Wachstum statt Rezession? US-Konjunkturdaten durchkreuzen düstere Prognosen

Veröffentlicht am 01.11.2024, 20:54

Für einige Analysten war es ein ungewöhnlicher Weg bis hierhin – von den Rezessionsängsten des Sommers hin zu dem robusten 2,8%igen Anstieg des BIP im dritten Quartal. Ein wesentlicher Faktor hinter diesem Wachstum: die höheren Konsumausgaben, die rund zwei Drittel des BIP ausmachen. Die privaten Konsumausgaben wuchsen im dritten Quartal um 3,7 %, deutlich mehr als im Vorquartal mit 2,8 %.

Der Fokus lag lange auf der Sahm-Rule, die im August ein Rezessionssignal ausgelöst hatte. Doch auch bei einer bisher zuverlässigen Erfolgsbilanz bleibt es riskant, eine Rezession allein auf die Arbeitslosendaten zu stützen, auf denen die Sahm-Rule basiert. Wie ich bereits Anfang August betonte, ist es gefährlich, die wirtschaftliche Komplexität der USA nur anhand weniger Datenpunkte zu beurteilen.

Stattdessen liefert die Analyse vieler Wirtschafts- und Finanzindikatoren ein klareres Bild, indem sie Nebengeräusche herausfiltert und echte Signale verstärkt. Natürlich bleibt Unsicherheit – es gibt immer mehrere Möglichkeiten, Daten zu analysieren. Aber sich nur auf einen oder zwei Indikatoren zu verlassen, um die Wirtschaft zu deuten, ist wie der klassische Anfängerfehler.

Ob einige Prognostiker aus dieser Lektion gelernt haben? Vermutlich kaum. Markante Rezessionsvorhersagen gewinnen schnell Aufmerksamkeit, was einem Analysten Publicity verschafft. So lässt sich auf einfache Weise ein größeres Publikum erreichen. Ein Analyst sagt dramatisch den Abschwung voraus, und die Medien bringen ihn als Experten ins Rampenlicht – womöglich zieht er damit sogar neue Kunden an. Und wenn die Vorhersage nicht eintritt? Dann stellt er einfach eine neue Prognose auf. Ein altes Spiel: vorhersagen, abwarten, anpassen.

Zum Glück gibt es eine fundiertere Herangehensweise. Auf CapitalSpectator.com habe ich in den Monaten vor dem jüngsten BIP-Bericht regelmäßig Nowcasts vorgestellt, die auf einer breiten Datenbasis beruhten und durchgängig ein geringes Rezessionsrisiko signalisierten, zum Beispiel die Updates vom 27. August und 13. August. Der Median der letzten Woche bestätigte mit einer Schätzung von +3,0 % diese stabile Aussicht für den jüngsten Bericht.

Falls das bekannt vorkommt: Auch vor dem BIP-Bericht für das zweite Quartal gab es zahlreiche Fehlalarme, die letztlich irreführend waren.

Die Rezessionsvorhersagen halten jedoch an, oft begleitet von Terminverschiebungen des prognostizierten Abschwungs. Eines Tages mag die Vorhersage zutreffen, aber so lässt sich keine seriöse Analyse betreiben.

Das Rezessionsrisiko bleibt aktuell niedrig. Im US Business Cycle Risk Report vom 26. Oktober habe ich ein Risiko von nur 10 % für eine bevorstehende oder bereits begonnene Rezession geschätzt, basierend auf dem Composite Recession Probability Index (CRPI), der verschiedene Konjunkturdaten kombiniert.

CRPI Probit-Modell

Der CRPI und andere umfassende Indikatoren zeigen weiterhin eine optimistische Entwicklung auf kurze Sicht. Doch alte Muster halten sich in der Rezessionsanalyse hartnäckig, eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft, die oft auf maximale Aufmerksamkeit abzielt. Bald werden die düsteren Prognosen erneut die Runde machen, und die Achterbahnfahrt wird von Neuem beginnen. Wer unkritisch jede Schlagzeile glaubt, wird überrascht sein ...

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