Der Kupferpreis ist seit Jahresbeginn in New York doppelt so stark gestiegen wie in London. Das Metall wird massenhaft in die USA verschifft. Händler antizipieren die erwarteten Zölle und machen Arbitragegeschäfte. Später im Jahr könnte dies auf die Preise drücken.
Die Kupferpreise steigen weiter – und auf der anderen Seite des Atlantiks deutlich schneller als in Europa. Der Dreimonatskontrakt an der LME stieg am Donnerstag auf 9.955 USD pro Tonne. Im COMEX Handel in New York wurden am frühen Donnerstagabend deutscher Zeit 11.270 USD pro Tonne gezahlt. Der Aufschlag für US-Kupfer erreichte damit knapp 13 %.
Kurz nach dem Jahreswechsel lagen LME Kupfer und COMEX Kupfer bei etwa 8850 USD noch fast gleichauf. Seitdem ist der Kupferpreis in New York um 27 % gestiegen, der Preis an der LME nur um rund 12,5 %.
LME Lagerbestände sinken, weil Kupfer in die USA verschifft wird
Der Auslöser: Die durch US-Präsident Donald Trump verfolgte Zollpolitik. Wei Lai, stellvertretender Handelsleiter bei Zijin Mining (HK:2899) Investment Shanghai, äußerte gegenüber Bloomberg: "Dies ist eine Runde regionenübergreifender Preisanpassungen, ausgelöst durch mögliche US-Zölle. Ware wird in die USA gelockt, wodurch andere Länder unterversorgt bleiben. Die Kaufstimmung ist sehr stark."
Das ist leicht nachvollziehbar: Kupferverkäufer versuchen das Metall dort zu veräußern, wo es die höchsten Erlöse verspricht. Der Aufschlag in den USA rechtfertigt mittlerweile auch erhebliche zusätzliche Transportkosten. Bloomberg beruft sich auf nicht näher genannte Quellen und berichtet, dass auch große Händler wie Trafigura und Glencore (LON:GLEN) dabei sind, Kupferlieferungen in die USA umzuleiten. Mehr als 100.000 t könnten demnach bereits unterwegs sein.
Auch Analystin Ewa Manthey von ING (AS:INGA) Research bestätigt: "Die drohenden Zölle haben Händler dazu veranlasst, Metall aus den globalen LME-Lagern in die USA zu verlagern, um von der Arbitrage zu profitieren." Die Kupferbestände an der CME seien seit Trumps Wahlsieg gestiegen, die LME Lagerbestände leicht zurückgegangen.
Ein deutliches Indiz für verschiebende Maßnahmen: Die Zahl der Stornierungen von Kupfer-Warrants an der Londoner Börse (LME) ist seit Ende Februar sprunghaft angestiegen. Die Bestellungen zur Entnahme von Metall aus den Lagern der Börse in Asien haben den höchsten Stand seit August 2017 erreicht.
Bislang gibt es noch keine Zölle auf Kupfer. Trump hat Importzölle von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium erhoben, Kanada, Mexiko und China mit Zöllen belegt und ab April "Gegenzölle" angekündigt. Der Präsident hat jedoch auch eine Untersuchung zu Kupferimporten Auftrag gegeben, deren Ergebnisse voraussichtlich im weiteren Jahresverlauf vorliegen werden.
In der zweiten Jahreshälfte könnte sich der Effekt umkehren
Es gibt jedoch noch eine Reihe weiterer Gründe für den steigenden Kupferpreis. Der wieder schwächere Dollar gehört dazu ebenso wie die angespannte Situation der Hüttenwerke.
Auch China spielt – wie bei fast allen Rohstoffen – eine Rolle. Die Regierung in Peking stellte am Wochenende einen Aktionsplan zur Stimulierung der Konjunktur vor. Insbesondere der private Konsum soll unterstützt werden.
Die Regierung will "den Konsum energisch ankurbeln, die Binnennachfrage in alle Richtungen auszuweiten und die Konsumkapazität durch Erhöhung der Einkommen und Reduzierung der Belastungen verbessern", heißt es im Bericht des Staatsrats vom vergangenen Sonntag.
Manthey geht davon aus, dass die Kupferpreise "durch die Einführung von Vorziehzöllen und die Verschärfung des physischen Marktes außerhalb der USA gestützt bleiben", solange die Untersuchung dazu in den USA noch andauert.
Langfristig aber könnten Zölle negative Auswirkungen auf Industriemetalle haben, da sie zu einer niedrigeren Wachstumsrate und höheren Inflationsraten führen.