Glencore (LON:GLEN) legt die Abspaltung des Kohlegeschäfts ad acta. Bei einer Befragung der Aktionäre sprachen diese sich sehr deutlich gegen den Abschied vom traditionellen Kerngeschäft der Schweizer aus. Der starke Cashflow und die anhaltend hohe globale Nachfrage sind gute Argumente dafür.
Glencore hält am Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäft fest, weil die Aktionäre es so wollen.
Eigentlich war nach der Übernahme von Assets von Teck Resources im vergangenen Jahr der Abschied von dieser Sparte beschlossen worden. Glencore wollte Tecks Stahlkohlegeschäft mit seinen eigenen Kohleaktiva fusionieren und die fusionierte Einheit anschließend ausgliedern.
Glencore: Aktionäre wollen noch nicht raus aus der Kohle
Eine Befragung der Anteilseigner ergab jedoch, dass diese ein Festhalten am Kohlegeschäft bevorzugen. "Aktionäre, die schätzungsweise zwei Drittel der stimmberechtigten Aktien repräsentieren, wurden zu ihrer Meinung befragt. Über 95 % der Aktionäre, die ausdrücklich eine Präferenz für den Erhalt oder die Abspaltung zum Ausdruck brachten, sprachen sich für den Erhalt des Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäfts aus", erläuterte der Schweizer Rohstoffriese.
Den Eigentümern geht es dabei insbesondere um den starken Cashflow des Kohlegeschäfts. Mit diesem können andere Projekte wie etwa die Kupferpipeline finanziert und zudem Zahlungen an die Aktionäre getätigt werden.
Das im schweizerischen Baar ansässige Unternehmen ist einer der größten Produzenten und Exporteure von Thermalkohle und wird dieses Jahr voraussichtlich zwischen 98 und 106 Millionen Tonnen produzieren.
Ganz überraschend ist die Auffassung der Aktionäre nicht. Analysten der Bank of America (NYSE:BAC) hatten bereits im Juli gemutmaßt: "Investoren schätzen den starken Cashflow aus der Kohle, insbesondere wenn dieser in Kapitalrückflüsse bzw. Kapitalrückkäufe mündet".
Der Verwaltungsrat kam es zu dem Ergebnis, dass "die Beibehaltung des Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäfts derzeit den optimalen Weg für eine nachweisbare und realisierbare Wertschöpfung für die Aktionäre von Glencore darstellt".
Chinas Kohleimporte steigen auf Rekordhoch – globaler Verbrauch auch
Glencore Chair Kalidas Madhavpeddi zufolge waren die Ansichten der Aktionäre "sehr klar" Die Beibehaltung des Kohlegeschäfts sei der risikoärmste Weg, um Werte für die Aktionäre von Glencore zu schaffen. "Die erwartete Cash-Generierungskapazität des Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäfts verbessert die Qualität unseres Portfolios nach Rohstoffen und geografischer Lage erheblich".
Tatsächlich ist Kohle nach wie vor bedeutender Rohstoff. Zwar war die Nachfrage aus den USA und der EU zuletzt rückläufig. Dies wurde jedoch durch steigende Nachfrage aus Indien und China mehr als ausgeglichen.
Wie die Internationale Energieagentur (IEA) kürzlich mitteilte, wird für dieses Jahr mit einer globalen Nachfrage nach Kohle von 8.737 Mt gerechnet. Dies ist noch einmal ein Stück weit mehr als die 8,7 Milliarden t im vergangenen Jahr, die bereits einen Rekord darstellten.
Die chinesischen Kohleimporte dürften 2024 einen neuen Rekordwert erreichen. Ein großer Kohlekonzern aus der Volksrepublik taxierte die Prognose für die Importe in diesem Jahr auf 500 Millionen t.
Den Daten des Nationalen Statistikamts (NBS) zufolge wäre dies eine Steigerung um 5 % gegenüber dem Vorjahreswert von 474,42 Millionen t, der bereits einen Rekordwert markiert hatte. Im März war noch mit Importen von 450-500 Millionen t gerechnet worden – nun scheint sich das Ergebnis am oben Ende dieser Spanne einzupendeln.
Mit dem Climate Action Transition Plan (CATP) verfolgt jedoch auch Glencore Emissionsziele. Das Unternehmen will die Kohlendioxid-Äquivalent-Emissionen seiner Industrieanlagen bis Ende 2026 um 15 % gegenüber dem Stand von 2019 senden. Bis Ende 2035 sollen die Emissionen sogar um 50 % sinken.