Auch wenn von den Marktteilnehmern stark bezweifelt wird, dass DeepSeek tatsächlich mit wenigen Millionen US-Dollar auf die Beine gestellt wurde, so scheint es doch ein Fakt zu sein, dass ansprechende KI-Leistung für relativ kleines Geld zu haben ist. Natürlich bleibt es dabei: wer die ganz große Performance braucht und im Artificial Intelligence - Wettbewerb vorne sein will, muss dafür viel bezahlen. Insofern ist es wahrscheinlich, dass es am Ende deutlich mehr KI-Angebote am Markt geben wird gibt als OpenAI, ChatGPT und eben DeepSeek. Für die großen Anbieter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (Google) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) ist das keine sonderlich gute Nachricht, weil es bedeutet, dass sie von „unten“ – von KI-Lösungen mit geringerer Leistung, die aber billiger zu haben ist – Konkurrenz bekommen. Dass Nvidia (NASDAQ:NVDA) und andere Anbieter von immer neuen Halbleitern mit höchster Rechenleistung wahrscheinlich die Verlierer sein werden, weil ihre überaus üppige Marge unter Druck geraten dürfte, habe ich bereits gestern hier vermutet und die heftige Marktreaktion scheint dies zu bestätigen. Der VanEck Semiconductor ETF legt aktuell zwar 2% zu nach -8% gestern. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass dieses Tech-Subsegment vorerst unterperformen wird. Für Anwender wie Apple (NASDAQ:AAPL) jedoch dürfte die neue Situation ein interessanter Vorteil sein. Ebenso wie Meta (NASDAQ:META), Alphabet und Microsoft dürften sie die Chance nutzen, um damit eine stärkere Ausgangssituation in zukünftigen Preisverhandlungen zu haben. Ob die Titans, welche diese Woche berichten, sich hierzu schon konkreter äußern werden (können), ist fraglich. Jedoch dürften am Mittwoch Abend u.a. von Microsoft und Meta mit der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse zumindest erste Indikationen kommen, ob sich an den für 2025 angekündigten milliardenschweren Investitionsplänen etwas geändert hat.
Insgesamt betrachtet könnte der DeepSeek-Preisschock positive ökonomische Auswirkungen haben, da er zu einer massiven/beschleunigten Verbreitung von KI-Anwendungen und damit weltweit zu höherer Effizienz der Unternehmen führen könnte (in der Hoffnung, dass der gelieferte "Output" auch billigerer Anwendungen zuverlässig richtig ist). So findet heute früh SAP (ETR:SAPG) lobende Worte und begrüßt den erweiterten Wettbewerb ausdrücklich. Interessant am Rande: die US-Gesetzgeber wissen momentan noch nicht, wie mit dem Thema umzugehen ist. Sollte sich DeepSeek unter Umgehung der US-Handelsrestriktionen unerlaubt Hochleistungschips beschafft haben, könnte das laut eines CNBC-Berichts dazu führen, dass u.a. Apple und Google zumindest in den USA die DeepSeek-App entfernen müssten.
Auffallend war gestern die Stärke der Branchen, welche mit dem Thema KI nicht in Zusammenhang stehen. Regional glänzte erneut Europa mit hoher Stabilität, obwohl die Schwergewichte ASML (AS:ASML) und Schneider durchaus abbremsten – beide sind bedeutende Player in der Halbleiterindustrie (ETR:SEC0), weil sie die für die Produktion wichtige Infrastruktur liefern. Heute früh setzt sich bei Schneider die Abwärtsbewegung fort, das im Sektor „Industrials“ angesiedelte Unternehmen steht mit -3,5% erneut am unteren Ende des ESX 50. ASML pendelt um die Nulllinie. Stark gefragt heute früh hingegen wie bereits gestern die Aktien der Dt. Telekom (ETR:DTEGn), Versorger (NYSE:XLU) und Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Ebenfalls robust auch Automobil-, Finanz- und Gesundheitswerte. In der Summe führt dies dazu, dass der STXE 600 NR aktuell auf neuem Allzeithoch steht und gerade im Begriff ist, erstmals in seiner Geschichte die 1300 Punkte zu touchieren.
In Fernost zeigte sich Hongkong stabil, Japan hingegen erneut schwach. Hier belasteten erneut die Halbleiterwerte, was aber wohl ein overnight-Nachholeffekt war. Die Japan-ETFs notieren heute früh stabil. Recht fest zeigte sich der Nifty 50 Index. Die indische Notenbank will frische Liquidität in das Finanz-Ökosystem pumpen. China, Taiwan und Südkorea sind Feiertag bedingt vorerst geschlossen (Golden Week).
APX: Kupfer -8. Volatilität +2. EM-Bonds -1.
Bereits seit 2012 misst und veröffentlicht das Investment-Team von apano Investments die globale Börsenstimmung. Dieser apano-Börsen-Stimmungsindex APX dient dabei unter anderem als Steuerungsinstrument für den erfolgreichen, ETF-basierten Aktienfonds mit Wertsicherungskonzept „apano Global Systematik“ (WKN: A14UWW).