- Angesichts der schwachen Q3-Zahlen und einer Reihe enttäuschender Ergebnisse ist Pessimismus für PLUG leicht nachzuvollziehen
- Für das Unternehmen gibt es kurz- und langfristige Risiken
- Wer bereit ist, derartige Risiken einzugehen, erhält Zugang zu einer langfristigen Wachstumsstory, die, wenn sie denn funktioniert, explosive Renditen bringen kann
Auf den ersten Blick gibt es ein glasklares Argument dafür, sich weit, weit entfernt von der Plug Power-Aktie (NASDAQ:PLUG) zu halten. Um es ganz offen zu sagen: Auf lange Sicht ist das Unternehmen in mancherlei Hinsicht gescheitert.
Plug Power ist kein Start-up. Das Unternehmen wurde bereits 1997 gegründet. Und bislang hat es noch nie einen Jahresgewinn erzielt - noch nicht einmal annähernd. Selbst auf bereinigter Basis rechnet die Wall Street damit, dass das Unternehmen in diesem Jahr fast 600 Millionen Dollar verlieren wird, das sind etwa 70 Cent für jeden Dollar an Umsatz.
Zum Ende des 3. Quartals wies Plug Power ein kumuliertes Defizit von 2,9 Mrd. USD aus. Diese Verluste wurden durch unermüdliche Aktienverkäufe finanziert. Ende 2000 befanden sich 43 Millionen Aktien des Unternehmen im Umlauf; am 4. November waren es 583 Millionen (nicht mitgerechnet 25 Millionen Aktienoptionen und 96 Millionen Optionsscheine).
Selbst aus kurzfristiger Sicht sieht es so aus, als dass man einen Bogen um PLUG machen sollte. Das Unternehmen hat gerade einen Quartalsbericht veröffentlicht, der die Erwartungen der Analysten bei weitem verfehlte. Dennoch hat die Aktie auf die Pressemitteilung hin zugelegt und ist am Donnerstag um 16,4 % und am Freitag um weitere 5 % gestiegen.
Es sieht aus wie eine Aktie, die im letzten Jahr nur aufgrund eines heftigen Bullenmarktes auf über 60 USD stieg (im Nachhinein könnte man dieses Phänomen als Blase bezeichnen) und dann im August nur aufgrund der überraschenden Verabschiedung des Antiinflationsgesetzes eine Erholung auf 30 USD erlebte. In diesem Zusammenhang sieht es so aus, als ob es die Anleger nach der Erholung der letzten Woche wieder einmal vorziehen, die Versprechen von Plug Power zu kaufen, anstatt sich auf die Realität zu konzentrieren.
Quelle: Investing.com
Zugegeben, es könnte etwas an der Aktie dran sein. Es handelt sich hier um ein Unternehmen, das noch NIE (seit 1997) einen Gewinn erwirtschaftet hat und von einem Managementteam geführt wird, das seit langem zu viel verspricht und zu wenig hält. Es handelt sich um ein Unternehmen, das in einem Markt agiert, der seine Nachhaltigkeit und seine tatsächlichen Auswirkungen auf die Treibhausgase in Frage stellt. Hier kann eine Menge schief gehen, und es ist gut möglich, dass die enttäuschenden Zahlen für das dritte Quartal nur ein weiterer Beleg dafür sind.
Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass nach 25 Jahren diesmal endlich alles ganz anders ist.
Warum Anleger PLUG nach den Q3-Zahlen gekauft haben
Es ist schon erstaunlich, dass die Aktionäre nach dem hohen Q3-Verlust dem Unternehmen ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Schließlich reden wir hier von einem Unternehmen, das bereits Mitte des letzten Jahrzehnts eine kurzfristige bereinigte Rentabilität anstrebte - und dieses Ziel bisher noch nicht einmal ansatzweise erreicht hat. Plug Power ist seit Jahren ein "Thema für das nächste Jahr".
Doch bei näherer Betrachtung mag es sich lohnen, sich in Geduld zu üben. Das Management von Plug Power betonte, dass die Nachfrage intakt sei; vielmehr seien Probleme in der Lieferkette und das Timing der Quartalsabrechnung die Schuldigen. Die Prognosen für das 4. Quartal sehen einen sprunghaften Anstieg der Umsätze mit Flurförderfahrzeugen im Vergleich zum Vorquartal vor; die Führungskräfte von PLUG sagten auf der Telefonkonferenz zum 3. Quartal, dass sich diese Umsätze sogar verdoppeln könnten. Auch die Gewinnspannen dürften sich verbessern.
Skeptiker würden entgegnen, dass das Management lediglich Ausreden für ein schwaches Quartal sucht. Sie würden wahrscheinlich prognostizieren, dass es im 4. Quartal noch mehr Gründe für enttäuschende Zahlen geben wird.
Das mag der Fall sein. Das Management lehnt sich hier jedenfalls sehr weit aus dem Fenster, besonders mit dem wiederholten Hinweis, dass die Aufträge erst im vierten Quartal erfasst werden. Es gibt gewisse Gründe dafür, dass die Anleger dem Management glauben, auch wenn die bisherige Geschichte des Unternehmens belegt, dass sie es nicht tun sollten.
Warum sich Plug Power erfolgreich weiterentwickeln kann
Es stimmt, dass Plug Power im letzten Vierteljahrhundert Verluste gemacht hat. Aber am Ende des Tunnels lässt sich Licht erblicken - endlich.
In erster Linie liegt der Strategie eine gewisse Logik zugrunde. Das ehemalige Geschäftsfeld, das ausschließlich auf brennstoffzellenbetriebene Geräte ausgerichtet war, war einfach nicht groß genug. Mit dem Einstieg in die Wasserstoffproduktion und in Elektrolyseure hat sich der adressierbare Markt des Unternehmens erheblich erweitert.
Dadurch entstehen auch Geschäfte, die sich gegenseitig ergänzen. Zurzeit kauft Plug Power Wasserstoff auf dem freien Markt und zahlt aufgrund der hohen Erdgaspreise viel höhere Preise. Bei der Herstellung von sogenanntem "blauem Wasserstoff" wird Erdgas verwendet
Mit der Inbetriebnahme der Produktion in diesem Quartal werden die Kosten jedoch sinken und die Gewinnspannen sollten steigen. Durch niedrigere Wasserstoffpreise werden auch wasserstoffbetriebene Förderanlagen und das ProGen-System für die stationäre Stromerzeugung attraktiver. Ganz allgemein kann ein Unternehmen, das die Energieerzeugung weltweit umgestalten könnte - und das ist das Ziel von Plug Power -, im Laufe der Zeit beträchtliche Gewinne und einen enormen Mehrwert für seine Anleger erwirtschaften.
Die Anleger von Plug haben für den Aufbau dieses Ökosystems teuer bezahlt. Plug Power hat noch eine Menge Arbeit vor sich - und eine Menge Risiken zu bewältigen.
Dies gilt vor allem, wenn die Bemühungen um grünen Wasserstoff nicht zu einer Preissenkung führen, denn dann gerät die Gesamtstrategie ins Stocken. Alles, was dann übrig bleibt, ist ein hochgradig unrentables Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 10 Mrd. USD.
Wer PLUG in Betracht zieht, muss bereit sein, ein Risiko einzugehen - und zwar ein ziemlich hohes Risiko. Aber auf dem aktuellen Markt bieten nur wenige Aktien diese Art von Chancen. Es überrascht nicht sonderlich, dass die Anleger selbst in einer Börsenbaisse bereit sind, sich auf diese Chancen zu konzentrieren.
Offenlegung: Vince Martin ist derzeit in keinem der hier besprochenen Wertpapiere investiert.