Nach den aktuellen Zahlen wird sich das Wachstum in den USA mit Sicherheit fortsetzen. Es gibt durchaus gute Argumente dafür, dass sich das Blatt wenden könnte, aber das bleibt eine rein spekulative Einschätzung.
Denn insgesamt sprechen die bisher veröffentlichten Zahlen eine klare Sprache: Noch überwiegt das Wachstum. Diese Entwicklung ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, aber sie beschreibt derzeit das aktuelle Szenario am besten.
Das ist die Botschaft des zu Wochenbeginn aktualisierten US Composite PMI für Juli, einem umfragebasierten Näherungswert für das BIP. Mit einem Wert von 54,3 ist er gegenüber dem Juni-Wert von 54,8 leicht gesunken, liegt aber immer noch deutlich über der neutralen Marke von 50.
"Die PMI-Umfragen liefern ermutigende Meldungen über eine willkommene Kombination aus solidem Wirtschaftswachstum und einem moderateren Anstieg der Verkaufspreise im Juli", kommentierte Chris Williamson, Chief Business Economist bei S&P Global Market Intelligence.
Eine Analyse der Trends in den harten Daten zeigt ein ähnliches Profil. So berichtet das Wall Street Journal, dass mehrere Schlüsselindikatoren - Beschäftigung ohne Landwirtschaft, Realeinkommen der privaten Haushalte und Industrieproduktion - weiterhin auf Wachstumskurs sind.
Diese Tendenzen stehen im Gegensatz zu denen, die vor früheren Rezessionen zu beobachten waren.
Die nähere Zukunft sieht jedoch nach Einschätzung der Märkte und einiger Wirtschaftsprognostiker düsterer aus. Wie passen die relativ positiven veröffentlichten Daten zu dem plötzlichen Stimmungsumschwung, den wir gerade erleben? So schreibt der Ökonom Paul Krugman: schlägt einen argumentativen Bogen und schreibt: "Die Wirtschaft sieht aus wie vor einer Rezession"
Der wichtigste Faktor ist die Arbeitslosenquote, die in den letzten Monaten allmählich angestiegen ist. Der Arbeitsmarktbericht vom Freitag hat die Sahm Rule aktiviert, nach der ein hinreichend starker Anstieg der Arbeitslosenquote ein klares Indiz für den Beginn einer Rezession ist. Viele Ökonomen, darunter auch Claudia Sahm selbst, die diese Regel entwickelt hat, sind der Meinung, dass die Lage aus einer Reihe von technischen Gründen gar nicht so schlimm ist, wie sie aussieht. Dennoch ist die Situation besorgniserregend.
Das National Bureau of Economic Research (NBER) veröffentlicht den Goldstandard für die Datierung von Rezessions- und Expansionswendepunkten in den USA. Leider ist der Echtzeitwert der Methodik des NBER gleich Null. Seine nahezu fehlerfreien historischen Datenanalysen werden selten, wenn überhaupt, in der Rückschau in Frage gestellt, doch der Preis für diese Einsichten ist, dass die Bewertung der aktuellen Bedingungen oft sehr spät erfolgt.
In dem Bemühen, das NBER-Signal in Echtzeit zu schätzen, habe ich einen Multifaktor-Ensemble-Modellierungsansatz entwickelt, um die Echtzeit-Lücken zu füllen, indem ich die wöchentlichen Updates des U.S. Economic Research Bulletins verwende, die ich seit mehr als einem Jahrzehnt publiziere. Obwohl auch der Newsletter keine perfekte Erfolgsbilanz vorweisen kann, hat er sich als unschätzbar wertvoll erwiesen, und sei es nur als datengestützter Realitätscheck in Zeiten hoher Verhaltensrisiken.
In diesem Sinne rät der US Business Cycle Research Report vom 3. August:
"Das unerwartet schwache Wachstum der US-Beschäftigung im Juli hat Befürchtungen geweckt, dass das Rezessionsrisiko steigt, aber es gibt wenig Grund zu der Überzeugung, dass ein Abschwung begonnen hat oder unmittelbar bevorsteht."
Die wichtigste Quelle für diese Einschätzung ist der Hauptindex des Newsletters, der Composite Recession Probability Index (CRPI), der Konjunktursignale aus einer Vielzahl von Quellen (externe und eigene) zusammenfasst, um die Wahrscheinlichkeit zu schätzen, dass eine Rezession im Sinne der Definition des NBER im Gange ist oder bald eintreten wird. In dieser Hinsicht ist das aktuelle Profil nach wie vor stark auf Wachstum ausgerichtet.
Ein weiterer Modellansatz, der in diesem Newsletter vorgestellt wird, konzentriert sich auf die Projektionen des kurzfristigen Makrotrends für die USA mit einem Zeithorizont von ein bis zwei Monaten (die Grenze für relativ zuverlässige Schätzungen der wirtschaftlichen Aktivität).
Hier signalisieren die Vorausschätzungen des Economic Trend Index und des Economic Momentum Index einen leichten Anstieg bis September, der den Abstand zwischen den Benchmarks und ihren jeweiligen Wendepunkten, die eine Rezession markieren, ein wenig vergrößert.
In der Vergangenheit haben sich der ETI und der EMI als wertvolle Echtzeitschätzungen der aktuellen Wirtschaftslage erwiesen.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Annahme, dass das Rezessionsrisiko drastisch gestiegen ist, nach wie vor unglaubwürdig. Fairerweise muss gesagt werden, dass niemand eine Punktlandung bei der Echtzeitanalyse des Konjunkturzyklus hinlegen kann. Dennoch spricht der Blick auf das breite Zahlenmaterial nach wie vor für eine Wachstumsorientierung.
Gleichwohl bin ich immer auf der Suche nach zwingenden Gründen für eine Aktualisierung der Erwartungen. Eine Revision der Erwartungen sollte sich aber immer auf Daten stützen und nicht auf ungenaue Wischiwaschi-Spekulationen. In dieser Hinsicht wird uns die Zukunft weiterhin einen Datenpunkt nach dem anderen liefern.