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US-Wirtschaft: Steht uns ein düsteres Szenario bevor?

Veröffentlicht am 02.05.2023, 05:52
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal deutlich langsamer gewachsen als erwartet, was nach Ansicht einiger Analysten der Vorbote einer Rezession ist. Es wäre naiv, diese Interpretation in der gegenwärtigen Situation von der Hand zu weisen, aber es spricht auch einiges dafür, dass die Wirtschaft langsam weiter expandiert.

Betrachten Sie die Zusammensetzung der ersten Schätzung des BIP für das erste Quartal. Die Wirtschaft wuchs um 1,1 % und blieb damit deutlich hinter der Konsensprognose von 2,0 % und noch weiter hinter dem Wachstumsclip von 2,6 % im vierten Quartal zurück (auf das Jahr hochgerechnet - saisonbereinigt). Trotz der allgemeinen Verlangsamung war der Konsum nicht der Grund dafür.

Tatsächlich stiegen die privaten Konsumausgaben, der bei weitem größte Teil der Wirtschaftstätigkeit, und zogen in den ersten drei Monaten des Jahres um 3,7 % an, das stärkste Tempo seit fast zwei Jahren. Dank höherer Einkommen und Ersparnisse hat sich das Kaufverhalten der Konsumenten weiterhin robust entwickelt und die Schwäche in anderen Bereichen der Wirtschaft teilweise ausgeglichen. Die Ausgaben der Unternehmen hingegen gingen kräftig zurück - die Lagerbestände sanken und die Investitionen in Wohnungen und Geschäftsausstattung gingen zurück.

Reale Konsumausgaben

Der Nettoeffekt war ein schwächeres Wachstumstempo, es gibt aber einige Hinweise darauf, dass sich die Wirtschaft eher in einem langsamen Tempo stabilisiert und nicht in eine Rezession abrutscht. Ein Signal dafür ist der wöchentliche Wirtschaftsindex (WEI) der New Yorker Fed, der sich in letzter Zeit stabil gehalten hat, nachdem er über ein Jahr lang rückläufig war. Natürlich kann das BIP zeitweise stark vom WEI abweichen und tut dies auch - der April-Index der New Yorker Fed lässt aber eher vermuten, dass sich der Abschwung der Gesamtwirtschaft im 2. Quartal bei einer schwächeren Wachstumsrate stabilisieren könnte.

Wöchentlicher Konjunkturindex - Reales BIP

Ein ähnliches Bild ergibt sich aus den Umfragedaten für den Monat April. Der zusammengesetzte PMI, ein Indikator für das BIP, hat sich in letzter Zeit verstärkt und deutet auf Grundlage der Daten, die am 21. April vor den letzten BIP-Zahlen veröffentlicht wurden, auf ein geringeres Rezessionsrisiko hin, als einige Prognosen vermuten lassen. Chris Williamson, Chief Business Economist bei S&P Global Market Intelligence, kommentierte das so: 

„Die jüngste Umfrage unterstreicht Anzeichen dafür, dass die Konjunktur wieder Fahrt aufgenommen hat, nachdem sie in den sieben Monaten bis Januar rückläufig war. Der letzte Messwert des PMI [für April] deutet auf ein BIP-Wachstum von knapp über 2 % auf Jahresbasis hin.“

PMI Composite

Andere Indikatoren lassen vermuten, dass sich die Wirtschaft weiter abschwächt und bald in eine Rezession abrutschen wird. Insbesondere der Anleihemarkt mahnt mit seinen stark invertierten Renditekurven. Die restriktive Geldpolitik führt die Liste der Gründe für eine Erwartung, dass die Wirtschaft bald schrumpfen wird, natürlich an. Die nachlaufenden Effekte der gestiegenen Zinssätze kumulieren sich noch, so dass in Zukunft mit stärkerem Gegenwind zu rechnen ist.

Allerdings sollte man auch die Veränderung des BIP im Jahresvergleich in Betracht ziehen, um das Quartalsrauschen zu eliminieren und einen Überblick über das Gesamtbild zu erhalten. Trotz des schwächeren Quartalsvergleichs stieg das reale BIP im ersten Quartal im Jahrestrend um 1,6 %, gegenüber 0,9 % im 4. Quartal. Das ist zwar immer noch eine schleppende Entwicklung, aber es ist ermutigend zu sehen, dass das Tempo zugenommen hat und deutlich über dem Null-Prozent-Punkt bleibt, der in der Vergangenheit mit Rezessionen einherging.

Reales BIP

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Arbeitsmarkt. Obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass sich das Tempo der Neueinstellungen verlangsamt, zeigen die jüngsten Daten immer noch einen robusten Anstieg der Beschäftigtenzahlen. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung, ein Frühindikator für den Arbeitsmarkt, liegt nach wie vor auf einem historischen Tiefstand, was darauf schließen lässt, dass der Trend bei den Einstellungen auf kurze Sicht positiv bleiben wird.

Das Risiko einer Rezession lässt sich nicht ausschließen, im Moment scheint ein Abschwung aber nicht unmittelbar bevorzustehen. Wenn die Wirtschaft ins Trudeln gerät, werden die uneinheitlichen Zahlen deutlich ins Negative kippen. Das kann uns tatsächlich bevorstehen, im Moment jedoch kann die Entwicklung in mehrere Richtungen gehen.

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