- Die jüngsten Prognosen von Walmart deuten darauf hin, dass sich die Lage für den US-Einzelhändler bessert
- Der weltgrößte Einzelhändler arbeitet erfolgreich am Abbau seiner massiven Lagerbestände, die seine Gewinnmargen belastet haben
- Das Unternehmen bekräftigte seine Prognose für einen Anstieg der vergleichbaren Umsätze in den US-Filialen um 3 % im zweiten Halbjahr
Für Walmart (NYSE:WMT) ist der Spuk offenbar vorbei. Im abgelaufenen Quartal übertraf die Aktie des größten Einzelhändlers der Welt den Vergleichsindex um ein Vielfaches und ließ damit die vorangegangene Schwächephase hinter sich.
Die WMT-Aktie notierte am Montag bei 140,60 Dollar und legte damit in den letzten drei Monaten um mehr als 6 % zu. Der S&P 500 fiel im gleichen Zeitraum um etwa 7 %.
Quelle: InvestingPro
Diese Stärke steht heute bei der Vorlage der jüngsten Quartalsergebnisse des Unternehmens aus Bentonville, Arkansas, auf dem Prüfstand. Was die Aktionäre am meisten interessiert, ist das Thema Lagerabbau des Einzelhändlers, der mit sich ändernden Kaufgewohnheiten der Verbraucher, Kostendruck und Problemen in der Lieferkette ringt.
Nach zwei Gewinnwarnungen im vergangenen Sommer dürften die jüngsten Geschäftszahlen von Walmart für etwas Erleichterung darüber sorgen, dass die Lage nicht noch schlimmer geworden ist. Der plötzliche Umschwung im Konsumverhalten der Amerikaner nach der Pandemie hat die Lagerbestände bei vielen großen Einzelhändlern in die Höhe getrieben. Vor dem Hintergrund des wachsenden makroökonomischen Gegenwinds und der höchsten Inflationsrate seit vier Jahrzehnten ließen die Verbraucher teure Artikel wie Elektronik und Gartenmöbel links liegen.
WMT und andere große Einzelhändler waren auf diesen plötzlichen Umschwung nicht vorbereitet. Infolgedessen stiegen die Lagerbestände bei WMT in dem am 30. April zu Ende gegangenen Quartal auf 61 Milliarden Dollar an, nach 46 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
Aufgrund dieses Bestandsaufbaus war Walmart gezwungen, den ganzen Sommer über Preisnachlässe auf seine Produkte zu gewähren, was die Gewinnspannen weiter unter Druck setzte.
Nachlassender Druck auf die Lagerbestände
Die jüngsten Prognosen des Unternehmens lassen jedoch auf eine Besserung der Lage hoffen. So hat Walmart den Anlegern im August mitgeteilt, dass es Fortschritte bei der Reduzierung des Überangebots an Produkten in Bereichen mit hohem Warenaufkommen, wie z. B. Bekleidung, gemacht habe. Zudem habe das Unternehmen Aufträge im Wert von Milliarden Dollar storniert. Die Lagerbestände stiegen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 25 % auf 59,9 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Anstieg von 32 % im ersten Quartal ergab sich damit eine geringere Zuwachsrate.
Wenn der Einzelhändler das Lagerproblem erheblich entschärfen kann, verringert sich auch die Notwendigkeit von Preissenkungen, was ein klares Signal dafür ist, dass sich die Erträge ab jetzt verbessern werden.
Die Daten von InvestingPro deuten außerdem darauf hin, dass die Analysten an der Wall Street keine große negative Überraschung erwarten, wenn das Unternehmen heute seinen Quartalsbericht vorlegt. Die nachstehende Grafik zeigt, dass in den letzten 90 Tagen mehr Gewinnrevisionen nach oben als nach unten vorgenommen wurden.
Quelle: InvestingPro
Laut Walmart dürfte der Gewinn je Aktie in diesem Geschäftsjahr um nicht mehr als 11 % sinken. Im Juli hatte das Unternehmen noch vor einem Rückgang um bis zu 13 % gewarnt. Für das zweite Halbjahr rechnet der Konzern erneut mit einem Anstieg der vergleichbaren Umsätze in den US-Filialen um 3 % (ohne Treibstoff). Die Kennzahl soll für das Gesamtjahr um etwa 4 % steigen.
Trotz einer gewissen Stärke in den letzten drei Monaten könnte die Walmart-Aktie auch weiterhin unter Druck bleiben, falls der Inflationsdruck anhält und die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht. Langfristig orientierte Anleger sollten diese Schwäche jedoch als Kaufgelegenheit sehen, zumal der Einzelhandelsgigant über einen enormen Burggraben verfügt und sich zügig von einer Konjunkturschwäche erholen kann.
Zudem verschafft der Kostendruck in der Wirtschaft Walmart einen Wettbewerbsvorteil, um preissensiblere Kunden zu gewinnen. Nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden Doug McMillon kann Walmart dank seiner Omnichannel-Ausrichtung, die die digitale Marktdurchdringung auf ein Rekordniveau ansteigen lässt, mehr Verbraucher für sich gewinnen.
In Krisenzeiten hat sich die Walmart-Aktie in der Vergangenheit deutlich besser entwickelt als der S&P 500. Während des Börsencrashs im Jahr 2020 beispielsweise bewegte sich die Aktie weiterhin im positiven Bereich, während der Gesamtmarkt schwächelte. Und während der Rezessionen in den Jahren 2002 und 2008 lieferte Walmart positive Renditen, als der S&P 500 abstürzte.
Fazit
Die heutigen Ergebnisse von WMT lassen möglicherweise erkennen, dass der Einzelhändler ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld erfolgreich meistert und das Schlimmste überstanden ist. In diesem Fall könnten die Aktien noch weiter zulegen.
Offenlegung: Haris Anwar besitzt Aktien von WMT. Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind ausschließlich die Meinung des Autors und stellen keine Anlageberatung dar.