Aus der Trump-Rally scheint vorerst die Luft raus zu sein. Für US-Aktien ist das allerdings Jammern auf hohem Niveau, denn die US-Leitindizes hatten zuletzt Rekordstände erreicht, während europäische und asiatische Aktien weiter an Boden verloren. Nachdem der europäische Stoxx 600-Index in den letzten beiden Tagen nachgegeben hat, ist nun Raum für eine technische Erholung, aber mit dem Auslaufen der Berichtssaison in Europa dürften weiter tragende Impulse fehlen.
Die Musik spielte zuletzt nur am US-Aktienmarkt, was auch die unterkühlte Reaktion unseres apano-Stimmungsindex auf die US-Wahl erklärt. Insbesondere der Zinsanstieg bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen erweist sich als Bremsklotz. Die gestern wie erwartet ausgefallene Verbraucherpreisinflation hat zwar die Markterwartung für die nächste Zinssenkung wieder um 0,25 Prozentpunkte auf 80 Prozent ansteigen lassen.
Die Zinsen für US-Staatsanleihen stiegen dagegen in Erwartung einer laxen US-Haushaltspolitik und Inflationsrisiken durch Strafzölle auf ausländische Importe weiter an. Hier scheint sich mittlerweile ein Erwartungskonsens herausgebildet zu haben. Sowohl die impliziten Volatilitätserwartungen am Anleihen-Optionsmarkt, gemessen am MOVE-Index, als auch die Streuung zwischen den Zinsprognosen der Analysten, gemessen von der US-Notenbank Philadelphia, sinken. Insbesondere für hochverschuldete US-Small-Cap-Aktien kann ein hohes Zinsniveau ungemütlich werden. Auch bei Aktienindexoptionen sinken die Risikoprämien inzwischen rapide.
In Ostasien und Australien gab es keine einheitliche Tendenz. Die chinesischen Börsen wurden von der Unzufriedenheit mit den bisherigen Maßnahmen Pekings zur Stützung der heimischen Wirtschaft und der Sorge um eine mögliche Verschlechterung der Handelsbeziehungen mit den USA belastet. Die hervorragenden Zahlen des Medienkonzerns Tencent (HK:0700), die zudem mit dem Zauberwort KI geschmückt waren, verpufften fast. In Tokio stabilisiert dagegen der schwächere Yen. Über allem steht auch hier der langfristige Zinspfad in den USA, der sich unter Präsident Donald Trump nach oben verschoben hat. Offenbar traut man den vollmundigen Ankündigungen eines effizienteren Staates, für den Trump künftig Tesla-Chef Elon Musk und den Ex-Hedgefonds- und Ex-Pharmamanager Vivek Ramaswamy gewinnen will, nicht. Vielmehr dominiert die Angst vor einer Verschärfung des Handelskonflikts mit China. In dieses Bild passen Berichte, wonach der taiwanische Chiphersteller TSMC (NYSE:TSM) seine Produktionskapazitäten künftig nicht mehr chinesischen Herstellern aus der KI-Branche zur Verfügung stellen will.