EUR/USD eröffnet bei 1,0225 (05:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0212 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 155,63. In der Folge notiert EUR-JPY bei 159,15. EUR-CHF oszilliert bei 0,9373.
Märkte: Weiche Knie an den Märkten
An den Finanzmärkten wirkte sich im Verlauf des Freitags der von den USA vom Zaun gebrochene Zollkrieg (Aggression) belastend aus. Dabei ist seit Wochen klar, dass dieser Zollkrieg seitens der USA begonnen wird. Ergo sollte dieses Event, dass den Erwartungen entsprach, keine weichen Knie produziert haben. Aber genau das war und ist der Fall.
Die USA haben den "Schusswechsel" im Zollkrieg eröffnet. Die Angegriffenen haben kundgetan, dass sie sich wehren werden. Im Feuer steht bei diesen betroffenen drei Ländern ein Handelsvolumen von 2,1 Billionen USD. Interessant ist, wer nicht bedroht wird, u.a. UK und Japan. Der Nutzen für die USA berechnet sich über die Größe der Importe aus diesen Ländern (China 2023 448 Mrd. USD, Mexiko 2023 459 Mrd. USD, Kanada 2023 430 Mrd. USD, 30% Energie).
Bezüglich China ergibt der 10% Zoll auf ein Volumen von 448 Mrd. USD ein Zollaufkommen von 44,8 Mrd. USD. Bezüglich Mexiko summiert sich das Zollaufkommen auf 114,75 Mrd. USD und bezüglich Kanadas auf 88 Mrd. USD. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zölle Importe kappen werden, darf nicht außer Acht gelassen werden. Ebenso ist die Wirkung der Gegensanktionen zubewerten. Beide Einflussgrößen wirken auf die Wirtschaftstätigkeit belastend (geringeres Steuersubstrat). Losgelöst davon stehen nach diesen Daten Erlöse für den US-Staat in Höhe von 247,55 Mrd. USD im Raum.
Das darf man in eine Relation zur Neuverschuldung der USA im letzten Jahr setzen (laut US-Treasury auf 2.217,1 Mrd. USD). "Food for thought!" (Aspekt Grenznutzen)
Aktienmärkte: Late Dax -0,44%, EuroStoxx 50 -0,53%, S&P 500 -0,48%, Dow Jones %, US Tech 100 -0,15%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:54 Uhr: Nikkei (Japan) -2,88%, CSI 300 (China) Feiertag, Hangseng (Hongkong) -0,74%, Sensex (Indien) -0,78% und Kospi (Südkorea) -2,97%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,46% (Vortag 2,52%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,51% (Vortag 4,54%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0160) verlor gegenüber dem USD im Vortagesvergleich signifikant. Gold (-15,00 USD) und Silber (-0,58 USD) verloren gegenüber dem USD an Boden. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 93.100 (05:56 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um massive 11.120 USD.
USA starten Zollkrieg
In den USA hat US-Präsident Trump die Erhebung von Zöllen für Importe aus Mexiko, Kanada und China ab Samstag angekündigt. Das US-Handelsvolumen beläuft sich mit diesen drei Ländern auf 2,1 Billionen USD. Trump legte fest, dass ab dem 1. Februar Zölle in Höhe von 25% auf Waren aus Mexiko und Kanada (Ölimporte nur 10%) und 10% auf Einfuhren aus China erhoben werden. Die USA hätten große Handelsdefizite mit diesen Ländern, so Trump. Er fügte hinzu, dass die Zölle möglicherweise noch deutlich erhöht werden könnten.
Kommentar: Diese Zölle entbehren jedweder internationalen Rechtsbasis. Sie sind definitiv nicht WTO-konform. Sie sind Ausdruck dafür, dass die USA keine internationale rechtsbasierte Ordnung wollen, sondern das Recht des Stärkeren für sich beanspruchen. Das ist ein offener Rückfall in frühere Jahrhunderte. Die so „wertebasierten“ europäischen Eliten sind ob dieser Politik recht mundfaul ...
Mit den Zöllen sollen Mexiko und Kanada dazu bewegt werden, Maßnahmen zu ergreifen, um illegale Einwanderer und Lieferungen der synthetischen Droge Fentanyl über ihre Grenzen in die USA zu stoppen.
Kommentar: Die USA bekommen das Thema Drogen nicht in den Griff. Das ist nach dem "Oxi-Skandal" auch wenig erstaunlich. Es ist auch nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die CIA schwarze Kassen mit Drogengeschäften füllte. Es ist ein innenpolitisches Problem. Dieses innenpolitische Thema nun zu einem Handelskonfliktthema zu machen, ist ambitioniert. Gleiches gilt für die Migrationsfrage.
Zudem betonte der US-Präsident erneut, dass die USA durch die Maßnahme hunderte Mrd. USD an Einnahmen von anderen Ländern kassieren werden. Trump zufolge soll damit noch lange nicht genug sein. Er ziehe Importsteuern auf europäische Waren sowie auf Stahl, Aluminium, Kupfer, Medikamente und Halbleiter in Betracht. Trump habe sich noch nicht auf einen Zeitplan für die Einführung von Zöllen auf Produkte aus der EU festgelegt, teilte die US-Präsidialamtssprecherin Leavitt mit.
Kommentar: Ja, es geht um viel Geld. Nur der Blick auf die potentiellen Einnahmen greift aber zu kurz. Die Kehrseite der Medaille sind erhöhte US-Importkosten und daraus resultierende Inflationseffekte mit belastenden Folgen für die Zinskosten des Staates und der hoch verschuldeten Privathaushalte. Zudem wird es Gegensanktionen geben.
Das Risiko, dass die USA Paria der Welt werden, ist nicht unerheblich. Die Chance, dass die EU näher an die BRICS-Länder rückt verbindet sich damit, zumindest theoretisch, sofern Logik, Rationalität, Verantwortung und Demut vor Verantwortung eine Rolle spielen sollten.
Liebes Brüssel, wo sind die Epizentren der Wachstumskräfte der Weltwirtschaft? Ja, im Globalen Süden, allen voran in Asien. Macht endlich Euren Job für die Interessen der EU, unsere Bürger und Unternehmen!
Der kanadische Ministerpräsident Trudeau sagte am Freitag, Kanada werde sofort mit energischen Gegenmaßnahmen reagieren Die mexikanische Präsidentin Sheinbaum erklärte, dass Mexiko ebenfalls Vergeltungsmaßnahmen ergreifen werde, sie dennoch mit den USA im Gespräch bleiben wolle. China lehne Trumps neue Zölle entschieden ab und wird die Zölle vor der WTO anfechten.
Kommentar: Immer deutlicher tritt zutage, dass die aktuelle Politik der USA seit Obama eine Konsistenz hat. Das Ausschalten der WTO-Schiedsgerichtsbarkeit durch Verhinderung der Besetzung der Richterprosten durch die USA begann unter Obama und wurde bis Trumps erster Periode im Jahr 2019 umgesetzt. Das schuf die Grundlagen für alle Sanktions- und Zollpolitiken der USA (hybride Kriege) losgelöst vom internationalen Rechtsrahmen. Welche Spielart der internationalen Ordnung unterstützt die EU, unterstützt Deutschland?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Entspannung an der Preisfront – Spaniens Einzelhandel stark
Deutschland: Die Einzelhandelsumsätze (inflationsbereinigt) brachen per Dezember unerwartet im Monatsvergleich um 1,6% ein (Prognose 0,2%). Der Vormonatswert wurde von -0,6% auf 0,0% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,8% (Prognose 2,5%) nach zuvor 3,1% (revidiert von 2,5%).
Deutschland: Die Arbeitslosenquote legte per Januar in der saisonal bereinigten Fassung von zuvor 6,1% erwartungsgemäß auf 6,2% zu. Die Zahl der Arbeitslosen nahm um 11.000 auf 2.880.000 zu.
Deutschland: Die Verbraucherpreise sanken laut vorläufiger Berechnung per Januar im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,3% (Prognose 2,6% , Vormonat 2,6%).
Frankreich: Gemäß vorläufiger Berechnung sanken die Verbraucherpreise per Januar im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,0%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,8% (Prognose 1,9%, Vormonat 1,8%).
Portugal: Die Verbraucherpreise fielen per vorläufiger Berechnung per Januar im Monatsvergleich um 0,5%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,5% nach zuvor 3,0%.
Spanien: Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Dezember im Jahresvergleich um 4,0% nach zuvor 0,9% zu.
USA: Einkommen und Ausgaben wachsen
Die persönlichen Einkommen verzeichneten per Dezember einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,4%, Vormonat 0,3%). Die persönlichen Ausgaben nahmen im Monatsvergleich um 0,7% zu (Prognose 0,5%, Vormonat 0,6%). Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago legte von prekären 36,9 auf kritische 39,5 Zähler zu (Prognose 40,0).
Einkaufsmanagerindices des Verarbeitenden Gewerbes, diverse Länder. Japan:
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0600 – 1.0630 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe