Diese Woche dreht sich in der US-Berichtssaison alles um die großen Tech-Firmen. Fünf Schwergewichte, darunter Apple (NASDAQ:AAPL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT), geben innerhalb von nur drei Tagen ihre Quartalszahlen bekannt. Diese Unternehmen, die insgesamt sechsmal mehr wert sind als der gesamte DAX, sind die zentralen Akteure am Aktienmarkt. Angesichts der Erwartungen an ein starkes Gewinnwachstum steht fest: Kein Anleger kann es sich leisten, die Ergebnisse dieser Big Tech zu ignorieren – ihre Kursentwicklung wird entscheidend die Richtung des Gesamtmarktes bestimmen.
Ohne Big Tech wird die Luft dünn
Für das dritte Quartal wird erwartet, dass die größten Tech-Unternehmen einen entscheidenden Anteil zum Gewinnwachstum des gesamten S&P 500 leisten. Die Prognose für die „Magnificent 7“ deutet auf ein Gewinnwachstum von 18,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hin, während für den gesamten S&P 500 lediglich mit einem Wachstum von 3,4 Prozent gerechnet wird. Das würde bedeuten, dass die Gewinne fünfmal so stark steigen. Nvidia (NASDAQ:NVDA) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) werden voraussichtlich zu den Top fünf Unternehmen gehören, die am meisten zum allgemeinen Gewinnwachstum beitragen. Ohne die Magnificent 7 könnte das Gewinnwachstum des S&P 500 lediglich 0,1 Prozent betragen, was die erhebliche Abhängigkeit des Index von den großen Tech-Firmen unterstreicht.
Das Rennen um die Zukunft
Für Anleger zählt vor allem der Ausblick, sofern die Quartalszahlen im Rahmen der Erwartungen bleiben. Künstliche Intelligenz verändert die Welt mit rasanter Geschwindigkeit und die Investitionen sind enorm. Daher rücken die Kosten für bestehende und neue Projekte sowie potenzielle Verzögerungen in den Fokus. Entscheidend wird sein, wie schnell die Monetarisierung von KI voranschreitet – oder wann dies zu erwarten ist. Bei jedem Unternehmen stehen jedoch auch andere zentrale Themen im Vordergrund, die Anleger besonders interessieren sollten.
Amazon (NASDAQ:AMZN) und Microsoft liefern sich im Cloud-Geschäft ein Duell zwischen AWS und Azure – hier wird sich zeigen, wer das stärkere Wachstum verzeichnet. Bei Apple bleibt die zukünftige Dynamik der iPhone-Verkäufe zentral – sie machen fast die Hälfte des Umsatzes aus. Die Einführung von Apple Intelligence, ab 28. Oktober verfügbar, soll den KI-Assistentenmarkt aufmischen, zunächst jedoch nur für US-Englisch. Auch Meta (NASDAQ:META) AI und Googles Gemini verdienen Beachtung, um die Umsetzung der KI-Pläne genauer zu bewerten. Zudem richten sich alle Augen auf die Werbeeinnahmen von Meta und Alphabet sowie auf Amazons E-Commerce-Umsätze, die Einblicke in das Verbraucherverhalten liefern.
Gemischte Erholung nach Sommer-Tiefs
Die Erholung der Big-Tech-Aktienkurse nach den Tiefständen im Sommer fällt gemischt aus. Meta (+30 Prozent) führt das Feld an, doch auch Amazon (+24 Prozent) und Apple (+21 Prozent) übertreffen den breiten Markt deutlich. Der Aktienkurs von Meta stieg mehr als doppelt so stark wie der S&P 500 (+14 Prozent) oder der DAX (+14 Prozent) und erreichte als einzige der fünf Aktien ein neues Allzeithoch. Auf der anderen Seite bilden Alphabet und Microsoft mit einem Anstieg von 13 und 11 Prozent das Schlusslicht und hinken damit dem breiten Markt hinterher – der Abstand ist jedoch gering. Dies zeigt, dass Anleger Tech nicht abgeschrieben haben; sie sahen in den stärkeren Ausverkäufen neue Einstiegschancen. Dennoch bleibt festzuhalten: Die Kurserholungen zeigen eine unterschiedliche Dynamik.
Die Rolle der Quartalszahlen
Der KI-Hype hatte die Tech-Aktien (NYSE:XLK) in schwindelerregende Höhen katapultiert, sodass eine Korrektur überfällig war. Doch die Marktschwankungen haben langfristigen Anlegern erneut neue Chancen eröffnet. Unternehmen werden in den nächsten Jahren weiter kräftig in KI-Technologien investieren, um ihre Produktivität zu steigern und neue Einnahmequellen zu erschließen. Niedrigere Zinsen unterstützen Wachstumstitel, indem sie Finanzierungskosten senken und das Investitionsklima verbessern. Doch die Herausforderung bleibt, wie schnell und effektiv diese Technologien monetarisiert werden können. Verzögerungen oder unerwartete Hürden könnten das Wachstum und die Erwartungen der Anleger empfindlich stören. Die anstehenden Quartalszahlen werden darüber entscheiden, wie Anleger den KI-Trend langfristig bewerten und welche Positionierung sie in den kommenden Tagen und Wochen einnehmen.
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