Trotz Kursrutsch - die Home Depot-Aktie ist noch lange kein Schnäppchen

Veröffentlicht am 29.05.2022, 11:32
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Im Verlauf der letzten drei Jahre der 1990er Jahre explodierte der Kurs von Home Depot (NYSE:HD) um über 500 %. Eine starke Wirtschaft und ein boomender Aktienmarkt verleiteten die Verbraucher zu hohen Ausgaben für ihre Wohnimmobilien.

Zwischen dem Geschäftsjahr 1996 (die Geschäftsjahre von Home Depot enden im Januar des folgenden Kalenderjahres) und dem Geschäftsjahr 1999 hatte sich der Umsatz des Baumarkts nahezu verdoppelt. Der Gewinn je Aktie stieg um 133 %.Home Depot Tageschart

Zwischen Ende 2018 und Ende 2021 gewann die Aktie des Konzerns aus Atlanta, Georgia, um 142 % an Wert hinzu. Das Wachstum in dem inzwischen weitaus reiferen Markt war natürlich viel langsamer als 20 Jahre zuvor, im Kontext jedoch immer noch beeindruckend.

Wiederum unterstützt durch einen boomenden Aktienmarkt - wenn auch aufgrund der neuen Coronavirus-Pandemie in einer bereits unbeständigeren Wirtschaft - steigerte Home Depot den Umsatz zwischen dem GJ 2018 und dem GJ 2021 um 40 %. Der Gewinn pro Aktie stieg um 60 %, und im GJ2021 war er mehr als doppelt so hoch wie vier Jahre zuvor.

Offensichtlich ist Home Depot heute ein ganz anderes Unternehmen als damals. Aber selbst mit einem Umsatz, der etwa viermal so hoch ist wie im GJ 1999, ist Home Depot ein zyklisches Papier. Das war schon einmal ein Problem und könnte nach einem großen Konjunkturabschwung wieder ein Problem werden.

Was uns die Geschichte gelehrt hat

Wie bereits erwähnt, beendete das Baumarktunternehmen die 1990er Jahre extrem erfolgreich. Doch kaum zwei Monate nach Beginn des neuen Jahrzehnts erreichte die Aktienmarktblase ihren Höhepunkt; im darauf folgenden Jahr folgte eine Rezession, die 8 Monate andauerte.

Es überrascht daher nicht, dass das Geschäft von Home Depot einen Einbruch erlitt. Sowohl im Geschäftsjahr 2001 als auch im Geschäftsjahr 2002 gingen die Umsätze der vergleichbaren Filialen der Kette („same-store-sales“) zurück. Die Gewinne stiegen zwar weiter an, das lag aber größtenteils daran, dass das Unternehmen immer mehr neue Läden eröffnete (die Zahl der Läden verdoppelte sich zwischen dem GJ 2000 und dem GJ 2004).

Aber dann traf es die HD-Aktie richtig hart. Sie schloss 1999 bei 68,75 USD. Unglaublicherweise erreichte sie dieses Niveau erst nach mehr als dreizehn Jahren wieder.

Offensichtlich gibt es enorme Unterschiede zwischen damals und heute. Mit 68,75 USD notierte HD zum 67-fachen des Gewinns des Geschäftsjahres 1999. Ende 2021 belief sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf das 27-fache. In den dreizehn Jahren, in denen die HD-Aktie keine Rendite erzielte, fiel nicht nur die Rezession von 2001, sondern auch die Finanzkrise von 2008-09 und die darauf folgende, relativ stagnierende erste Erholung.

Natürlich verfügte Home Depot Ende 1999 über viel mehr Wachstumspotenzial. Das Unternehmen hat seine Verkaufsfläche in den folgenden vier Jahren verdoppelt; die Zahl der Home Depot-Filialen ist in den vergangenen fünf Jahren insgesamt um weniger als 2 % gestiegen. Unter sonst gleichen Bedingungen hätte die Home Depot-Aktie damals einen weitaus höheren Multiplikator erhalten müssen; sie war ein Wachstumswert, wie sie es heute bei weitem nicht mehr ist.

Im Großen und Ganzen war Home Depot 1999 genau wie 2022 ein wunderbares Unternehmen. Das Unternehmen ist zweifellos einer der fantastischsten Einzelhandelsketten der amerikanischen Geschichte.

Aber mehr als ein Jahrzehnt lang reichte das nicht aus, um die Home Depot-Aktie zu retten. Diese Geschichte zeigt, dass sich die Anleger nicht allein auf Qualität verlassen können, wenn HD dieses Mal gerettet werden soll.

Ist die HD-Aktie schon tief genug gefallen?

Offensichtlich hat der Markt diese Lehre aus der Geschichte zumindest in gewissem Maße schnell verstanden. Die HD-Aktie ist in diesem Jahr bisher um unglaubliche 31 % gefallen. Selbst beim Gedanken an frühere zyklische Einbrüche könnte ein solcher Rückgang die Anleger zum Einstieg verleiten.

Aber der Umfang des Kursrückgangs reicht möglicherweise immer noch nicht aus. Home Depot-Aktien sind günstiger - aber nicht unbedingt günstig. Die Aktien werden immer noch zum 18-fachen des Gewinns der letzten zwölf Monate gehandelt.

Das ist für einen Einzelhandelskonzern oder eine zyklische Aktie kein besonders überzeugender Multiplikator.Es handelt sich auch um ein Multiple, das auf den Ergebnissen einer Boomzeit für den Wohnungsbau gründet und das wahrscheinlich noch immer von der Pandemie profitiert. (Da die Reiseausgaben immer noch etwas gedämpft sind und die Verbraucher mehr Zeit zu Hause verbringen, haben sie mehr Geld und mehr Grund, in ihre eigenen vier Wände zu investieren)

Mit anderen Worten notiert die HD-Aktie immer noch zum 18-fachen des Spitzengewinns, ohne das Potenzial für eine Verbesserung der Anzahl der Filialen, und es gibt ein ebenso starkes Argument dafür, dass der Gewinn sinken wird. Das wird dieses Jahr vielleicht noch nicht passieren: Home Depot hat erst letzte Woche die eigenen Prognosen nach dem Gewinn für das 1. Quartal angehoben.

Aber der Markt blickt in die Zukunft, und es scheint eine reale Wahrscheinlichkeit für einen Gewinnrückgang im Geschäftsjahr 2023 zu bestehen. Das Risiko einer Rezession steigt. Es gibt Anzeichen dafür, dass der Immobilienmarkt seinen Zenit überschritten hat. Die Inflation stellt eine weitere Bedrohung dar.

Die Anleger haben in diesem Jahr bisher schnell auf diese steigenden Risiken reagiert. Die derzeitige Bewertung lässt jedoch vermuten, dass sie nicht schnell genug reagiert haben. Die Home Depot-Aktie mag bei 30 % unter ihrem Höchststand wohl als Schnäppchen anmuten, doch hätten die Anleger im Jahr 2000 und im Jahr 2007 dasselbe Argument vorbringen können und haben dies auch getan. In beiden Fällen stiegen sie viel zu früh ein. Die Geschichte kann sich durchaus wiederholen.

Der Bull-Case für Home Depot

Zugegeben, es ist möglich, dass dieser Kommentar einfach zu pessimistisch ist. Man kann es nicht oft genug sagen - Home Depot ist ein wunderbares Unternehmen. Der Immobilienzyklus wird sich hier und da bemerkbar machen, aber im Laufe der Zeit wird sich die Aktie dennoch erholen. Sogar Anleger, die Ende 1999 gekauft haben, sind damit letztlich recht gut gefahren: Einschließlich der Dividenden hat Home Depot seither eine jährliche Rendite von über 9 % eingebracht.

Der Immobilienmarkt könnte sich halten. Durch die demografische Verlagerung aus den städtischen Gebieten in Märkte mit niedrigeren Preisen können Hausbesitzer mehr Geld in Renovierungen investieren - und in mehr Quadratmeter für ihr Geld. Die Rezessionsängste könnten übertrieben sein.

Langfristig gesehen könnte die HD-Aktie immer noch ein Gewinner sein. Das heißt aber nicht, dass Eile geboten ist oder dass die Aktie wegen des Rückgangs um 30 % "billig" ist. Es gibt bei diesem Unternehmen einfach sehr viele Risiken, und es scheint, als ob der Kurs diese Risiken nicht vollständig reflektiert.

Haftungsausschluss: Vince Martin hält zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels keine Positionen in hier besprochenen Wertpapieren.

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