Was treibt die Börsen?

Veröffentlicht am 07.01.2015, 10:41
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Gestern hat sich der DAX nach anfänglichen Verlusten zunächst wieder erholt. Eigentlich ein weitere Beweis für die Überlegenheit der Target-Trend-Methode gegenüber der klassischen Charttechnik. Schauen Sie sich dazu den DAX-Chart nach der Target-Trend-Methode in einem vergrößerten Ausschnitt an:
Deutscher Aktienindex

Der DAX ist erneut nahezu punktgenau an der Rechteckbegrenzung bei 9.379 Punkten abgeprallt (roter Pfeil). Dann ist er hochgelaufen und testete die ebenfalls sehr wichtige schwarze Trendlinie (grüner Pfeil). Es geht nun sehr kurzfristig gedacht darum, ob er die die 9.379er Marke halten kann. Gelingt dies nicht, liegt das Kursziel bei 8.896 Punkten. Doch die einseitige DAX-Betrachtung genügt nicht, also werfen wir einen Blick auf einen wichtigen US-Chart:

S&P500 im Aufwärtstrendkanal
S&P 500

Der S&P500 befindet sich nach wie vor in seinem völlig intakten Aufwärtstrendkanal, wie man hier in diesem Chart schön sehen kann. Seit geraumer Zeit kämpft er mit der oberen Linie dieses Kanals und versucht einen Ausbruch nach oben, der aber bisher nicht gelungen ist. Insgesamt befinden wir uns zudem weiterhin im Einzugsbereich der psychologisch wichtigen 2.000er Marke.

Die Konsolidierungsphasen an psychologisch relevanten Marken

Lassen wir wieder einmal alle Nachrichten außen vor: Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Index in einem starken Aufwärtstrend an so einem bedeutenden psychologischen Widerstand seitwärts konsolidiert. Dazu existieren unzählige Beispiele. Und so müssen wir nun auch im S&P500 damit rechnen, dass er bis an die untere Begrenzung des Trendkanals läuft - ob seitwärts oder bedingt durch einen Kursrückgang, das sei erst einmal dahingestellt.

Denken wir verkehrt herum

Sie erinnern sich, dass ich vor mehr als einem Jahr zum DAX, noch bevor er die 10.000er Marke erreichte, schrieb, dass er mit dieser Marke sicherlich längere Zeit zu kämpfen haben wird. Ich habe damals, Ende 2013, mit einem Kampf bis in den September 2014 hinein gerechnet. Das Verrückte ist, dass man diese Entwicklung an psychologisch wichtigen Marken immer und immer wieder erkennt. Und so konnte ich das auch prognostizieren, ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, dass sich eine Krise in der Ukraine entwickelt, und auch ohne all die anderen Gründe zu kennen, die für die Entwicklung der Seitwärtsbewegung verantwortlich gemacht wurden.

Die entscheidende Frage, die sich dann jedoch unweigerlich stellt, ist: Was ist die eigentlich Ursache für die Seitwärtsbewegung des DAX an dieser 10.000er Marke? Tatsächlich all die Gründe, die Sie im vergangenen Jahr dazu in den Medien gelesen haben oder einfach nur die Tatsache, dass sich Indizes an solchen Marken immer schwertun? Denken Sie einmal über diese Frage nach.

Die Begründungen der kommenden Wochen

Und ich will gerne noch einen draufsetzen: Stellen wir uns nun vor, der S&P 500 konsolidiert die nächsten Wochen und geht in Richtung Mittellinie oder sogar untere Trendgerade seines Aufwärtstrendkanals. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich der DAX dieser Entwicklung nicht entziehen können. Er könnte also ebenfalls mitfallen. Geschieht das aber, was glauben Sie, was Sie als Gründe für den fallenden DAX in den kommenden Wochen in den Medien lesen werden? Die psychologisch relevante 2.000er Marke im S&P500? Nein, die Neuwahlen in Griechenland werden genannt werden, und all das andere, was noch geschehen wird.

Und das ist auch logisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in einer renommierten Zeitungen lesen wird: Der DAX konsolidiert, weil der S&P500 in seinem Aufwärtstrendkanal mit der 2.000er Marke kämpft. So funktionieren die Medien nicht, das wäre als Begründung einfach zu banal, und die meisten Anleger würden es auch nicht als Begründung akzeptieren wollen.

Es klingt aber auch so profan. Doch denken Sie an 2013 bis 2014 zurück, als ich immer wieder geschrieben haben, dass es um die 10.000er Marke geht, noch bevor irgendjemand was von der Ukraine-Krise wusste und auch danach noch schrieb, dass nicht die Ukraine an sich der Grund für die Seitwärtsbewegung sei.
Klar, es klingt unglaublich – aber es ist eben einer der Dinge, die ich in den vielen Jahren nicht nur selbst immer wieder erlebt habe, sondern auch oft genug hier im Steffens Daily beschrieb.

Kurse machen Nachrichten, nicht andersherum

Und ich erzähle Ihnen zum Abschluss noch etwas: Würde der DAX nun plötzlich steigen, ja sogar stark steigen, weiß ich bereits, was Sie dann in den Medien lesen würden: Der fallende Euro und der Ölpreis unterstützen den Markt. Die Neuwahlen in Griechenland würden dann nur wenig Interesse bei den Anlegern finden.
Doch jetzt liest man hingegen, dass der sinkende Ölpreis die Deflationsgefahren befeuert und dass das wiederum den Anlegern Sorgen macht. Irgendwas muss es ja sein …

Wissen Sie, dieses ganze Theater der genannten Begründung wird wirklich viel logischer, wenn man die Börse andersherum sieht: Nicht die Nachrichten machen Kurse, sondern die Kurse machen Nachrichten. Allein mit dieser kleinen Veränderung des Betrachtungswinkels ist Börse wesentlich besser zu verstehen.

Die letzte offene Frage

Es bleibt noch eine Frage: Haben die Nachrichten denn überhaupt keinen Einfluss? Und eben diese Frage kann man nicht so leicht beantworten: Natürlich haben sie einen Einfluss, wenn sie zum Beispiel in einer „charttechnisch“ brenzligen Situation auf einen schwachen Markt treffen. Dann können damit neuralgische Punkte unterschritten werden, die einen stärkeren Kurseinbruch verursachen (oder bei steigenden Kursen einen Boom).

Dann lösen Verkäufe neue Verkäufe aus (wie vorgestern beschrieben). Oder sie können derart systemrelevant sein, dass die Nachricht tatsächlich den Markt massiv bewegt (z.B. Lehman-Brothers-Pleite). Und damit steht man doch wieder vor der Notwendigkeit, auch die Nachrichten zu bewerten.


Ich kenne allerdings durchaus erfolgreiche Trader, die fast gar nicht mehr auf Nachrichten hören, sondern nur noch das traden, was der Markt ihnen signalisiert…

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