internationalen Verkehr bezüglich Diplomatie erfolgreich und löst historische "Gordische Knoten" beispielsweise im Nahen Osten, die vom Westen über Jahrzehnte nicht gelöst werden konnten oder unter Umständen verknotet wurden.

China optimiert die Welt strukturell durch die "Belt and Road Initiative" (Aristoteles), die Länder und Menschen anbindet und Perspektiven vor Ort eröffnet (wirkt gegen Migration). Kooperation ist immer sinnstiftender als Konfrontation, so wie die Kunst der Diplomatie immer besser ist, als das ultimative Mittel der Politik, Krieg (Cicero). Infrastrukturaufbau ist immer besser als Infrastrukturzerstörung (Afghanistan, Irak, Libyen etc.). Der "Globale Süden" hat verstanden.

Sowohl Macron als auch die EU-Kommissionspräsidentin drängten Xi zu einem stärkeren Einfluss auf Russland, um den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Kommentar: China hat sich bereits eingebracht und wird es weiter tun Die EU sollte auch Washington mahnen (siehe aktuelle Geheimdienst-Leaks ...).

Der Besuch fand vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen China und Taiwan statt. Grund ist ein Treffen der Präsidentin Taiwans Tsai mit dem Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses McCarthy. Von der Leyen sagte, niemand dürfe den Status Quo in dieser Region einseitig durch die Androhung von Gewalt verändern.

Kommentar: Frau von der Leyen sollte die UN-Resolution 2758 lesen (bindendes Völkerrecht). Dann weiß sie, wer den Status Quo derzeit verschieben will oder verschiebt. Es ist nicht China. China besteht auf dem Status Quo der Resolution 2758 und damit auf geltendes Völkerrecht.

Fazit: Es ist gut, dass China und Europa im Diskurs sind. Es wäre weise, sich in Europa mit den quantitativen und qualitativen Folgen der chinesischen Politik und ihrer Erfolge, die im "Globalen Süden" überwiegend goutiert werden, intensiver auseinanderzusetzen. Das gilt noch mehr bezüglich der aktuellen IWF-Prognose. Laut Chefin des IWF wird das Wachstums der Weltwirtschaft in den kommenden fünf Jahren bei circa 3% bleiben. Es sei die niedrigste Mittelfristprognose seit 1990. Die Hälfte des Wachstums würden China und Indien beitragen.

Macron fordert eigenständige Strategie – politische Heterogenität nimmt in EU zu

In einem Interview auf dem Rückflug aus China forderte Macron Distanz zu den USA ein. (Quelle Spiegel, Politico). Europa müsse dem Druck widerstehen, Gefolgsleute der USA zu werden. Es bestünde ansonsten das Risiko, in Krisen verwickelt zu werden, die nicht unsere sind. Europa sollte im Fall von Taiwan eine eigene Strategie verfolgen. Es ginge um strategische Autonomie.

Kommentar: Macron fordert eine interessenorientierte Politik Europas ein, so wie die USA (u.a. O-Ton Kissinger: „Amerika hat keine dauerhaften Freunde oder Feinde, nur Interessen“) und andere Länder eine interessenorientierte Politik verfolgen. Hinsichtlich der Position von der Leyens ergibt sich weniger das Szenario "Good Cop – Bad COP", als vielmehr ein anderes Grundverständnis für Europa seitens Macrons. Politische Heterogenität nimmt in der EU zu.

Exkurs: Waffenstillstandsverhandlungen Jemen

Im Jemen sind Delegationen Saudi-Arabiens und des Omans eingetroffen, um mit den Huthi-Rebellen über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Möglich wurde die Entspannung durch eine Annäherung Saudi-Arabiens und des Irans unter Vermittlung Chinas.

Kommentar: Das sind erfrischende Fakten für den Weltfrieden und für verbesserte Perspektiven. Ist es nicht mehr "teile und herrsche", sondern "verbinde und baue Brücken"?

Datenpotpourri ab Donnerstag letzter Woche:

Eurozone: Konsum PMI schwach – Deutschlands Produktion stark

In der Eurozone stellte sich der Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors per März auf 45,0 nach zuvor 47,6 Zählern (Deutschland 42,9 nach 48,6 Punkten).

Deutschland: Die Industrieproduktion nahm per Februar im Monatsvergleich unerwartet markant um 2,0% (Prognose 0,1%) nach zuvor 3,7% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,70% nach zuvor -1,00%.

USA: Arbeitsmarktdaten mit divergenten Signalen

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 27. März auf 228.000 (Prognose 200.000) nach zuvor 246.000. Bewertung: Negativ

Laut Challenger Report waren per März 89.703 (Vormonat 77.770, Vorjahr 21.387) Jobs von Entlassungsankündigungen betroffen. Bewertung: Negativ

Der Index "Employment Trends" sank per März von 116,76 (revidiert von 118,29) auf 116,24 Punkte und markierte den tiefsten Indexstand seit November 2021. Bewertung: Negativ

US-Arbeitsmarktbericht per März 2023

Arbeitslosenquote U-1: 3,5% (Prognose 3,6%) nach 3,6%
• Arbeitslosenquote U-6: 6,7% nach 6,8% (tendenziell vergleichbar mit EUR-Quote)
• "Nonfarm Payrolls": 236.000 (Prognose 239.000) nach 326.000
• Wochenarbeitszeit: 34,4 Std. (Prognose 34,5 ) nach 34,5 Stunden
• Partizipationsrate: 62,6% nach 62,5%
• Durchschnittslöhne (M/J): 0,3%/4,2% (Prognose 0,3%/4,3%) nach 0,2%/4,6%

US-Verbraucherkredite legten per Februar um 15,29 Mrd. (Prognose 19,0 Mrd. USD, Vormonatswert 19,47 Mrd. USD (revidiert von 14,80 Mrd. USD).

Russland: BIP per 2022 bei -2,1%

Das BIP sank per 4. Quartal im Jahresvergleich um 2,7% nach zuvor -3,7%. Für das Gesamtjahr 2022 ergab sich ein Rückgang um 2,1%. Die Devisenreserven lagen per 27. März 2023 bei 593,9 nach zuvor 594,6 Mrd. USD.

China: Deflationsrisiken in China?

Verbraucherpreise März (J): 0,7% (Prognose 1,0%) nach zuvor 1,0% (Tief seit September 2021) Erzeugerpreise März (J): -2,5% (Prognose -2,5%) nach -1,4% (Tief seit Juni 2020) Die Devisenreserven stellten sich per März auf 3.184 Mrd. USD (Prognose 3.149 Mrd. USD) nach zuvor 3.133 Mrd. USD.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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