Der S&P 500 schloss gestern 1% unter der 100-Tage-Linie. Das ist noch nicht dramatisch, zeigt aber, wie schwach derzeit die Gegenwehr ist. Normalerweise erweist sich dieses Niveau als wirksame Sprungfeder, indem antizyklisch agierende Investoren einsteigen und das Sentiment wieder herumreißen. Der Nebenwerteindex Russell 2000 steht inzwischen auf dem tiefsten Stand seit Ende 2020, 15% (!) unter dem Niveau von Anfang November. Der Quartalsbericht von P&G (NYSE:PG) wurde gestern sehr positiv aufgenommen, weil es dem Verbrauchsgüterkonzern gelang, die gestiegenen Kosten in Form höherer Preise weiter zu geben. Das Unternehmen erwartet weiter steigende Kosten bei Material und Personal – ein Indiz für die in Gang gekommene Preis-Lohn-Spirale. Persönlich macht mich das Thema Russland leicht nervös. Ich sehe noch keine unmittelbare Invasion der Ukraine – aber eine solche könnte zwischen dem 10.-20. Februar Realität werden. Denn dann läuft das Manöver „Union Resolve“ mit Belarus, was bedeutet, es stehen dann ganz offiziell russische Truppenverbände nördlich der Ukraine. Sollte Putin einen Großangriff befehlen, könnte er von dort einen Keil zwischen Kiew und Polen treiben und die Ukraine von jeglichem Versorgungsnachschub aus dem Westen abschneiden. Zu dieser Zeit sind die Böden gefroren und das Gelände für schweres Gerät befahrbar. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt zwar nur bei vielleicht 25%, aber das ist dennoch zu hoch, um diesen potenziellen „Schwarzen Schwan“ zu ignorieren. Wir haben in dieser Woche den Investitionsgrad abgesenkt und denken wegen dieser Überlegungen an eine temporäre weitere Reduktion. Äußerst wichtig wird das morgige Treffen zwischen den Außenministern Blinken und Lavrov. Die PBoC hat erneut die Zinsen gesenkt, dieses Mal auch die langfristigen Sätze, was von den gebeutelten chinesischen Immobilienaktien sehr positiv aufgenommen wurde. Auch der Hang Seng Tech Index erlebte mit +4% einen exzellenten Handelstag. Der STXE 600 ist zur Stunde knapp behauptet. Die Treiber der letzten Tage stehen unter Druck: Ölaktien verlieren wegen gestiegener US-Lagervorräte, Bankaktien wegen leicht sinkender Renditen. Versorger und Konsum nahe Branchen tendieren wie schon gestern freundlich. Die EU-Verbraucherpreise stiegen im Dezember um 0,4% / 5,0% zum Vorjahr, exakt wie prognostiziert. Der apano-Stimmungsindex gewinnt 4 Punkte auf +1 (Kupfer +4, EM-Anleihen +1, US-Vola -1). Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.