Die Aktienmärkte können in dieser Woche von einigen positiven Konjunkturdaten profitieren. Diese deuten darauf hin, dass sich die Stimmung in der Wirtschaft aufhellt und dadurch höheres Wachstum zu erwarten ist.
Milliarden-Finanzpaket sorgt für bessere Stimmung
Der ifo-Geschäftsklimaindex ist zum Beispiel im März auf 86,7 Punkte gestiegen, nach 85,3 Punkten im Februar, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage gestern meldete. Es ist der 3. Anstieg in Folge und zugleich der stärkste seit einem Jahr.
Vorgestern ließ bereits der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) darauf schließen, dass sich die Stimmung in den Chefetagen gebessert hat und die deutsche Wirtschaft im Marz den 3. Monat in Folge gewachsen sein dürfte. Das entsprechende Stimmungsbarometer für die gesamte Wirtschaft – also Industrie und Dienstleistung zusammen – stieg im März auf 50,9 Punkte, von 50,4 Zahlern im Februar. Es erreichte damit den höchsten Wert seit 10 Monaten.
Die Frage ist allerdings, ob diese Entwicklung nachhaltig ist. So dürften hierzulande vor allem die Aussichten auf Milliarden-Investitionen der neuen Bundesregierung zu der erwarteten Stimmungsaufhellung beigetragen haben.
Dazu passt, dass sich laut ifo-Institut die Erwartungen der Unternehmen stärker gebessert haben als der Eindruck von der aktuellen Lage. Der Index für die Geschäftserwartungen stieg von 85,6 auf 87,7, die Lagekomponente von 85,0 auf 85,7 Punkte. Und dazu passt auch, dass der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für das verarbeitende Gewerbe im März recht stark gestiegen ist (von 46,5 auf 48,3 Punkte), während sich die Stimmung bei den Dienstleistern deutlich eingetrübt hat (der entsprechende Index fiel von 51,1 auf 50,2 Zäher).
US-Zölle könnten das zarte Konjunktur-Pflänzchen im Keim ersticken
Wenn aber wie geplant Anfang April neue Zölle von US-Präsident Donald Trump verkündet werden, könnte dies die Stimmung bereits wieder belasten. Erst in der vergangenen Woche hatte das Weiße Haus bekräftigt, dass am 2. April neue Importzölle eingeführt werden, nachdem kurz zuvor US-Finanzminister Scott Bessent eine mögliche Verzögerung der Einführung der Zölle angedeutet hatte. Durch ein solches Hin und Her bleibt auch die Verunsicherung hoch, was bereits die Wirtschaft belastet.
Die Europäische Union (EU) ist zwar in Gesprächen mit der US-Regierung, um noch eine Lösung für die von Trump geforderten „reziproken“ Zölle zu finden, doch ob diese Verhandlungen zum Erfolg führen, bleibt abzuwarten. Vieles hängt somit weiterhin vom Ausmaß und der Höhe neuer US-Zölle ab.
Dabei muss man berücksichtigen, dass die aktuellen Stimmungsverbesserungen in Deutschland auf einem relativ niedrigen Niveau stattfinden. Denn beim ifo-Geschäftsklimaindex kann man weniger von einer besseren Laune, sondern eher von weniger Pessimismus sprechen. Das gilt auch für den Einkaufsmanagerindex der Industrie. Und der Composite-PMI notiert nur hauchdünn über der Schwelle von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird. Das Ifo-Institut hat in seiner jüngst aktualisierten Konjunkturprognose nur ein Mini-Wachstum von 0,2 % für 2025 auf dem Radar.
Von einer KI- zu einer Rüstungs-Blase?
DAX & Co. haben derweil bereits viel Positives eingepreist. Vor allem bei Rüstungsaktien ließen sich extreme Kursanstiege beobachten. Dabei konnte man den Eindruck gewinnen, dass aus der KI-Blase (Stichwort: Magnificent 7) viel Luft entwichen ist und diese in eine Rüstungs-Bubble gepumpt wurde. Alles, was auch nur im Entferntesten mit Rüstung zu tun hat, erlebte jüngst massive Kursexplosionen.
Zu nennen ist dabei zum Beispiel ThyssenKrupp. Das Unternehmen hat eigentlich dauerhaft mit Problemen und Verlusten zu kämpfen. Dennoch konnten sich die Aktionäre kürzlich über einen Anstieg des Aktienkurses um rund 170 % nach nur 26 Handelstagen freuen, weil ThyssenKrupp auch noch über eine Marine-Sparte verfügt.
Und die Aktien von Deutz (ETR:DEZG) gingen im selben Zeitraum um +75 % durch die Decke, weil das Unternehmen über ein bislang kleines Randgeschäft mit der Rüstungsbranche verfügt.
Als am Donnerstag vergangener Woche die Meldung vom Unternehmen kam, dass dieses Randgeschäft nun ausgebaut werden soll, hatte es zuvor bei dem Kurs schon kein Halten mehr gegeben. Vom Schlusskurs am Montag bis zum Tageshoch am Mittwoch waren sie im verlängerten (außerbörslichen) Handel um mehr als zwei Drittel explodiert.
Zur Einordnung: Mit dem Kursanstieg gewann das Unternehmen fast 550 Mio. € Marktkapitalisierung hinzu. Der Geschäftsbereich Rüstung („Defence“) soll im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich machen, bei einem geplanten Gesamtumsatz von 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro. Rüstung ist also bei diesem Unternehmen nur eine Nische. Dennoch hat Deutz in nur 2 Handelstagen ungefähr den 10-fachen Jahresumsatz des Rüstungsgeschäfts an Wert hinzugewonnen. Wir reden dabei nicht einmal vom Gewinn, der im vergangenen Jahr bei 52 Millionen Euro lag und damit um 37 % gesunken (!) ist.
Mit anderen Worten: Der Aktienkurs von Deutz wurde vornehmlich aufgrund der Zukunftsfantasie bzw. des aktuellen Rüstungs-Hypes nach oben katapultiert, was auch für ThyssenKrupp gilt.
Fazit
Das alles erinnert doch sehr stark an die KI-Blase. Zwar gehe ich davon aus, dass der aktuelle Rüstungs-Hype wohl nicht im Entferntesten an die Dimensionen der „Magnificent 7“ & Co.-Blase heranreichen wird, dennoch muss man aufgrund der anhaltenden und lediglich verlagerten Übertreibungen nach wie vor sehr vorsichtig sein. Denn weitere Kurskapriolen sind dieser Tage wahrscheinlich – in beide Richtungen.
Und weil durch die Kursexplosionen zahlreicher Aktien, die in einigen Fällen eindeutig übertrieben sind, am hiesigen Gesamtmarkt inzwischen schon sehr viel Positives eingepreist ist, sollte man vor allem im Hinblick auf die drohenden US-Zölle überlegen, sich ein wenig zurückzuhalten bzw. zurückzuziehen, sofern nicht bereits geschehen (siehe vorangegangene Analysen).
Fallen die US-Zölle Anfang April weniger schlimm aus als befürchtet, kann man wieder in den Markt zurückkehren. Andernfalls erhält man womöglich sogar die Gelegenheit, verkaufte Positionen zu deutlich günstigeren Kursen zurück ins Depot holen zu können.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus