Heute Abend wird das Protokoll der letzten FED-Sitzung veröffentlicht. Dieses gibt einen Einblick, wie ausgeprägt die Überzeugung hinter der Entscheidung für den moderaten 0,25%-Zinsschritt war. Die 2023 nicht stimmberechtigten FED-Gouverneure Bullard und Master haben letzte Woche mit ihren Aussagen Ängste geschürt, dass die 0,5% wieder auf die Agenda kommen könnte und/oder der Zinsanstieg länger und weiter führen würde als von den Investoren erhofft. Aktuell liegt der Markkonsens bei einer Renditespitze von 5,37% im Juni. Vor drei Wochen preiste der Markt 4,90% ein. Kein Wunder, dass sich die US-Börsen (ETR:SXR4) im Rückwärtsgang befinden, zumal die Rendite der 10y-US Staatsanleihen inzwischen wieder bei annähernd 4% steht, nach 3,37% Anfang Februar. Der scharfe Zinsanstieg gekoppelt mit der Befürchtung, dass der Peak-Level über mehrere Monate gehalten wird, setzt insbesondere die Favoriten des Januars unter Druck: der Nasdaq 100 hat in den letzten drei Wochen 5,6% an Wert verloren. Extrem wichtig wird deshalb übermorgen die Veröffentlichung des PCE-Index werden. Jegliche größere Abweichung wird sich gravierend auf die Tendenz der nächsten Tage niederschlagen und wegen der Auswirkungen auf der Bondseite neben den Aktien- auch die globalen Devisen- und Rohstoffmärkte maßgeblich beeinflussen.
In dieses nervöse Umfeld hinein hat Morgan Stanley`s Michael Wilson erneut eine düstere Prognose lanciert. Das Risiko/Chance-Verhältnis wäre derzeit so schlecht wie seit 2007 nicht mehr – damals standen die Börsen vor dem berüchtigten Finanzmarktcrash. Er begründet dies mit dem anhaltenden Straffungsprozess der FED, der Erwartung eines längerfristig hohen Zinsniveaus und Gewinnerwartungen, die er laut Bloomberg mit als 10-20% zu hoch einschätzt. Er hält an seiner Meinung fest, dass der S&P 500 bis zum Sommer auf 3000 Punkt - also um 25% - fallen könne. Das ist arg pessimistisch, aber die „3600“, also ein Retest der 2022er Tiefs, haben wir als unteres Ziel hier im Blog auch schon öfter genannt. Seit Tagen senken wir behutsam den Netto-Investitionsgrad und stehen im apano Global Systematik aktuell bei 70%. Unter 65% werden wir aber vor dem o.a. PCE-Report nicht gehen: eine positive Zahl wird die Börsen nach oben katapultieren.
Auch Europas Börsen ächzen heute unter dem Zinsanstieg, so stehen z.B. die Renditen für 2-jährige Dt. Staatsanleihen auf 14-Jahreshoch. Danone (EPA:DANO) berichtet von einem deutlichen Umsatzanstieg, der aber auf Preiserhöhungen zurück zu führen ist, nicht auf Mengenwachstum. Da zugleich die Beschaffungskosten stiegen, kletterte der operative Gewinn nur leicht, die Gewinnmarge ging zurück. Die Börse ist mit den Zahlen zufrieden: Danone führt aktuell den ESX 50 an und gehört neben den mit guten Zahlen glänzenden Stellantis (NYSE:STLA) zu den 7 Unternehmen mit positivem Vorzeichen. Alle Branchen des STXE 600 performen negativ, relativ robust jedoch die defensiven Sektoren und Automobile. Der ifo-Geschäftsklimaindex für D steigt im Februar wie erwartet auf 91,1 nach 90,1 im Januar. Weiterhin wird die Lage besser eingeschätzt als die Erwartungen.
In Japan rentieren die 10y-Staatsanleihen den zweiten Tag in Folge oberhalb des BoJ-Deckels von 0,5%. Nomura (TYO:9716) zeigt sich optimistisch für die Großregion „Asia ex Japan“ und begründet dies mit dem günstigen Kurs/Gewinn – Verhältnis von aktuell 12,9. Zudem würde China als Treiber wirken. Aktuell bereitet mit allerdings Sorge, dass China seine Stilhaltepolitik beenden und Russland mit Waffen unterstützen könnte. Der Vorwurf an die USA, seit Monaten militärisches Gerat an eine der Kriegsparteien zu liefern, könnte als Vorwand dienen, das gleiche auf der Gegenseite zu tun. Ich bin mir sicher, das hätte umgehende Wirtschafssanktionen zur Folge und würde die Börsen weltweit belasten.
Im APX kostet der Anstieg der US-Renditen drei, der Anstieg der Volas (VDAX/VIX) 2 Punkte. Der DAX rutscht unter die 20-Tagelinie (-2). Der Nikkei verlor gestern und heute je 2 Punkte. Kupfer brachte bereits gestern +4.