China hat wie erwartet erneut die Zinsschraube gelockert, um die wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 abzumildern. Der einjährige Referenz-Zins wurde von 4,15 auf 4,05 Prozent gesenkt, der fünfjährige von 4,80 auf 4,75 Prozent. Chinas Börsen reagierten mit deutlichen Aufschlägen, der Rest Asiens zeigte sich unbeeindruckt. Die Zahl der Virusneuerkrankungen ist jetzt erstmals seit einem Monat dreistellig. Ein klein wenig Vorsicht ist bei der Kenntnisnahme dieser erfreulichen Nachricht angebracht: die chinesischen Behörden und Betriebe klagen, dass extrem viele Arbeiter – angeblich 75-85% (!) - aus Angst vor dem Virus, wegen Quarantänebestimmungen oder mangels Transportmöglichkeiten seit dem Ende der New Year Holidays nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen sind, was brutale Löcher in die nationalen und globalen Versorgungsketten reißt. Es kann deshalb sein, dass die Meldungen über den stetigen Rückgang der Neuerkrankungen ein wenig aufgehübscht sind, um die Angst etwas abzubauen. Der Direktor von Tractus Asia (eine Firma, die Gesellschaften hilft, ihr Geschäft in China aufzubauen) nimmt es offiziell in den Mund: „dies ist ein Schwarzer Schwan“. Apple-Zulieferer Foxconn (TW:2354) outet sich, dass das Virus das Ergebnis des Gesamtjahres beeinträchtigen wird. Gestern ging eine wichtige Meldung hierzulande fast unbemerkt unter: Donald Trump hat den von der US-Administration erwogenen Beschränkungen/Verboten bei Triebwerkslieferungen und Hochleistungs-Speicherchips eine klare Absage erteilt und sich darüber beklagt, dass ihm zu viele Dinge mit dem Argument „Nationale Sicherheit“ auf den Schreibtisch flatterten. Die USA seien eine Handelsnation. Der STXE600 eröffnet nach enttäuschenden Zahlen u.a. von Telefonica (MC:TEF) und AXA (MI:AXA) schwächer, auch die US-Futures derzeit im Minus. Dort hatte gestern das US-Redbook überzeugt: Einzelhandelsumsatz erste zwei Wochen im Februar +5,3% ggü. VJ und nur -0,2% vs Januar. Die Auswirkungen des Virus sind bei den US-Verbrauchern also noch nicht zu spüren.
