Die US-Börsen (ETR:SXR4) konnten am Freitag ihre anfänglichen Gewinnen nicht halten, der große Verfallstag endete mit leichten Abgaben. Da heute im den USA Feiertag ist, sowohl Bond- als auch Aktienmarkt geschlossen bleiben, kommen von den Futures keine neuen Impulse für den Handel in Europa. Auch von den asiatischen Aktienmärkten schwappt heute keine positive Stimulanz zu uns herüber. Sowohl in China / Hongkong als auch in Japan und Südkorea gaben die Kurse um ca. ein Prozent nach. Hinter dem lustlosen Handelsverlauf steckt offenbar die Enttäuschung, dass das chinesische Kabinett, das am Freitag tagte, entgegen der Markterwartungen keine neuen Stimuluspakete verkündet hatte. Hoffnungen bestanden Insbesondere auf Ankündigungen von Hilfsmaßnahmen im Immobiliensektor und zum Ausbau der Infrastruktur. Zeitgleich kürzte Goldman Sachs (NYSE:GS) seine Wachstumsprogose für China, die Möglichkeiten der Regierung seien beschränkt. Unter hohem Abgabedruck stand heut früh der Hang Seng Tech Index mit -1,4%. Freilich lag das Tagestief noch 1,5 Prozent darunter. Hier könnten enttäuschte internationale Daytrader Auslöser gewesen sein, denn in diesem Index sind die bekannten Namen (Baidu (NASDAQ:BIDU), Alibaba (NYSE:BABA), Tencent (HK:0700) …) enthalten. Das Treffen von US-Außenminister Blinken mit seinem chinesischem Kollegen hingegen verlief bislang wohl recht erfreulich. Das halte ich für durchaus wichtig, denn Tauwetter in den Beziehungen der beiden Supermächte ist eine Voraussetzung für die Rückkehr der globalen Anleger. Positiv bewerte ich, dass kurzfristig entschieden wurde, dass sich Chinas Präsident Xi Jinping und Anthony Blinken noch heute treffen. Vielleicht war es diese Nachricht, die half, den Kurseinbruch der HS Techwerte im Schlussgeschäft zu halbieren.
In Europa zählt der Sektor Basisrohstoffe wegen der Enttäuschung aus China mit -1,5% aktuell zu den größten Verlierern. Auch andere zyklische Branchen wie Chemie und Baumaterialien geben in ähnlicher Größenordnung nach. Die schwache Performance des Gesundheitssektors hat andere Gründe: Sartorius (ETR:SATG) leidet unter dem Lagerabbau seiner Kunden und büßt 14% an Wert ein. Dass die Gesamtperformance in Europa mit -0,5% trotzdem vergleichsweise moderat ist, liegt insbesondere am Kursanstieg der Bank- und Versicherungswerte.
In den Medien wird in den letzten Tagen vermehrt auf die trügerische Ruhe an den Börsen hingewiesen. Die Volatilität sei auf äußerst niedrigem Niveau – das sei kritisch, weil dieser Zustand von unangemessener Sorglosigkeit zeuge. Ich interpretiere dies jedoch anders: hinter der niedrigen Volatilität stehen die geringen Kursbewegungen auf Indexebene (S&P 500, DAX etc.). Darunter, auf der Ebene der Branchen, finden jedoch lebhafte Umschichtungen statt – je nach Tageslage der globalen Wirtschaftsnachrichten wird zwischen den Branchen fleißig hin und her getauscht. Es finden also fortlaufend ausgeprägte Adjustierungen an die Faktenlage statt, noch stärker akzentuiert findet sich das auf Einzelaktienebene. Deshalb ist die simple Vola-Betrachtung von oben auf die Indizes derzeit wenig hilfreich. Seit Wochen auffallend jedoch ist, dass netto kaum frisches Geld an die Börsen fließt. Viele Anleger stehen weiterhin skeptisch an der Seitenlinie und die mittlerweile wieder verbal aggressiver auftretenden Notenbanker tun das ihre, um jeglichen Optimismus auf eine eventuelle konjunkturelle Beschleunigung oder gar Euphorie nicht hochkochen zu lassen. Charttechnisch blieb der Nikkei 225 bei 13800 und der STXE 600 bei 1104 zuletzt mehrmals hängen. Es muss nun beobachtet werden, ob sich hier auf Indexebene zwei Deckel bilden, die eine Konsolidierung einleiten. Wir ziehen unsere Stopp Loss Limite deshalb deutlich nach oben.