Die japanische Notenbank hat nur marginale Änderungen an ihrer Geldpolitik beschlossen. Sie geht davon aus, dass die Inflation wieder bald in die Zielzone zurückkehren wird. In Anbetracht der ökonomischen und geopolitischen Großwetterlage will sie sich weiterhin geduldig und expansiv verhalten. Deshalb bleibt der Kurzfristzins bei -0,1% und im Rahmen der Renditekurvenkontrolle (YCC) belässt sie den Korridor für 10y Anleihen bei 0 bis 1%. Verändert wurde jedoch, dass die 1%-Grenze nicht mehr absolut starr ist, sondern etwas flexibler gehandhabt wird. Damit befreit sie sich von der Verpflichtung, in unbegrenztem Ausmaß Staatsanleihen kaufen zu müssen, sollte diese Marke vom Markt attackiert werden. Derzeit liegt die Zehnjahresrendite für japanische Staatsanleihen bei ca. 0,90%. Die Investoren bewerten die Entscheidung der BoJ als sanft und dementsprechend zogen Nikkei und Topix deutlich an, während der Yen weiter nachgibt.
Aus China kamen enttäuschende Konjunkturdaten: der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe ist im Oktober nach Angaben der Statistikbehörde mit 49,5 nach 50,2 wieder in den kontraktiven Bereich zurück gefallen, was neue Zweifel an der Stärke der Wirtschaftserholung in China weckt. Erwartet war 50,2, die negativste Prognose hatte laut Reuters 49,9 betragen. Morgen früh kommt das von Caixin erhobene Pendant, welches oftmals zu anderen Ergebnissen kommt. Auch die Expansion des nicht verarbeitenden Sektors erlahmte: der PMI für Dienstleistungen und Baugewerbe beläuft sich auf 50,6 nach 51,7 im September. Zugleich sanken die Export- und Importaufträge den achten Monat in Folge. Der Yuan reagierte mit leichten Abgaben auf die Daten, auch Chinas Aktienindizes tendierten etwas schwächer.
Die US-Börsen (ETR:SXR4) profitierten gestern von der im Handelsverlauf einsetzenden Beruhigung am Anleihemarkt. Zudem kam es (mit Ausnahme von Tesla (NASDAQ:TSLA)) zu einigen massiven Anschaffungen in den Megacaps vor dem Monatsultimo, was sie Indizes pushte. Das US-Schatzamt hatte um 20:00h seinen voraussichtlichen Finanzbedarf für die nächsten beide Quartale publiziert. Dieser fällt geringer aus als befürchtet, dank sprudelnder Steuereinnahmen. Diese Nachricht kam an den Börsen gut an, die Rendite der 10y US-Staatsanleihen sinkt heute früh weiter auf 4,835%. Ebenfalls zur günstigen Kursentwicklung trug bei, dass die Ölpreise deutlich zurück fielen. Die Marktteilnehmer gehen mittlerweile offenbar davon aus, dass der Nahostkonflikt nicht zum überregionalen Krieg unter direkter Einbindung des Iran eskaliert. Solange Israel seine Militäroperationen im Gazastreifen behutsam fortsetzt (was freilich viele Wochen dauern kann) und die Hisbollah sich zurück hält, ist deshalb eine zentrale Befürchtung - Verknappung der globalen Ölversorgung – kein Thema. Natürlich kann sich die Situation jederzeit verschärfen, aber momentan preisen die Marktteilnehmer dieses „Schwarze Schwan“- Risiko ein klein wenig aus. Dass die FED heute und morgen tagt, wird fast als non-Event abgetan. Sie wird tendenziell taubenhafter werden, bislang funktioniert ihre schwierige Gratwanderung perfekt.
Europas Börsen reagieren auf die globalen Vorgaben mit insgesamt soliden Aufschlägen, wobei etliche Unternehmensergebnisse die Kurse machen: BASF (ETR:BASFN) treibt mit seinem Zahlenwerk den Chemiesektor an die Spitze der Aufwärtsbewegung, während BP (LON:BP) (-5%) nach enttäuschenden Zahlen den Subindex „Energie“ belastet. BP und Roche (SIX:RO) (-3,6%), die unter einem Forschungsfehlschlag leiden, sind Schwergewichte im STXE 50. Beide Unternehmen sind natürlich wegen ihrer Länderzugehörigkeit nicht im ESX 50 enthalten, weshalb dieser im Vergleich zum STXE 50 wesentlich stärker zulegt.
Der APX gewinnt wegen Kupfer vier Punkte und wegen des VDAX einen. Mit –25 ist er erstmals seit dem 18. Oktober nicht mehr im pessimistischen Szenario. Am Horizont winken zudem Punktgewinne aus den Bondmärkten.