Die weiter anziehenden Rohstoffpreise befeuerten gestern die Inflationsängste. Die Angst vor einer nicht „ewig“ tatenlos zusehenden FED drückte zunächst auf die Nasdaq mit ihren hohen Bewertungen und schwappte dann auf die Zykliker über, so dass zum US-Börsenschluss auch der S&P 500 im Minus stand.
In den USA besteht inzwischen die höchste Inflationserwartung auf fünf Jahre seit 2006, was an dem Differenzial zwischen inflationsgeschützten und nicht geschützten Anleihen erkennbar ist. Dahinter mag akute Hysterie stecken, ausgelöst u.a. vom Ölpreisanstieg wegen des Pipelineausfalls. Längst nicht alle Marktteilnehmer sind in Inflationspanik, wie der unverändert ruhige Verlauf der klassischen 5-10 jährigen Staatsanleihen zeigt.
Aber die schwachen US-Arbeitsmarktdaten werden nun so interpretiert: da die staatliche Unterstützung für Arbeitslose derzeit attraktiv hoch ist, wird vermutet, dass viele Amerikaner dem Arbeitsmarkt einfach fernbleiben. Das Problem sei nicht, dass die Unternehmen nicht einstellen wollen, sondern dass keine Fachkräfte verfügbar wären und Lohnzugeständnisse erforderlich seien, um Bewerber zu bekommen. Bereits im April sind die Löhne kräftig angestiegen. Das würde – wie schon die Materialkosten - tendenziell Preis steigernd wirken (Lohninflation) und ggf. die Gewinne schmälern.
Hinzu kommt ja noch die Diskussion um eine höhere Besteuerung der US-Unternehmen und die geplante Einführung einer globalen Digitalsteuer, weshalb u.a. Amazon (NASDAQ:AMZN) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) trotz herausragender Ergebnisse seit Tagen unter Druck stehen.
China meldet einen Anstieg der Produzentenpreise (PPI) von 6,8% zum Vorjahr, erwartet waren 6,5%. Ursache waren insbesondere die haussierenden Kosten für Rohmaterialien. Freilich stiegen die Verbraucherpreise (CPI) dank sinkender Schweinefleischpreise mit +0,9% um 0,1% weniger als prognostiziert. China mit einem leichten Kursanstieg erneut negativ korrelierend zu den Weltbörsen. Die anderen Börsen der Region standen deutlich unter Druck, besonders der japanische Nikkei 225 mit -3%. Auch in Europa alle Branchenindizes tiefrot, am Stärksten unter Druck der Freizeit- und Reisesektor mit -4%. Der STXE 600 zur Stunde -1,9%.
Maßgeblich für die nächsten beiden Tage werden der US-Arbeitsmarktbericht heute und die US-Verbraucherpreise morgen. Der apano-Stimmungsindex steht heute auf dem niedrigsten Stand, seitdem die Pharmazieunternehmen in November die Hausse losgetreten haben mit der Meldung, dass ein Covid-19 Impfstoff verfügbar ist. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.