Der viertgrößte Goldproduzent bereitet einen Börsengang in London im dritten Quartal vor: Ressourcen von 150 Mio. Unzen, AISC von 866 USD und eine EBITDA-Marge jenseits von 50 % stehen ganz speziellen Risiken gegenüber.
Die usbekische Navoi Mining und Metallurgical Company (NMMC) strebt Medienberichten zufolge noch in diesem Jahr einen Börsengang in London an. Geplant ist offenbar die Ausgabe von 5 % der Unternehmensanteile im dritten Quartal.
Navoi Mining produzierte 2023 ca. 2,9 Mio. Feinunzen Gold und zählt damit zu den vier größten Goldproduzenten weltweit nach Newmont, Barrick und Agnico Eagle (NYSE:AEM). Navoi verfügt eigenen Angaben zufolge über Ressourcen von fast 150 Millionen Unzen.
Navoi Mining betreibt mit Muruntau größten Gold-Tagebau der Welt
Der Großteil davon ist der Muruntau-Mine zuzuordnen, in der bereits seit 60 Jahren Bergbau betrieben wird. Dies ist die größte Tagebau-Goldmine der Welt mit einer bestätigten Ressourcenbasis von 101 Millionen Unzen (68 Millionen Unzen an angezeigten und 33 Millionen Unzen an vermuteten Ressourcen). Die Berechnung von Ressourcen erfolgt nicht nach westlichen Standards.
Navoi verfügt eigenen Angaben zufolge über 12 wichtige Lagerstätten, 7 hydrometallurgische Anlagen und 2 Haufenlaugungen in den Regionen Navoi, Samarkand und Jizzakh. Das Unternehmen legt in der Eigendarstellung großen Wert darauf, den gesamten Produktionszyklus abzudecken: Von der Exploration und dem Bergbau über die Erzverarbeitung bis hin zur Herstellung fertiger Produkte. NMMC verkauft das gesamte produzierte Gold zum aktuellen Preis auf dem Londoner Edelmetallmarkt an die Zentralbank von Usbekistan.
Die gesamten Barkosten und die gesamten Unterhaltskosten von NMMC belegten im Vergleich mit der weltweiten Konkurrenz den zweitniedrigsten Platz. Das Unternehmen meldete für 2023 AISC von 866 USD/oz – im Vergleich zu Endeavour Minings 967 USD/oz, Agnico Eagles 1.207 USD/oz, Kinross Golds 1.316 USD/oz und AngloGold Ashantis 1.538 USD/oz.
AISC 866 USD, EBITDA-Marge über 50 %
NMMC erreicht laut Fitch die höchsten Gewinnmargen in seiner Vergleichsgruppe mit einer überragenden EBITDA-Marge von durchschnittlich über 50 %.
Der Bergbaukonzern ist eine tragende Säule der Wirtschaft des Landes und trug im vergangenen Jahr 6,3 % zum BIP und 16,7 % zu den Staatseinnahmen bei – und ist mit 47.000 Beschäftigten ein bedeutender Arbeitgeber.
Die Vorbereitungen im Hinblick auf einen Börsengang sind bereits seit längerer Zeit zu beobachten. 2023 traten die Usbeken erstmals auf der PDAC auf. Uranreserven wurden separiert, die Rechnungslegung und die Standards für Ressourcen- und Reservenschätzungen werden an internationale Standards angepasst.
Im vergangenen Jahr wurde erstmalige eine Anleiheemission in London platziert. 500 Millionen USD in vierjährigen Anleihen mit 6,70 % Rendite und 500 Millionen USD in siebenjährigen Anleihen mit 6,95 % Rendite wurden durch Anleger gut angenommen.
CEO Kuvandik Sanakulov hatte damals bereits angedeutet, dass es bald um mehr gehen könnte: "Das bahnbrechende Debüt des Unternehmens ist nur der Beginn einer – wie wir erwarten – langen und fruchtbaren Beziehung mit der globalen Investorengemeinschaft."
Evgeny Antonov, erster stellvertretender CEO und Chief Transformation Officer, sprach von einem "Höhepunkt mehrerer Jahre transformativer Veränderungen im Unternehmen." NMMC setze strategische Ziele um und konzentriere sich dabei auf die Verbesserung der Produktion in bestehenden Minen, die Erschließung neuer Explorationsgebiete und Digitalisierung in allen Bereichen – "alles mit dem Ziel, ein wirklich globales Bergbauunternehmen zu werden." Als Nebeneffekt der Anleiheplatzierung erhielt NMMC erstmals Kreditratings: BB+ von S&P und BB von Fitch.
Laut einer Analyse der auf Bergbaudeals spezialisierten PE-Gesellschaft La Mancha Resource Capital steht der Börsengang nun bevor. Demnach war das IPO bereits früher geplant, dann jedoch wegen des Ukrainekriegs verschoben worden.
5 % Anteil für 550 Mio. USD?
Basierend auf einer von der usbekischen Regierung im Jahr 2020 gebilligten Schätzung der Marktkapitalisierung des Unternehmens von 11 Milliarden USD beläuft sich das Volumen des 5 % Anteils auf 550 Mio. USD. Dies mag im globalen Kontext eher wenig anmuten, ist gemessen an den Verhältnissen des usbekischen Kapitalmarkts jedoch nicht unbedeutend.
Wenn es zum IPO kommt, ist Navoi Mining aufgrund der großen Reserven und der niedrigen Kosten ein Investment mit Chancen. Risiken gibt es aber auch. Zum einen entfällt ein Großteil der Produktion auf eine Mine. Einzelne Ereignisse könnten hier drastische Auswirkungen haben.
Außerdem ist die Bedeutung des Unternehmens für den Staatshaushalt essentiell. Ob die Regierung – bislang Alleineigentümer – auf Dauer gewillt ist, die Dividenden fair mit ausländischen Investoren zu teilen? Analysten merken jedenfalls an, dass in Kasachstan eine Bergbau-Supersteuer eingeführt wurde, die den Kuchen der Anteilseigner verkleinert.