Bereits am Eröffnungstag des chinesischen Volkskongresses wurden wichtige Eckpfeiler eingeschlagen. Die Ausrufung des BIP-Wachstumsziels von 5% wurde von Beobachtern mit Verwunderung aufgenommen. Das liegt am untersten Ende der Prognosen und bedeutet, dass China wohl entgegen der Erwartungen des Marktes keine aggressiven Programme zur Stimulierung der Wirtschaft in die Startrampe schiebt. Auch das Volumenziel für die Auflage von neuen Staatsanleihen wurde niedrig angesetzt – diese gelten jedoch als das Rückgrat für nationale Infrastrukturmaßnahmen. Chinas Regierung scheint eine solide Finanzierung genauso wichtig zu sein wie die Stützung der Wirtschaft. Die Lokalregierungen werden laut Bloomberg umgerechnet 550 Mrd USD an neuen Spezialbonds auflegen dürfen, welche zum großen Teil für regionale Bauprojekte bestimmt sind. Dieser Wert liegt unter den tatsächlichen Emissionen des Jahres 2022. Premier Le Keqiang sprach sich explizit gegen eine aufs Neue wild wuchernde Expansion des Immobilienmarktes aus. Mehr Geld soll in Solarfarmen und Energie-Ladekapazitäten gesteckt werden sowie in den Netzausbau. Massiv investiert werden soll zudem in Rüstung: die Militärausgaben werden massiv aufgestockt. Zudem will China die Entwicklung der eigenen Hochtechnologie vorantreiben, weil befürchtet wird, dass die USA die Zugänge zu ihrer Spitzentechnologie kappen. Mit Taiwan wird eine „friedliche Vereinigung“ angestrebt durch zunächst einer Wiederannäherung der Kulturen. Immobilien- und Finanztitel (NYSE:XLF) notierten an Chinas Börsen heute früh deutlich schwächer. Technologiewerte blieben vergleichsweise stabil – der Hang Seng Tech Index notierte knapp behauptet. Das taiwanesische Schwergewicht TSMC (NYSE:TSM) legte ein knappes Prozent zu, ca. ein Prozent gewannen Topix und Nikkei.
In Europa reagiert der Sektor Basisrohstoffe enttäuscht auf Chinas Wirtschaftspläne. Ansonsten zeigen sich die Branchen vom chinesischen Volkskongress unberührt. Der STXE 600 notiert behauptet. Ein wenig irritiert schaut die Börse auf die Inflationszahlen der Schweiz: anstatt auf +2,9% zu fallen, kletterten die Preise um 3,4%. Die Januar-Einzelhandelsumsätze der Eurozone fielen mit +0,3% ggü. Dezember schwächer aus als mit +0,5% prognostiziert (-2,3% ggü. Vorjahr). Für heute steht noch der von S&P Global ermittelte Eurozonen-Einkaufsmanagerindex für Februar an. Außerdem wird sich EZB Chefökonom Philip Lane äußern.
Überlagernd stimulieren die guten Vorgaben aus den USA vom Freitag weiter. Die Bekanntgabe der Geschäftsaktivität in der Dienstleistungsbranche hatte an den US-Börsen (ETR:SXR4) am Freitag für gute Laune gesorgt. Der Wert lag mit 50,6 für Februar eine Nuance besser als erwartet. Das Konjunkturbarometer – ermittelt aus dem Gesamtindex von S&P Global (Industrie und Dienstleister zusammen) - wies mit 50,1 nach 46,8 im Januar darauf hin, dass die US-Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs ist. Damit bekommt das Lager der Vertreter des Traumszenarios einer weichen Landung wieder Zuwachs: Beschleunigung der Wirtschaft bei gleichzeitiger Beruhigung an der Inflations- und Zinsfront. In die gleiche Richtung wirkten die Zahlen des ISM-Index Service, der mit 55,1 ggü. prognostizierten 54,3 ebenfalls positiv überraschte. Insbesondere die Auftragseingänge fielen mit 62,6 hervorragend aus. Die Investoren griffen entsprechend hoffnungsfroh am Freitag bei den US-Aktien zu. Dabei half, dass der Rentenmarkt freundlich tendierte. Zur Stunde liegt die Rendite der 10y US-Staatanleihen bei 3,93%, die temporäre Spitze war am 2. März mit 4,06% erreicht worden.
Durch die Aufwärtsdynamik wurden am Freitag einige unserer taktischen prozyklischen Kaufsignale ausgelöst, so dass wir im Tagesverlauf etwas stärker aufgestockt haben als hier avisiert. Der Netto-Investitionsgrad liegt nun bei 75%. Wir erwägen im Lauf der nächsten Tage - je nach Faktenlage, u.a. Powell`s Rede - eine Aufstockung auf 85%. Der apano Börsen-Stimmungsindex gewinnt 5 Punkte (+3 S&P / +2 US-Treasuries).