Der Wiederanstieg der US-Produzentenpreise beschleunigte sich im Februar deutlich: mit +0,6% fiel der Wert doppelt so hoch aus wie erwartet. Zwar lag das zum großen Teil „nur“ an den gestiegenen Energiekosten – der Core PPI kletterte lediglich um 0,3% - dennoch gefällt die Entwicklung den Investoren nicht. Nach den bereits zu hoch ausgefallenen Verbraucherpreisen (CPI) verstärkt sich die Skepsis, ob die FED willens ist, im Juni mit den Zinssenkungen zu beginnen. Unterstützt wird diese Befürchtung vom Arbeitsmarkt: die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen weniger stark als prognostiziert. Problematisch dabei ist, dass sich zugleich die Verbraucher zurückhaltender zeigen als gedacht: im Februar haben die Einzelhändler ihre Umsätze lediglich um 0,6% erhöht, Volkswirte hatten +0,8% vermutet. Zudem wurde der Januar deutlich nach unten revidiert: von -0,8% auf -1,1,%. Noch magerer fällt die Bilanz „real“ aus, denn diese Werte sind nicht inflationsbereinigt. Das Bild der rosigen US-Wirtschaft bekommt damit weitere Risse. Für die FED wird es weniger komfortabel, denn wieder anziehende Inflation bei nachlassender Wirtschaftsdynamik zeigt, dass der Weg holpriger wird. Das gilt natürlich auch für die US-Börsen (ETR:SXR4): der PPI-Schock katapultierte die Renditen hoch, zehnjährige US-Staatsanleihen warfen gestern Abend mit 4,28% ca. 10 Basispunkte mehr ab als am Vortag. Die Aktien knickten spürbar ein, insbesondere „Growth“ Small Caps standen unter Druck, allen voran die mit hohem Bezug zu Kryptowährungen. Der Nebenwertindex Russell 2000 verlor 2%. Gegen den Trend fest Energiewerte (NYSE:XLE) wegen des anziehenden Ölpreises und die Cash-Kühe unter den Megacaps: Amazon (NASDAQ:AMZN), Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Apple (NASDAQ:AAPL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT). Dieser Zusammenhang zeigt sich immer wieder: steigen die Renditen, sind diese 4 Unternehmen mit ihren sicheren Cash generierenden Geschäftsmodellen begehrt. Dadurch verzerrt fiel die Marktreaktion auf Indexebene gestern deutlich moderater aus als sie eigentlich war. A propos Marktverzerrung: gestern berichtete CNBC, dass 20% des bisherigen 2024er Kursanstiegs im S&P 500 allein auf den Anstieg von Nividia zurück geht! Das ist eine unglaublich hohe Konzentration.
Die Börsen in Festlandchina und Japan legten heute früh moderat zu. Weil gestern „offshore“ auch dort Abgabedruck aufkam, sind die Aufholeffekte und damit die Zugewinne der entsprechenden ETFs im Xetrahandel recht ausgeprägt. Schwächer hingegen der Hang Seng Tech Index, Auslandsinvestoren geben u.a. wegen der Zuspitzung um TikTok und Vorwürfen der EU gegen eine Alibaba-Tochter netto Material ab. Zu Japan äußern sich gleich mehrere große Investmenthäuser bullish, darunter auch unser enger Geschäftspartner Man Group plc. Die kommenden Zinsanhebungen würden so moderat ausfallen, dass sie weiterhin Wirtschaft und Börsen unterstützen sollten. Bloomberg weist zudem darauf hin, dass die Hälfte der im Topix gelisteten Unternehmen trotz Rekordständen des Index unter ihrem Buchwert gehandelt würden. Heute stehen wichtige Lohnverhandlungen mit der führenden Gewerkschaft Rengo an. Weiterhin verharrt jedoch der Nikkei 225 unter seinem 20 Tage - Trend, weshalb wir die avisierte prozyklische Wiederaufstockung weiter vertagen. Definitiv wird es eine starke Bewegung am Dienstag geben, wenn die BoJ ihre Entscheidung verkündet und begründet. Besonders wichtig ist, was sie für den Zinspfad der nächsten 12 Monate avisiert. Interessant ist, dass sich der Yen entgegen der Prognosen inmitten der Lohnverhandlungen seit gestern wieder schwächer zeigt – ein Indiz, dass die Zinserwartungen an die BoJ in ihrem Ausmaß bereits wieder zurück gestutzt werden.
Die Sektoren Telefondienste und Automobile sind in Europa gesucht. Nicht gefragt sind Verbrauchsgüterhersteller wie Reckitt Benckiser (LON:RKT). Auch deutsche Immobilienaktien verlieren kräftig nach Vonovias Rekordverlustausweis.
Heute relevant wird um 15:00 MEZ der US-Michigan Index, der weitere Aufschlüsse über das derzeitige Sentiment der US-Verbraucher liefern wird.