US-Staatsanleihen sind in der vergangenen Woche trotz erschütternder Inflationsdaten, die den Anlegern allen Grund zum Nachdenken geben sollten, in einem engen Bereich geblieben. Ist das die Ruhe vor dem Sturm?
Am Mittwoch gab es beträchtlichen Rummel wegen der neuen Daten zum Verbraucherpreisindex, der im April gegenüber März um 0,8% nach oben geschossen ist, statt wie erwartet um 0,2% zu steigen, während der Preissprung über 12 Monate hinweg 4,2% betrug, anstelle von 3,6%.
Weniger beachtet wurde der starke Anstieg des Erzeugerpreisindex, der gegenüber dem Vormonat einen Zuwachs von 0,6% verzeichnete, doppelt so viel wie erwartet. In den letzten zwölf Monaten stieg der EPI um 6,2%, was sein stärkster Anstieg seit Beginn der staatlichen Datenerfassung in 2010 war und weit über den erwarteten 3,8% lag.
Andere Preisdaten, die letzte Woche hereinkamen, waren ein Anstieg der Importpreise um 10,6% gegenüber dem Vorjahr - der höchste Sprung seit zehn Jahren - und eine Zunahme um 0,7% gegenüber dem Vormonat.
Am Montag berichtete die New Yorker Fed, dass ihr Index für die vom verarbeitenden Gewerbe des Bundesstaates New York gezahlten Preise ein Rekordhoch von 83,5 erreicht hat, ein Plus von neun Punkten gegenüber dem Vormonat. Die erzielten Preise kletterten um zwei Punkte auf 37,1, was ebenfalls ein Rekordwert ist. (Diese Preismaße unterscheiden sich vom Hauptindex, der das allgemeine Geschäftsklima misst.)
Die Rendite der 10-Jahresanleihe stieg nach Erscheinen der Verbrauchpreisdaten der letzten Woche auf über 1,7%, ist jedoch seitdem auf 1,64% zurückgekehrt, nachdem sie am Montag kurzzeitig auf fast 1,61% gesunken war.
Die Mitglieder der Federal Reserve haben ihre Auftritte in den letzten Wochen vervielfacht und immer die gleiche Botschaft abgegeben - Inflationsspitzen sind nur temporäre Phänomene und die Fed wird die Geldpolitik nicht so schnell straffen.
Derzeit scheinen die Investoren diese Zusicherungen für bare Münze zu nehmen. Am Montag sagte der stellvertretende Vorsitzende der Fed Richard Clarida, dass die Daten derzeit sehr im Fluss sind und die Fed handeln werde, wenn die Inflationserwartungen - nicht einzelne Datenpunkte in Preisindizes - signifikant steigen würden. Der Chef der Fed von Atlanta Raphael Bostic meinte, ein "gesundes Inflationsniveau" zeige, dass die Wirtschaft wächst.
Die Anleger sind sich jedoch weniger sicher als die Notenbanker, dass die Inflationszuwächse bald wieder verfliegen werden und könnten möglicherweise die Flucht ergreifen, wenn sich die in der letzten Woche festgestellten Trends in den nächsten Monaten fortsetzen.
Einige Ökonomen argumentieren, dass selbst wenn die derzeitige 5-Year Breakeven-Inflation-Rate (d.h. die Zinsdifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit 5-Jahren Laufzeit und inflationsgesicherten Anleihen - TIPS) bei 2,5% liegt und "verankert" zu sein scheint, die Futures eine geldpolitische Straffung früher als im derzeit angegebenen Zeitraum von 2023 bis 2024 widerspiegeln sollten. Selbst wenn man Inflationsraten über dem Ziel der Fed von 2% einige Zeit akzeptiert, um eine durchschnittliche Inflation von 2% zu erzielen, könnte dies frühzeitigere Maßnahmen der Fed erforderlich machen, insbesondere wenn der Aufwärtstrend stabil bleibt.
In Europa begann in Italien ein Ausverkauf von Euro-Staatsschulden, da die Anleger befürchteten, die Europäische Zentralbank werde ihr Notkaufprogramm für Staatsanleihen zurückfahren, da Impfungen gegen Covid-19 weithin verfügbar und die Sperrungen gelockert werden.
Die Rendite der italienischen 10-Jahresanleihe erhöhte sich am Montag um weitere 3 Basispunkte, nachdem sie letzte Woche um 16 Basispunkte gestiegen war. Die Rendite pendelte sich bei 1,10% ein, nachdem sie kurz 1,13% erreicht hatte.
Matteo Salvini, der Vorsitzende der rechten Liga-Partei, dämpfte die Stimmung weiter, als er am Sonnabend sagte, dass die sogenannte Einheitsregierung von Premierminister Mario Draghi nicht so geeint sei und Schwierigkeiten haben werde, die von der EU geforderten Reformen durchzuführen, um Hilfe aus dem Brüsseler Wiederaufbauprogramm zu erhalten.
Salvini fügte hinzu, er würde gerne Draghi zum Präsidenten wählen, wenn das Parlament Anfang 2022 über den Posten abstimmt, aber er glaubt nicht, dass der frühere Chef der Europäischen Zentralbank in der Lage sein wird, die notwendigen Reformen durchzusetzen, insbesondere wenn mit seiner Wahl ins Präsidentenamt seine Regierung zusammenbricht.