Auch gestern wieder fanden an den US-Börsen (ETR:SXR4) Umschichtungen aus den Megacaps in den breiten Markt statt. Defensive Sektoren wie Verbrauchsgüter, Gesundheit und Versorger (NYSE:XLU) waren gesucht. Auf der Gegenseite standen im Technologiesektor insbesondere Halbleiterwerte unter Druck – eine Entwicklung, die sich heute früh auch in Japan fortsetzte. Dort ist der Nikkei 225 unter seinen Kurzfristtrend (20-Tage Durchschnitt) gerutscht, was den APX 2 Punkte kostet. Etwas bedenklich stimmt, dass aus der Pazifikregion zumeist gute Nachrichten kamen: die Verbraucherpreise im Großraum Tokio sind mit +2,6% im November ggü. Vorjahr langsamer gestiegen als prognostiziert, Chinas Dienstleistungsaktivität (Caixin Servce PMI) fiel mit einem Dreimonatshoch auf 51,5 (nach 50,4 im Oktober) besser aus als erwartet und Australiens Notenbank hat die Zinsen nicht erhöht und einen „taubenhaften“ Ausblick gegeben – aber trotzdem gaben die Kurse in der Region teils deutlich nach. Der Hang Seng Index brach um 2,07% ein (Einjahrestief), Chinas Festlandindex CI 300 fiel um 1,9% (Vierjahrestief) und der Nikkei verlor 1,37%.
In Japan wird derzeit der zuletzt feste Yen als Begründung für den seit mehreren Tagen anhaltenden Durchhänger angeführt – zudem dürfte das kürzliche Scheitern der Überwindung des 30-Jahreshochs Gewinnmitnahmen ausgelöst haben (auch wir haben dort unsere Position um ein Viertel reduziert). Heute früh belastete aber sicher auch der Report der Jaibun Bank, dass Japans Geschäftsaktivität im November mit 49,6 zum ersten Mal in diesem Jahr kontraktiv war. Der Servicesektor war zwar mit 50,8 weiterhin leicht expansiv (wenngleich dies der niedrigste Wert seit einem Jahr ist), aber der Manufacturing PMI weist einen deutlichen Einbruch auf. Für die Schwäche Hong Kongs gibt es vielleicht diesen Grund: zwar har sich in der City die Geschäftsaktivität zuletzt erhöht und auch das Neugeschäft zieht an, aber es scheint laut S&P Global keinen Preisüberwälzungsspielraum zu geben, was in Anbetracht der gestiegenen Produktionskosten Margendruck bedeutet. Die Unternehmen seien in der Zange, einerseits die Gehälter erhöhen zu müssen, um ihr Personal zu halten und andererseits die Preise niedrig halten zu müssen, um keine Kunden zu verlieren. Dieses Problem dürfte auch in Festlandchina bestehen. Weiterhin belastet dort aber auch die Aussage des Notenbankgouverneurs von letzter Woche. Pan Gongsheng hatte zwar zugesagt, dass die PBoC weiterhin stimulierend agieren würde. Aber sein Warnhinweis, dass strukturelle Reformen nötig seien, um die Wirtschaft des Landes von Infrastruktur und Immobilen unabhängiger zu machen, klingt nicht nach handfesten Konjunkturstützungsmaßnahmen. Wenig hilfreich für die Anlegerstimmung heute zudem: die Ratingagentur Moody`s hat Chinas Kreditrating-Ausblick gesenkt. Begründet wird dies mit den lediglich moderaten Wachstumsaussichten und der Gefahr einer größeren Korrektur des Immobiliensektors.
Europas Börsen zeigen sich auch heute früh robust. Unter leichtem Abgabedruck steht wie bereits gestern Basic Resources, der Sektor verliert 0,5%. Das bisherige Tagestief lag bei -1,1%. Ansonsten zeigen sich nahezu alle Branchen stabil, angeführt von Versorgern und dem Energiesektor, der davon profitiert, dass Brent-Öl heute früh nach seinem mehrtägigen Absacker um 1% anzieht. Isabel Schnabel, die zum konservativen Lager des EZB-Präsidiums zählt, hat ihre Meinung bezüglich der Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen geändert. In Anbetracht des bemerkenswerten Rückgangs der Inflation sei dieses Thema vom Tisch. Aber nicht nur das: sie rät laut Reuters ihren Kollegen, keine Empfehlung mehr auszusprechen, dass die Zinsen bis Mitte 2024 unangetastet hoch bleiben müssen. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen fällt aktuell um 4 Basispunkte und steht mit 4,245% wieder fast auf dem Zyklustief vom Freitag. Dies hilft den US-Aktienindex-Futures, sich auf etwas tieferem Niveau zu stabilisieren.
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