In meinem letzten Artikel habe ich die gemischten Signale für ein Rezessionsrisiko in den USA auf der Grundlage der von CapitalSpectator.com entwickelten Konjunkturindizes untersucht. Heute möchte ich die zugrundeliegenden Daten genauer unter die Lupe nehmen, um mehr Klarheit darüber zu gewinnen, wo wir stehen und wie es weitergeht.
Die Ausgangslage: Der Economic Trend Index (ETI) und der Economic Momentum Index (EMI) sind kürzlich unter ihre Schwellenwerte (50 % bzw. 0 %) gefallen. Solche Rückgänge deuten darauf hin, dass eine Rezession gemäß der NBER-Definition bereits begonnen hat oder kurz bevorsteht.
Dieses Signal scheint jedoch bei Betrachtung verschiedener Indikatoren, die für sich genommen zeigen, dass die Wirtschaft immer noch wächst, verfrüht oder falsch zu sein. Vor allem der robuste Arbeitsmarkt und die gestiegenen Verbraucherausgaben stehen weiterhin im Widerspruch zum ETI und EMI. Auch die Schätzungen für das BIP des 1. Quartals darauf hin, dass die Gefahr einer Rezession nach wie vor gering ist.
Eine mögliche Erklärung für den jüngsten Rückgang der ETI- und EMI-Werte ist, dass die Abschwächung im Gegensatz zu früheren Abschwüngen relativ gering ausfällt. In früheren Abschwüngen erreichten der ETI und der EMI schnell tiefere Tiefs, nachdem sie unter ihre Schwellenwerte gefallen waren. Im Gegensatz dazu sind die Rückgänge dieses Mal zum Stillstand gekommen.
Das wirft die Frage auf: Handelt es sich bei dem jüngsten Anstieg des Rezessionsrisikos diesmal um eine Bedrohung, die sich zunächst langsamer aufbaut und dann weiterentwickelt, um schließlich nach einer langen Reifezeit zum Tragen zu kommen? Oder wurde die jüngste Konjunkturschwäche durch ein ungewöhnliches Zusammentreffen von Kräften wettgemacht, die eine sich abzeichnende Rezession tatsächlich verhindert haben?
Die Entwicklung der verschiedenen Komponenten des ETI und des EMI ist in der nachstehenden Tabelle dargestellt. Ein mögliches Anzeichen dafür, dass sich das Rezessionsrisiko in den kommenden Monaten verschärfen könnte: Die jährliche Veränderung der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, ein Frühindikator für den Arbeitsmarkt, sendet nach einer langen positiven Phase nun ein Warnsignal aus. Das heißt, anstatt zu sinken, steigen die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung jetzt an (bitte beachten: bei der Berechnung von ETI und EMI werden die Antragsdaten invertiert).
Auch bei den realen Einzelhandelsumsätze gab es in den letzten Monaten eine Tendenz zu Rückgängen gegenüber dem Vorjahr. Die Folge: Die relative Stärke des Konsumsektors könnte umschlagen.
Das März-Profil der Indikatoren in der obigen Tabelle stellt ein breites Spektrum wichtiger Triebkräfte der US-Wirtschaftstätigkeit dar. Die Richtung der Wirtschaft ist nach wie vor unklar. Sobald in den kommenden Wochen alle Daten für diesen Monat veröffentlicht werden, wird klarer werden, wie sich das Rezessionsrisiko entwickelt.
Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die wirtschaftliche Entwicklung zwar immer noch positiv ist, aber anfällig bleibt. Die entscheidenden Variablen: der Arbeitsmarkt und die Verbraucherausgaben. Mit der Veröffentlichung der neuen Zahlen für März wird das Rätselraten darüber, was die Wirtschaft im 2. Quartal und darüber hinaus erwartet, hoffentlich durch Tatsachen ersetzt.
So viel ist klar: Die roten Zahlen in der obigen Tabelle zeigen uns deutlich, dass die so genannte wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit weiterhin prekär ist. Der Gegenwind für weiteres Wachstum ist zwar beträchtlich, hat aber noch nicht zu einer Rezession gemäß der NBER-Definition geführt.
Wenn allerdings der Arbeitsmarkt und/oder die Verbraucherausgaben im März ins Stocken geraten, könnte diese Glückssträhne zu Ende gehen.