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Der Markt entwickelt ein neues Szenario: Sinkende Zinsen und Donald Trump im Weißen Haus befeuern Nebenwerte. Der Russel 2000 hat in den vergangenen Tagen bereits stark zugelegt. Besonders aussichtsreich könnten Aktien sein, die trotz guter Fundamentaldaten auf den Listen der Shortseller weit oben stehen.
Ein Blick auf den Russel 2000 zeigt, dass im Bereich der Nebenwerte etwas in Bewegung gerät. Der Index notierte seit Dezember in einer Seitwärtsphase zwischen etwa 1930 und 2130 Punkten. Im Juli folgte der dynamische Ausbruch nach oben. Aktuell notiert der Russel 2000 bei 2282 Punkten.
Nebenwerteindex Russel 2000 lässt S&P 500 hinter sich
Der Index ist ein weltweit beachteter Aktienindex für Nebenwerte und enthält die 2000 kleinsten nach Marktkapitalisierung gewichteten US-Unternehmen des Russell 3000. Unternehmen also, die vom Big Tech und KI Boom der vergangenen Jahre weitgehend abgeschnitten waren.
Die Nebenwerte profitieren von einer besseren Stimmung. Diese wird durch die Erwartungen an die Geldpolitik genährt: Im September soll die US Notenbank Federal Reserve endlich den ersehnten Zinssenkungszyklus starten. Von Zinssenkungen, so die Annahme profitieren Nebenwerte besonders stark.
Auch die nach dem TV Duell und dem Attentatsversuch gestiegene Wahrscheinlichkeit auf eine erneute Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten befeuert die Mittelstandsphantasien der Anleger. Der Markt, so glauben Analysten, könnte an Breite gewinnen und die Marktkapitalisierung „nach unten rutschen“.
Société Générale-Analyst Manish Kabra jedenfalls sieht dieses Potenzial. „Die US-Wahlen werden häufige Rotationsgeschäfte auslösen, da sich die potenzielle Politik von Trump 2.0 positiv auf den Breitenhandel auswirkt“. Die jüngsten Kursentwicklungen scheinen diese Auffassung zu bestätigen. Der Russel 2000 hat in den letzten fünf Handelstagen um 9,8 % zugelegt, der S&P 500 um lediglich 1,4 %.
US-Nebenwerte mit hoher Leerverkaufsquote
Wer nicht auf einen breiten Nebenwerteindex setzen möchte, kann Stock Picking betreiben. Auch in dieser Hinsicht mehren sich bereits die Kommentare von Analysten.
Evercore ISI-Stratege Julian Emanuel etwa glaubt, dass vor allem ein Profil US-Nebenwerte derzeit besonders attraktiv macht: Die Kombination aus nach oben korrigierten Gewinnen und einer hohen Leerverkaufsquote. Hier könne bereits eine gute Nachricht zu Wiedereindeckungskäufen führen.
Ein Beispiel dafür ist der Papierhersteller Sylvamo. Gut 3 % des Free Flots sind derzeit leerverkauft. Das in Memphis ansässige Unternehmen hat die Gewinnprognosen in den letzten vier Quartalen in Folge leicht bis moderat übertroffen. Analysten erwarten mit einem Anstieg des Gewinns im kommenden Jahr um 7 %.
Das Short Interest von Construction Partners liegt laut Wall Street Journal bei gut 5,1 %. Das Unternehmen aus Alabama baut Straßen und Autobahnen und hält diese instand und ist darüber hinaus an weiteren Infrastrukturprojekten beteiligt. In den letzten vier Quartalen lagen die Gewinne am oberen Ende der Erwartungen oder darüber.
11,7 % beträgt das Short Interest sogar bei der Aktie von Alpha Metallurgical Resources. Das in Bristol ansässige Kohlebergbauunternehmen enttäuschte die Gewinnerwartungen der Wall Street zuletzt zumindest nicht. Sterling Infrastructures aus Texas – ein Unternehmen für Baulösungen – konnte die Gewinnerwartungen in drei der letzten vier Quartale übertreffen. Das Short Interest liegt bei gut 5 %.
7,65 % Short Interest sind es bei der Aktie der Bankholdinggesellschaft ServisFirst Bancshares aus Alabama. In zwei der letzten vier Quartale lagen die Gewinne über der Spanne der Erwartungen, zweimal am oberen Ende der Erwartungen.
Wer einzelne Nebenwerte kauft, geht besondere Risiken ein. Um auf einen allgemeinen Aufschwung der US-Aktien aus der zweiten Reihe zu setzen, reichen ETFs auf breite Indizes wie den Russel 2000 aus.