Die US-Indizes präsentierten sich gestern erneut freundlich. Insbesondere der S&P Equal Weight legte deutlich zu, ein Zeichen von hoher Marktbreite. Nicht gefragt waren hingegen die Megacaps und Aktien mit engem Bezug zu Kryptowährungen (z.B. Marathon Digital (NASDAQ:MARA) und Hut 8 Corp). Diese hatten teilweise zweistellige Abschläge. Freilich ziehen nach den gestrigen deutlichen Verlusten die Digitalwährungen aktuell wieder leicht an. Von überragender Bedeutung heute wird die Veröffentlichung der US November-Verbraucherpreise um 14:30h MEZ. Erwartet wird ein Anstieg des für die FED wichtigen Core-CPI um 0,3% zum Oktober bzw. um +4% ggü. Nov 2022, was dem Vormonatswert entspräche. Der CPI wird unverändert zum Vormonat prognostiziert, im Vergleich zum Nov 2022 wird +3,1% erwartet. Heute Abend wird zudem wichtig, wie gut eine Auktion von 30jährigen US-Staatspapieren verläuft, was zeigen wird, ob die Marktteilnehmer das zuletzt deutlich gesunkene Renditeniveau von aktuell 4,29% als attraktiv empfinden. Das Ausmaß der Akzeptanz spiegelt wider, wie die Zinserwartungen der Investoren sind. Der CPI hingegen wird zwar keine Auswirkungen auf die morgige FED-Entscheidung haben, besitzt aber das Potenzial, die Wortwahl von Jerome Powell auf seiner PK zu beeinflussen. Diese wiederum ist wichtig, weil die Anleger hören wollen, ob die FED erste klarere Signale Richtung Zinssenkung in 2024 senden wird. Es ist bereits extrem viel an diesbezüglicher Erwartung eingepreist. Nachbörslich geriet Oracle (NYSE:ORCL) unter deutlichen Abgabedruck (-9%). Der Software-Konzern verfehlte mit seinem Q2-Zahlenwerk knapp die Erwartungen und enttäuschte zudem beim Ausblick.
In Fernost verlief der Handelstag ruhig bei freundlichem Grundton. Der Hang Seng Index legte mit +1,1% deutlicher zu. Japan meldete einen Anstieg der Produzentenpreise um 0,3% ggü. Vorjahr. Erwartet war lediglich +0,1%, weshalb die Veröffentlichung des PPI zu einem leichten Anstieg des Yen führte. Trotzdem sind die Renditen der relevanten 10y-Staatanleihen über Nacht wieder deutlich zurückgekommen und liegen aktuell bei 0,72% (-5 Basispunkte).
Europas Börsen treten abwartend auf der Stelle – der Handelstag beginnt quasi erst um 14:30h mit den US-CPI Werten. Bei den Branchen-Indizes liegt der Technologiesektor vorne, obwohl SAP (ETR:SAPG) wegen Oracle leicht abgibt. Dafür ziehen jedoch ASML (AS:ASML) und Infineon (ETR:IFXGn) deutlich an. Auf Einzelaktienebene kommt es zu einer Erholung der zuletzt gebeutelten Rohstoffgiganten Rio Tinto (LON:RIO) und Glencore (LON:GLEN). Auffallend schwach heute MTU (ETR:MTXGn), was den Industrie-Sektor abbremst. Der VDMA äußerte sich negativ zu den Aussichten für 2024. Das laufende Jahr sei ordentlich verlaufen, weil hohe Auftragspolster bei zugleich nachlassenden Lieferengpässen abgearbeitet werden konnten. Sorgen bereite aber der drastische Rückgang der Auftragseingänge um 13% von Januar – Oktober. Für 2024 sei keine wesentliche Besserung zu erwarten, weder aus dem In- noch dem Ausland, weil die globale Investitionstätigkeit schwach bleibe. In D sei bereits jetzt bei 60% der Firmen die Auftragsreichweite unterdurchschnittlich. Für 2024 werde deshalb ein Produktionsrückgang im Maschinen- und Anlagenbau um 4% prognostiziert. Bei der letzten VDMA-Schätzing lag dieser Wert noch bei -2%. Was die EZB-Sitzung am Donnerstag betrifft, erwarten laut Bloomberg einige Volkswirte, dass es dort konkretere Aussagen zum Zeitplan des Abbaus der zu Covid-Zeiten unter PEPP (Pandemic Emerency Purchase Programme) angehäuften Anleihebestände geben wird. Ein solcher Schritt hin zum Quantitative Tapering (QT) via Reduktion der automatischen Wiederanlage von Fälligkeiten würde insbesondere italienische Staatsanleihen betreffen, weshalb deren Spreads z.B. zu deutschen Staatspapieren wieder verstärkt beobachtet werden muss.
Auffallend ist außerhalb der Aktienmärkte der anhaltende Preisverfall beim Dutch TTF Natural Gas Futures. Er notiert mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit August.