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Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand, an den Finanzmärkten jetzt auch?

Veröffentlicht am 03.02.2021, 13:22
Aktualisiert 07.11.2017, 08:55

Es klingt zunächst ehrenhaft, wenn sich ein virtueller Flashmob von braven Kleinanleger machtvoll gegen skrupellose Hedgefonds wehrt. Im Sherwood Forest, in der Finanzwelt, soll doch Robin, das Gute, gegen den Sheriff von Nottingham, die Hochfinanz, gewinnen, oder? Bei näherer Betrachtung entwickelt sich die Sache aber weniger edelmütig, ja kann sogar fatale Folgen ausgerechnet für die Guten haben.

Der sozio-kulturelle Hintergrund

Nach der Finanzkrise 2008 entwickelte sich in Amerika die Bewegung „Occupy Wallstreet“. Sie kritisierte, dass die Finanzindustrie gerettet wurde, während Otto-Normale ihre Häuser und Arbeitsplätze verloren. Auch jetzt in der Corona-Pandemie, die massenhaft soziale Schieflagen produzierte, während die Börsen steigen, nahm die Kritik vor allem an den Hedgefonds als vermeintliche Fahnenträger des ungerechten Kapitalismus erneut Fahrt auf. Sicher, während Banken durchreguliert wurden, haben Hedgefonds mit Shortselling, mit Leerverkäufen - also Aktien verkaufen, die man nicht besitzt bzw. sich nur leiht - immer noch gewaltigen Markteinfluss.

Aber jetzt, angesichts der virtuellen Möglichkeiten scheint die Zeit der Rache für die kleinen Leute gekommen zu sein. Auf kostenlosen Trading-Apps trommeln „demokratische“ Online-Broker“ zum Sturm auf die Hedgefonds-Bastille, die man tunlichst schleifen solle. Hilfreich dabei sind ebenso die für US-Verhältnisse großzügigen Sozial-Schecks. Selbst diese werden teilweise in jene Aktien angelegt, die von Shortsellern bedroht sind.

Schwarm der Kleinaktionäre macht mobil gegen kapitalistische Heuschrecken

Mit Musketier-ähnlicher Geschlossenheit und virtuell kollektivem Kauf von Aktien haben viele Kleinanleger endlich die Macht, erfolgreich gegen multi-milliardenschwere Hedgefonds vorzugehen. Je mehr eine Aktie kostet, desto größer wird der Verlust der auf fallende Kurse spekulierenden Heuschrecken. Mittlerweile musste bereits ein Hedgefonds gerettet werden. Die volkskapitalistische (Börsen-)Revolution von ganz unten gegen ganz oben scheint zu funktionieren. Karl Marx hätte seine Freude gehabt.

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Diese „Gerechtigkeits-Revolte“ bekommt absurderweise sogar Unterstützung von den ganz Großen in der Wirtschaftswelt. Kein geringerer als Elon Musk hat sein Herz für die Kleinanleger im Kampf gegen die Shortseller entdeckt. Auf Twitter machte er unverhohlen Werbung für die GameStop-Aktie, was den Schmerz für die Hedgefonds noch verstärkte.

Aber ist Mr. Musk wirklich so ein Edelmann? Immerhin wird auch sein Unternehmen Tesla (NASDAQ:TSLA) von Hedgefonds kritisch beleuchtet. Sie fragen, warum Tesla so viel teurer ist als Toyota (T:7203) oder die gesamte deutsche Autoindustrie, obwohl Umsätze und Gewinne des Unternehmens im Vergleich dramatisch abfallen und mittlerweile alle großen Autokonzerne E- und Batterie-Aktivitäten fahren.

Könnte es sein, dass Musk sein eigenes Mütchen an den Leerverkäufern der Wall Street kühlen will und dass dabei die virtuelle Massenbewegung kleiner Investoren die passende Gelegenheit ist? „Honi soit qui mal y pense“ sagt der Franzose dazu. Tatsächlich, im Kampf gegen Tesla sahen die Shortseller bisher immer alt aus. Mit erzwungenen Aktieneindeckungen haben sie den Tesla-Kurs sogar noch weiter steigen lassen.

Wohl und Wehe von Hedgefonds

Man muss aus seinem Herzen keine Mördergrube machen. Shortsellende Hedgefonds stehen nicht im Verdacht, heiliggesprochen zu werden. Unter ihnen gibt es zweifellos gewissenlose Gesellen, die auch gesunde Unternehmen und ihre Beschäftigte bedrohen. Bah Pfui! Setzen, Sechs!

Allerdings sorgen sie auch für Flurbereinigungen. Ähnlich wie Löwen halten sie nach schwachen Tiere Ausschau, suchen sich am liebsten kleine Unternehmen mit zweifelhaften Geschäftsmodellen aus. In der Tat, welchen Sinn macht es, wenn Zombie-Unternehmen viel zu teuer sind, obwohl deren Geschäftsmodelle brüchig wie altes Holz sind? Warum muss ein Kinobetreiber ein Aktien-Highflyer sein, wenn immer mehr Kinofilme gestreamt werden. Und welche Chancen hat ein stationärer Einzelhändler für Computerspiele (NYSE:GME), die heute online heruntergeladen werden? Übrigens, wäre es aus heutiger Sicht nicht besser gewesen, wenn man Shortselling auf Wirecard (DE:WDIG) zugelassen hätte?

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Die (Börsen-)Revolution frisst ihre Kinder

Wie auch immer, extreme Kurssprünge lassen viele junge, vor allem unerfahrene Hedgefonds-Bekämpfer glauben, dass es für die gute Tat auch noch Geld zu verdienen gibt. Das macht Lust auf mehr. Spätestens jetzt ist der Herdentrieb geweckt. Jetzt zocken immer mehr Kleinanleger.

Richtig spannend wird es, wenn alle Leerverkäufer eingedeckt sind, der Kaufdruck endet und damit die Brandbeschleuniger aus dem Markt sind. Dann treibt das Robin Hood-Lager die Hausse u.a. mit Hebelprodukten allein weiter.

Irgendwann werden einige Anleger die Gunst der Stunde nutzen und Kasse machen. Da diese Gewinnmitnahmen am Markt nicht unentdeckt bleiben, setzt der umgekehrte Herdentrieb ein. Früher oder später wird die Aktie wieder auf den Boden der fundamentalen Tatsachen zurückgeholt. Plötzlich machen die gutgläubigen „Hedgefonds-Bekämpfer“ Verluste. Insbesondere die Hebelprodukte sorgen für den Super-Gau im Depot. Zum Schluss endet die Revolte der meisten Kleinanleger wie die Bauernaufstände im Mittelalter.

Und wer sind die Gewinner in diesem Zockerkrieg? Es sind die Kommandeure, die auf Trading-Apps die heldenhafte Abwehr gegen die Hedgefonds organisieren. Es sind die Strippenzieher, die ihre Truppen, die kleinen Soldaten, die Kleinanleger für sich kämpfen und schließlich aufreiben lassen. Diese sendungsbewussten Gerechtigkeits-Apostel wissen ganz genau, wann sie welche Aktien in das virtuelle Schaufenster stellen und mit viel Tamtam Kaufwellen lostreten müssen. „Völlig uneigennützig“ sind sie vorher zu niedrigen Kursen eingestiegen und längst ausgestiegen, wenn die Meute noch kauft bzw. nachkauft und damit letztlich verliert. Nicht die Aktionärsdemokratie hat am Ende gewonnen, sondern die Rattenfänger, die nicht besser als üble Hedgefonds-Manager sind.

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Stehen die Aktienmärkte vor systemischen Risiken?

Es grassiert die Angst, dass diese dezentralen virtuellen Handelsplattformen den klassischen und fairen Preisbildungsprozessen an den Börsen auf Dauer das Wasser abgraben.

Jedoch werden zunächst Börsen und Aufsichtsbehörden diesen Fehlentwicklungen nicht tatenlos zusehen. Der gesamte Aktienmarkt nähme in der Tat großen Schaden, wenn Aktien nur aufgrund von Zockerkriegen in fundamental ungerechtfertigte Höhen katapultiert werden. Es darf nie der Eindruck entstehen, dass man bei Aktien genauso in Gottes Hand ist wie vor Gericht, auf hoher See oder auf dem Krypto-Markt. Dann wäre man im Spielcasino angekommen. Das wiederum wäre für neo-sozialistische Kreise ein gefundenes Fressen, die Geldanlagen außerhalb von Festgeld und Staatspapieren - selbst bei negativen Zinsen - für das Nonplusultra halten. Aktien sind für sie toxisch, Teufelszeug.

Anleger sollten zunächst beim Handel mit kleinen und kleinsten Aktien etwas vorsichtiger agieren bis wieder Ruhe eingekehrt ist. Und hat sich eine dieser kleinen Aktien dennoch im Depot verlaufen und ist ohne nachvollziehbaren Grund dramatisch gestiegen, sollte Kasse gemacht werden, bevor das Kurs-Märchen wieder zur schnöden Realität wird. An großen Titeln, die über fundamental intakte Geschäftsmodelle verfügen, beißen sich die Zocker ohnehin die Zähne aus.

Am Ende werden die Märkte wieder vernünftige Preise gefunden haben. So befinden sich viele der Highflyer wieder auf dem Weg der Normalisierung. „What goes up, must come down, what must rise must fall” heißt es in einem Hit von The Alan Parsons Project.

Aktionäre sollten sich also nicht irritieren lassen und dem Aktienmarkt treu bleiben.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: https://www.roberthalver.de/Newsletter-Disclaimer-725

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Aktuelle Kommentare

Wie wahr!- what goes up, must❗️ come down, das gilt im ganz besonderen für Dax, Dow, S&P500 und die anderen aktuell mit Mondkursen bewerteten Indizees😂. Aber keine Bange für die Profis unter uns gibt es ja die Absicherung über Futures und Optionen-Take it!😂😂😂
Überall dieses Argument der Flurbereinigung an der Börse. Was war denn der ursprüngliche Gedanke Aktien von Unternehmern zu kaufen? Eine Unterstützung des Unternehmens an das man glaubt und wovon man ausgeht dass es in Zukunft höhere Gewinne erzielen wird. Wenn ich nicht in ein Unternehmen investiere wird es früher oder später von selbst vom Markt verschwinden, wenn es keine Gewinne erzielt. Als Regulierung genügt hier vollkommen eine Empfehlung nicht zu investieren, dann kann jeder selbst entscheiden. Vor allem benötigt es andere Steuerregulierungen um dieses Sekunden hin und hergetrade unattraktiver zu machen und langfristige Investoren zu fördern.
Der Autor ist doch der Laberkopf von der BaaderBank die WDI mit nem 280€ PT versehen haben und der im Interview am 19.6 im Interview noch was gelabert hat dass bei Wirecard das Geschäftsmodell absolut Intakt ist auch wenn 1.8 MRD verschwunden sind xDDD ^ Shorten gehört mMn absolut mit dazu aber wenn HFs 140% der real vorhandenen verleihen und Gegenseitig zum Dumpingpreis verkaufen sollten die Shortrisiken bekannt sein und entsprechendes Risikomanagment oder das nötige $$ parat haben ;)Ich hab mit der $GMe story ~9k $ in einer Woche Gewinn gemacht und bin Spaßeshalber nochmal mit 20 Stk @ 90$ ek dabei :) $AMC hab ich nur 3k $ Gewinn gemacht aber noch mit 800 Stk @ 7$ EK an Bord. Dass es sich um hochriskante Hotstocks mit enormen Verlustrisiko aber auch enorme Renditechancen handelt sollte bei diesen Titeln jeden bei seiner Investitionsentscheidung durchaus bewusst sein ^
Volle Zustimmung.
o.k ich habe keine Ahnung von edelmütigen Staaten die ihre Sozialsysteme mit Aktienkursen sponsern. Fakt ist, das die Börse ihre Funktion, wofür sie einmal gedacht war, lange und länger verloren hat. Es ist eine einzige Zockerei und die Kleinen zahlen die Zeche, wie auch immer. Schade ist das diese Aktionen nur die Oberfläche des Ganzen treffen, die erschreckten Zocker werden bald wieder in Ruhe Arbeitsplätze vernichten dürfen und den Leuten welche ihr Leben lang in Fonds gezahlt haben, erklären müssen das die Performance nicht so gut war wie gedacht, eben weil da böse Leute gezockt hatten.
Es ist die Aufgabe der Aufsichtsbehörden Zombie Unternehmen sauber aus dem Markt zu entfernen. Sie schreiben dieses Recht den Hedgefonds zu? Selbstjustiz an der Börse... Aha. Entweder alle dürfen die Schwächen im System nutzen, oder niemand. Ihre Parteinahme ist süß
da hat die Bader Bank wohl Angst...ich darf kein Auto verkaufen das ich nicht habe.es ist falsch wenn hedge Fonds Aktien verkaufen die sie mich besitzen.
Man ist bereits in Gottes Hand, wenn es keine Regeln für HF zu geben scheint. Was uns Gamestop bewusst gemacht hat ist das es keine freien Märkte gibt. Jr nach Startposition herrschen andere Regeln und Normen. Diese Geschichte bietet für Journalisten so viele Möglichkeiten, doch die meisten plappern einfach alles nach.
Diese Worte von Herrn Robert Halver, treffen den Nagel auf den Kopf. es gibt zwei Arten von Menschen der Investor der investiert und der Zocker der Zockt, als Zocker gehöre ich in ein Spiel Casino. Als Investor gehöre ich an die Börse um in Firmen zu investieren. ( langfristig kapital  anlegen)
Genau, insofern sind Hedgefonds ebenfalls dem Lager der Zocker zuzurechnen. Die gehören dann nach Las Vegas und haben an der N.Y. Börse nichts verloren.
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