Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich in robuster Verfassung: die Zahl der Neueinstellungen lag im Januar erheblich oberhalb der Schätzungen. Die Arbeitslosenquote beträgt 3,7% statt erwarteter 3,8%. Zudem stiegen die Stundenlöhne stärker an als prognostiziert. Die Wahrscheinlichkeit einer FED-Zinssenkung im März sinkt damit gegen 0. Denn diese Daten erhöhen das Risiko einer Wiederbeschleunigung der Inflation und geben zugleich der FED die Sicherheit, dass mit der US-Wirtschaft alles okay ist. Sie hat also keinerlei Handlungsbedarf und kann in aller Ruhe abwarten, wie sich die Preise weiter entwickeln. Der Balanceakt, nicht zu früh oder zu spät zu senken, ist durch diese Zahlen mit einem stabilen Sicherheitsnetz unterlegt. Warum also sollte die US-Notenbank ihren Geradeauskurs verlassen? Der Rentenmarkt reagierte deutlich: die Rendite der relevanten zehnjährigen US-Staatsanleihen zog um 14 Basispunkte an. Das hatte Auswirkungen am Aktienmarkt: zwar schlossen die US-Indizes auf neue Hochs, aber das war zum ganz großen Teil wieder einmal nur den Techs und Megacaps zu verdanken: Amazon (NASDAQ:AMZN) und Meta (NASDAQ:META) erlebten einen fulminanten Handelstag nach ihren Zahlen vom Donnerstagabend. Auch Finanzwerte zogen an, ansonsten aber notierten die meisten Branchen eher schwächer. Für uns Anleger aus Europa wurde dies jedoch gnädig überdeckt durch den deutlichen Anstieg des US-Dollars. Der Renditeanstieg setzt sich heut früh weiter fort, was die Futures ein wenig belastet.
Das Tauziehen an den chinesischen Börsen geht weiter: nachdem bereits der Freitag von einem Intradayswing geprägt war, gab es heute früh eine Neuauflage: zunächst sackte der CSI 300 um 2,1% ab, schloss dann aber ein Prozent höher. Erneut dürfte es das hier schon mehrmals angesprochene „National Team“ gewesen sein, das rettend eingesprungen ist. Die Sorge vor zunehmenden Margin Calls (also Nachschussverpflichtungen oder aber Zwangsverkäufen bei in Schieflage geratenen Investoren) hat zuletzt stark zugenommen, weil wichtige Basispreise von zahlreichen Derivaten – oft auf den Kleinwerteindex CSI 1000 konstruiert – nach einem Kurseinbruch von 37% in den letzten 12Monaten durchschlagen worden waren. Die Furcht vor einer Kettenreaktion mit Lawineneffekt rief erneut am Wochenende die chinesische Wertpapieraufsicht auf den Plan: noch mehr mittel- und langfristig investierende (staatliche) Fonds sollen in den Markt einsteigen, zudem will sie verstärkt gegen „böswillige“ Shortattacken und Insiderhandel vorgehen. Einige Beobachter beurteilen die momentane Entwicklung samt Nachrichtenhintergrund als typischen Beginn einer Bodenbildung. Laut Bloomberg dürfte aber die staatliche Unterstützung auf die Large Caps – also den CSI 300 – konzertiert sein. Die Small Caps standen mit -5,9% auch heute wieder unter großem Druck. In Japan setzte sich die Aufwärtsbewegung der Kurse hingegen fort.
Der STXE 600 präsentierte sich am Freitag unentschlossen. Banken und Zykliker (NYSE:XLY) waren gesucht, defensive Sektoren wurden eher verkauft. Im Sog der US-Anleihen zogen auch hierzulande die Renditen deutlich an. Wegen fehlender stimulierender Vorgaben aus USA und Fernost treten die Indizes zur Stunde auf der Stelle. Gesucht sind die Verlierer vom Freitag (Versorger (NYSE:XLU) und nicht-zyklische Konsumgüter), während die Gewinner (insbesondere Automobilwerte) schwächer notieren. Erneut also: Rotation statt Mittelzuflüsse. Positiv über beide Tage hingegen Banken: heute stimuliert der Report der Unicredit (BIT:CRDI). Jedoch wird der Santander-Kurs belastet durch einen Artikel der FT - die spanische Großbank hat angeblich gegen Iran-Sanktionen verstoßen. Der Eurozone Composite Einkaufsmagerindex Januar fiel mit 47,9 exakt so aus wie erwartet und lag nur marginal über dem tief kontraktiven Dezemberwert von 47,6.
Spanische Staatsanleihen kosten den APX einen, der markante Preisrückgang des Industriemetalls Kupfer acht Punkte. Die Stabilisierung der Renditen in Deutschland und der Goldpreisrückgang bringen +6.