Die Ratingagentur S&P Global Ratings hat ihren Ausblick am vergangenen Freitag für die Kreditwürdigkeit Frankreichs auf negativ gesetzt und damit die anhaltende Unsicherheit über die finanziellen Aussichten des Landes nach einer langen Phase politischer Turbulenzen unterstrichen. Das Rating selbst bleibt mit AA- unverändert, sieben Stufen über dem Ramschniveau und vergleichbar mit dem der Tschechischen Republik und Sloweniens.
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Grund für die Anpassung des Ausblicks seien steigende Staatsverschuldung, fehlender politischer Konsens zur Reduzierung der hohen Haushaltsdefizite sowie eine unsichere wirtschaftliche Entwicklung, erklärte S&P am Freitagabend.
Angepeiltes Haushaltsdefizit reicht nicht
Die Entscheidung der Ratingagentur kommt kurz nach der Verabschiedung des französischen Haushalts für 2025, der nach heftigen parlamentarischen Auseinandersetzungen und dem Regierungssturz im Dezember beschlossen wurde. Die Regierung strebt an, das Defizit in diesem Jahr auf 5,4 % des BIP zu senken – weniger ambitioniert als der ursprüngliche Plan, der eine Reduzierung auf 5 % vorsah. Das Finanzministerium bezeichnete das Budget dennoch als einen „historischen Wendepunkt“ in den Bemühungen, das Defizit zu reduzieren und die Staatsverschuldung unter Kontrolle zu bringen.
S&P erwartet, dass auch das französische Wirtschaftswachstum 2025 unter 1 % fällt. Das dürfte den finanziellen Spielraum weiter einschränken. Die politischen Spannungen bleiben zudem hoch: Premierminister François Bayrou regiert ohne parlamentarische Mehrheit und neue Auseinandersetzungen mit der Opposition werden erwartet. Insbesondere mögliche Änderungen an der Rentenreform von 2023, die das Mindestalter für den Ruhestand von 62 auf 64 Jahre anhob, werden Streitpunkt sein.
Auch die Finanzmärkte beobachten die Lage genau: Der Renditeabstand zwischen französischen und deutschen zehnjährigen Staatsanleihen – ein Indikator für das Risiko – liegt seit Juni meist zwischen 70 und 80 Basispunkten. Derzeit beläuft sich die Differenz auf 74,4 Basispunkte.
Um das mal in Relation zu setzen: Die Differenz zu 10-Jährigen griechischen Staatanleiherenditen beträgt 91,3 Basispunkte.
Bereits im Dezember hatte Moody’s (NYSE:MCO) das französische Rating überraschend herabgestuft. S&P warnte nun, dass eine weitere Abwertung drohen könnte, falls das Defizit nicht stärker reduziert oder das Wirtschaftswachstum über längere Zeit niedriger ausfällt als prognostiziert. Angesichts wachsender Ausgaben für eine alternde Bevölkerung dürfte die Reduzierung schwerer werden als in der Vergangenheit.