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Trump hat Zölle angekündigt. Will er die globale Handelspolitik neu ordnen oder nur Deals aushandeln? Welche Auswirkungen der möglichen tarifären Maßnahmen sind absehbar?
Bereits an seinem ersten Amtstag will der designierte US-Präsident Donald Trump gewichtige Entscheidungen treffen. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social kündigte er am Montag an, er werde Einfuhrzölle von 25 % auf alle Waren aus Mexiko und Kanada erheben. Er warf beiden Ländern vor, illegale Einwanderung und Fentanylmissbrauch in den USA zu fördern.
Die Auswirkungen waren am FX Markt sofort sichtbar: Der mexikanische Peso gab ebenso deutlich nach wie der Kanadische Dollar.
Zölle gegen Mexiko, Kanada und China
Auch China steht bereits am ersten Amtstag auf dem Plan. Trump kündigte zusätzliche Zölle von 10 % auf chinesische Importe an. Auch hier führte er Fentanyl als Grund an: China habe es versäumt, die in dem Stoff enthaltenen Chemikalien zu regulieren. Ein Großteil der chinesischen Exporte in die USA unterliegt seit 2018 bereits durchschnittlichen Zöllen von etwa 15 %.
Bis jetzt ist nicht ausgeschlossen, dass es sich bei den Ankündigungen um eine Verhandlungstaktik handelt, um mehr Zugeständnisse zu erzwingen. Doch auch eine grundlegende Neuordnung der globalen Handelsströme steht im Raum.
Eswar Prasad, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Handelspolitik an der Cornell University und ehemaliger Leiter der China-Abteilung des IWF ist überzeugt: „Trumps Aussage lässt wenig Zweifel daran, dass die USA an der Schwelle zu einer neuen Ära des Handelsprotektionismus stehen. Seine klare Entschlossenheit, Zölle als Instrument der internationalen Diplomatie einzusetzen, wird erhebliche störende Auswirkungen auf den US-amerikanischen und den Welthandel haben“.
Joe Brusuelas, Chefvolkswirt beim globalen Wirtschaftsprüfungsunternehmen RSM sieht in dem zehnprozentigen zusätzlichen Zoll auf chinesische Importe lediglich einen Startschuss. Trump hatte im Wahlkampf China-Zölle von 60 % oder mehr angekündigt.
Entflechtung von USA und China angestrebt
Dem neuen Präsidenten geht es nach Ansicht vieler Ökonomen um eine Entflechtung der amerikanischen und der chinesischen Wirtschaft. Neben Zöllen stehen deshalb auch Beschränkungen für den Export amerikanischer Technologie nach China auf dem Plan. Zudem dürften chinesische Investitionen in den USA eingeschränkt werden.
Während die Kampfansage in Richtung Peking keine Überraschung darstellt, deuten die angedrohten Zölle für Mexiko und Kanada auf weiterreichende Pläne hin. Trump will offenbar das 2020 in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada unbedingt wieder aufleben lassen will.
Das USMCA ersetzte den früheren NAFTA-Pakt, den Trump wiederholt als „schlechtesten Handelsvertrag aller Zeiten“ bezeichnet hatte. Seine Kritik entzündete sich immer wieder an dem angestiegenen US-Handelsdefizit und den Arbeitsplatzverlusten im verarbeitenden Gewerbe.
Die USA sind wirtschaftlich eng mit Kanada und Mexiko verflochten. Zölle hätten deshalb weiterreichende Folgen und könnten insbesondere die Stahl- und Aluminiumpreise in den USA deutlich ansteigen lassen.
Auch der Energiemarkt wäre betroffen: Die USA kaufen große Mengen kanadischen Öls. Fast ein Viertel der in den USA verkauften Fahrzeuge werden in Mexiko und Kanada produziert. Insbesondere Zulieferer sind in großem Umfang in Mexiko tätig und könnten durch Zölle hart getroffen werden.
Zölle könnten Inflation antreiben – Kehrtwende der Fed?
Mexiko indes könnte mit eigenen Zöllen reagieren. Im Fokus stünden dann wahrscheinlich Mais, Milch und Schweinefleischexporte der USA.
Die angekündigte Handelspolitik könnte den USA eine höhere Inflationsrate bescheren. Dies dürfte die US-Notenbank Federal Reserve von einer allzu weitreichenden Lockerung der Geldpolitik abhalten. Sogar Zinserhöhungen Mitte des kommenden Jahres scheinen nicht mehr unmöglich.
Was bedeuten die Pläne für Europa und für Deutschland? IfW-Ökonom Klaus-Jürgen Gern weist darauf hin, dass die USA der wichtigste Exportmarkt für Deutschland sind. Dennoch erwartet er keine dramatischen Rückgänge.
Der Grund: Die US-Zölle auf chinesische Einfuhren dürften noch höher ausfallen. „Deutsche Firmen konkurrieren in den USA oft mit China. Insofern wären die US-Zölle sogar ein Wettbewerbsvorteil für europäische Unternehmen im US-Markt. Das mildert den Effekt zum einen. Zum anderen dürfte als Reaktion auf die Zölle der US-Dollar aufgewertet werden. Dies mindert den Wettbewerbsnachteil europäischer Unternehmen gegenüber US-Unternehmen“.
Ein Problem sieht der Ökonom jedoch in der zweiten Runde. Der Grund: Werde China durch hohe Zölle aus dem US-Markt ausgeschlossen, werde die Volksrepublik versuchen, die Exportprodukte in Europa zu verkaufen. Dies könne protektionistische Maßnahmen seitens der EU hervorrufen. „Am Ende würde das Welthandelssystem möglicherweise praktisch komplett ausgehebelt werden und dies hätte tatsächlich gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft“.