In den vergangenen Monaten zählten die Anteilsscheine diverser Halbleiterkonzerne zu den absoluten Top-Performern an den internationalen Aktienmärkten. Zu nennen sind hier unter anderem die nordamerikanischen Unternehmen Nvidia (NASDAQ:NVDA) und AMD (NASDAQ:AMD) (Advanced Mirco Devices), deren Wertpapiere seit Jahresanfang deutlich über 100 Prozent an Wertzuwachs verzeichneten. In diesem Zuge gelang es dem Platzhirsch Nvidia gar, als erst sechstes Unternehmen überhaupt eine Marktkapitalisierung von über $1 Billion zu erreichen. Beide Titel werden von uns übrigens im Rahmen unseres TECH33-Aktienpakets auf zweiwöchentlicher Basis analysiert. Vor allen Dingen die starken Fortschritte im Sektor der Künstlichen Intelligenz ließen die Nachfrage nach Halbleiterchips in jüngster Vergangenheit jedenfalls stark ansteigen. Jedoch profitieren nicht alle Chip-Unternehmen gleichermaßen vom KI-Boom…
Intel hechelt der Konkurrenz hinterher
So verzeichnete beispielsweise die Aktie des traditionsreichen Intel-Konzerns in diesem Jahr deutlich weniger umfangreiche Anstiege, seit Anfang Januar steht sie „lediglich“ rund 19 Prozent im Plus. Natürlich ist auch dies alles andere als eine schlechte Performance, im Vergleich mit den Kurszuwächsen der Konkurrenz kommt dieser Anstieg aber verhältnismäßig überschaubar daher. Beleuchtet man diese Entwicklung nun aus fundamentaler Sicht, wird deutlich, dass Nvidia dem ehemaligen Dominator Intel im Bereich der zentralen Recheneinheiten (CPUs) zuletzt den Rang ablief. Mit dem im Jahr 2025 erscheinenden Falcon-Shores-Chip möchte Intel nun wieder zur Konkurrenz aufschließen, Unternehmensangaben zufolge schnitt der Chip in Vergleichstest teils besser ab als die Produkte von Nvidia und AMD. Wir haben in diesem Trading Room-Artikel nicht nur die jüngsten Entwicklungen im Hause Intel aufgegriffen, sondern auch die Situation im Halbleitersektor im Allgemeinen aufgezeigt.
Und nun zum eigentlichen Thema dieses Artikels: Intel plant, im Stadtgebiet Magdeburg eine Chipfabrik zu bauen – und zwar auf einer Fläche von rund 400 Hektar. In der Produktionsstätte sollen bis zu 3000 neue Arbeitsplätze entstehen, bezieht man die Zuliefererbetriebe aus dem Umland mit ein, ist hier gar mit rund 10 000 neuen Jobs zu rechnen. Das Investitionsvolumen, so kommunizierte es Intel im vergangenen Jahr, soll bei rund 17€ Milliarden liegen. Dies ist übrigens in etwa dreimal so viel, wie der nordamerikanische E-Autobauer Tesla (NASDAQ:TSLA) in seine neue Fabrik in Brandenburg investierte.
Finanzminister Lindner erteilt höheren Subventionen eine Absage
6.8€ der 17€ Milliarden sollten hierbei ursprünglich im Rahmen von Subventionen in das Projekt fließen. Sollten. Denn nun meldete sich Intel bei der Bundesregierung und forderte statt der vereinbarten 6.8€ Milliarden staatliche Zuschüsse in Höhe von 10€ Milliarden. Begründet wird dies seitens des Unternehmens mit allgemein gestiegenen Preisen und resultierend daraus mit deutlich höheren Bau- und Energiekosten. Finanzminister Christian Lindner ließ daraufhin zwar verlauten, dass die Regierung die Rahmenbedingung prüfen werde, fügte aber umgehend hinzu, dass sich der deutsche Staat nicht erpressen lasse. Zudem sei im Haushalt hierfür ohnehin „kein Geld mehr vorhanden“. Man versuche derzeit, „den Haushalt zu konsolidieren, nicht ihn zu erweitern“.
Letztlich befindet sich die Politik hier durchaus in einer Zwickmühle: So möchte man, primär um die (technologische) Abhängigkeit von China zu verringern, nordamerikanische und asiatische Halbleiterkonzerne zu einer Ansiedlung in Deutschland respektive in anderen EU-Länder bewegen. Um die gesamte Europäische Union attraktiver für solche Tech-Unternehmen aus dem Ausland zu machen, haben die Mitgliedsstaaten mit dem European Chips Act ein Subventionspaket in Höhe von 43€ Milliarden geschnürt. Jedoch muss die Politik den deutschen respektive europäischen Bürgern auch klar begründen können, weshalb ein Weltkonzern wie Intel in diesem Umfang mit Steuergeldern unterstützt werden soll. Schon im Februar – und somit vor der Forderung Intels nach nochmals mehr Geld – äußerte sich FDP-Politiker Lindner skeptisch im Hinblick auf staatliche Finanzierungshilfen für den Konzern. Für ihn sei ein „US-Unternehmen, das $8 Milliarden Nettogewinn gemacht hat, kein natürlicher Empfänger von Steuergeld“. Nun ja, das kann man durchaus so sehen…
Derzeit ist jedenfalls nicht davon auszugehen, dass das Intel-Großprojekt in Magdeburg durch die aktuelle Subventionsdiskussion in Gefahr ist. Zu weit sind die Planungen hier wohl bereits fortgeschritten, zu groß wäre der Verlust entsprechend für beide Seiten. Apropos Verlust: Im Sinne unseres Primärszenarios sehen wir die Intel-Aktie (NASDAQ:INTC), welche wir im Rahmen unseres US-Titans-Pakets für unsere Kunden analysieren, mittel- respektive langfristig weiterhin starke Verluste verzeichnen. Hierbei sollte sich der Kurs des Wertpapiers mindestens halbieren (aktueller Kurs: $31.41).
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