Abgesehen von den Technologiewerten präsentierten sich die US-Börsen (ETR:SXR4) am Freitag lustlos. Zykliker (NYSE:XLY) und Nebenwerte tendierten nachgebend. Aktuell ziehen die US-Futures unter Führung der Nebenwerte jedoch deutlich an, was die globalen Anleger zu Anschaffungen inspiriert. Chinas Indizes legten mit Ausnahme des Shanghai Composite zu, ebenso erholten sich Topix und Nikkei weiter von ihrem kürzlichen Rücksetzer. In dieser Woche stehen die Entscheidungen von vier Notenbanken an – neben FED und EZB werden auch die Währungshüter von Japan und China tagen. In den USA deuten die Positionierungen entlang der Zinskurve darauf hin, dass der Markt noch eine Zinserhöhung erwartet, diese aber eher im Juli als übermorgen. Wichtig wird am Mittwoch die Bekanntgabe der US-Verbraucher- und Produzentenpreise (CPI/PPI). Falls diese heftig überschießen sollten, könnte das auf den letzten Metern die Entscheidung der FED beeinflussen. Die EZB wird am Donnerstag mit hoher Sicherheit ihren Zinssatz anheben, die Bank of Japan hingegen am Freitag keine Änderung vornehmen. Diese These wird aktuell dadurch erhärtet, dass die Produzentenpreise im Mai um 0,7% gefallen sind und nur noch 5,1% über Vorjahr liegen. Die größte Überraschung könnte China liefern. Eine knappe Minderheit von Analysten geht davon aus, dass die PBoC eine kleine Senkung vornimmt. Taggleich kommen am Donnerstag neue chinesische Daten zu Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätzen und Immobilienpreisen. Sollten diese schwach ausfallen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Chinas Zentralbank eine Lockerung vornimmt.
Nach tagelanger Lethargie ziehen heute früh auch die europäischen Aktienindizes wieder etwas stärker an. Insbesondere die Hersteller von Gebrauchsgütern des oberen Preissegments sind gefragt, daneben auch der Automobilsektor, Technologie und Industrials. Schwächer hingegen die Unternehmen aus den Rohstoffsektoren. Interessant ist eine Bloomberg-Grafik, die zeigt, dass die Gewinnerwartungen für S&P 500 und STXE 600 auf 12-Monatssicht wieder steigen. Die 12-Monats Prognose für Europas Top 600 Unternehmen hat mit durchschnittlich 38 Euro/Aktie einen neuen Höchststand erreicht, rein mathematisch ergäbe sich daraus aktuell ein KGV von 12,15, bezogen auf die geschätzten Gewinne. Das ist natürlich eine verzerrte Darstellung und wegen des hohen Anteils klassisch niedrig bewerteter Zykliker auch ein wenig Augenwischerei. Trotzdem: die Gewinntendenz zeigt in die richtige Richtung, allein schon dieser Fakt dürfte stützen. Die Prognosen für den S&P 500 in 12 Monaten liegen bei einem Gewinn von 228 USD/Aktie, hier läge das rechnerische KGV bei 18,85. Dass dieser Index deutlich teurer aussieht, hängt natürlich mit der unterschiedlichen Sektorengewichtung zusammen: der hohe Anteil klassisch hoch bewerteter Technologiewerte verzerrt auch hier die Darstellung. Im Gegensatz zum STXE 600 liegt jedoch die aktuelle Schätzung, wie hoch der S&P Gewinn in 12 Monaten sein wird, noch fünf Prozent unter der bisherigen Spitzenprognose von Sommer 2022. Gekoppelt mit der Erwartung, dass die Notenbanken ihren Drosselungsprozess bald beenden werden, könnte dieser Fakt stimulieren, deutet doch das Zahlenwerk aus den Unternehmen auf eine weiche Landung hin. Freilich werden die mittelfristig guten Prognosen erst noch ein Fegefeuer durchlaufen müssen: für Q2 erwarten von FactSet durchgeführte Umfragen, dass die Gewinne der S&P 500 Unternehmen um 6,4% ggü. Q2 2022 fallen werden, was der dritte Rückgang in Folge wäre. Ende März war nur -4,8% für Q2 erwartet worden. Die gute Nachricht - und das passt zur Bloomberg-Prognose: FactSet geht für Q3 von +0,8% aus und für Q4 sogar von +8,2%.
Im APX gewinnen spanische Staatsanleihen (Risk on) einen Punkt. Gold (Risk off) zieht ebenfalls an. was zwei Punkte kostet. Das sind aber lediglich Zinshoffnungen, ist also kein Warnsignal. Kupfer gewinnt vier Punkte. der apano Börsen-Stimmungsindex steht mit +36 heute auf dem höchsten Stand seit Februar 2021.