Die Aktienmärkte in der Eurozone sind nicht nur äußerst robust in die ersten Wochen des neuen Jahres gestartet, sie haben sich auch besser entwickelt als der US-amerikanische Aktienmarkt. Dennoch sollten Anleger US-Titeln nun nicht den Rücken kehren, im Gegenteil.
Europäische Aktien haben in den ersten Handelswochen des Jahres positiv überrascht. Gestützt wurden die Kurse auch von einer Wirtschaftsentwicklung, die über den Prognosen der Volkswirte lag. Dennoch sollten Anleger die USA, den eigentlichen Börsen-Favoriten des Jahres 2023, nicht vergessen. Gegenüber der Eurozone bestehen noch immer einige Vorteile, die sich schon bald auch auf die Kurse niederschlagen könnten.
Trotz der Hoffnung rund um die Eurozone bestechen die Vereinigten Staaten noch immer mit einem robusten Wachstum, einem intakten Konsumklima und einem stabilen Arbeitsmarkt. Zwar sorgten zuletzt Meldungen von Schrumpfkuren, insbesondere bei US-Technologie-Unternehmen für Schlagzeilen, doch absorbiert der US-Arbeitsmarkt derartige Entlassungswellen zuverlässig. Hinzu kommt, dass vor allem die Technologie-Riesen aus Kalifornien in den vergangenen Jahren viele Mitarbeiter eingestellt haben – und zwar so viele, dass einige Konzerne inzwischen überbesetzt sein dürften.
Notenbanken machen weiter die Kurse
Neben dem noch immer robusten Wachstum und dem intakten Arbeitsmarkt punkten die Vereinigten Staaten auch im Bereich der Inflationsbekämpfung: Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen im vergangenen Jahr so konsequent angehoben, dass die Teuerung in den USA kräftiger nachgibt als anderswo – insbesondere stärker als in der Eurozone. Der Trend, dass die Inflation in den USA zügiger nachgibt als in der Eurozone, könnte sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Zwar zeigte sich EZB-Chefin Christine Lagarde zuletzt „entschlossen“, die Inflation „zeitnah“ auf zwei Prozent zu drücken – doch erscheint die Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel zu erreichen, recht gering. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Inflation in der Eurozone noch für eine ganze Weile ein höheres Niveau aufweisen dürfte als in den USA.
Anders als die Vereinigten Staaten ist die Eurozone ökonomisch heterogen aufgestellt. Schuldenquoten und Refinanzierungszinsen der Mitgliedstaaten sind unterschiedlich hoch. Und: Wie die Vergangenheit vor etwas mehr als zehn Jahren gezeigt hat, reichen schon Schieflagen in kleineren Mitgliedstaaten aus, um die EU als Ganzes in eine Krise zu stürzen. Daher erwarte ich nicht, dass EZB-Chefin Lagarde tatsächlich entschlossen gegen die Inflation vorgehen und zeitnah der angestrebte Inflations-Referenzwert von rund 2 Prozent erreicht wird.
Auch europäische Aktien haben Potenzial, wirken aber kurzfristig überhitzt
Dennoch besteht auch mit Blick auf die Eurozone kein Grund, den Teufel an die Wand zu malen. Die schlimmsten Rezessions-Ängste sind inzwischen obsolet und die Inflation scheint auch im Euroraum ihren Hochpunkt erreicht zu haben. Die sinkenden Energiepreise, die anders als in den USA Haupttreiber der Teuerung in Europa waren, tragen einen großen Teil zur Entspannung bei. Nachdem 2022 bei vielen Investoren im Hinblick auf die Eurozone die Alarmglocken schrillten, preisen die Märkte aktuell zurecht ein optimistischeres Szenario ein.
Obwohl das Wachstum im Euroraum künftig schwächer und die Inflation höher ausfallen dürften als in den USA, könnten Aktien aus der Eurozone Ende 2023 zu den positiven Überraschungen zählen. Kurzfristig erscheinen die Titel jedoch ein wenig überhitzt. Investoren tun daher auch weiter gut daran, sich global aufzustellen und Aktien aus Nordamerika zu bevorzugen – die USA scheinen dem kommenden Aufschwung näher zu sein, als andere Regionen.
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Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der V.M.Z. Vermögensgesellschaft mbH in Köln. Der mehrfach von Fach- und Publikumsmedien ausgezeichnete Börsenfachmann zählt zu den erfahrensten und renommiertesten Finanzexperten in Deutschland. Herr Zschaber ist unter anderem regelmäßiger Kolumnist für die WirtschaftsWoche Online und steht dem Nachrichtensender n-tv seit nunmehr 24 Jahren regelmäßig als Börsenexperte Rede und Antwort, wenn es darum geht, die Aussichten an den globalen Kapitalmärkten einzuschätzen.
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