Die Regierung Biden hat in der vergangene Woche erhebliche Zollerhöhungen für Produkte aus China angekündigt, die insbesondere strategische Industrien im Wert von rund 18 Mrd. USD betreffen, wobei der Schwerpunkt auf Elektrofahrzeugen liegt. Diese Zölle, die sich für alle in China hergestellte E-Fahrzeuge auf 100 Prozent vervierfachen, sollen den unfairen Handelspraktiken und Überkapazitäten des Landes entgegenwirken und dabei gleichzeitig die US-Industrie fördern. Der Schritt zielt auch darauf ab, die schlechten Umfragewerte von Präsident Biden vor den Präsidentschaftswahlen im November zu verbessern.
Über Jahrzehnte hinweg hat sich China darauf konzentriert, mehrere Branchen zu dominieren, von Spielzeug und Kleidung in den 1980er Jahren - bis zu Halbleitern und erneuerbaren Energien im Jahr 2024. Derzeit produziert China ein Drittel der weltweiten Industriegüter und übertrifft damit die Produktion der USA, Deutschlands, Japans, Südkoreas und des Vereinigten Königreichs zusammengenommen. Diese industrielle Vorherrschaft hat China einen Handelsüberschuss bei Industriegütern beschert, der einem Zehntel seiner gesamten Wirtschaft entspricht.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt war noch vor vier Jahren ein unbedeutender Akteur im Automobilexport und lieferte jährlich etwa 1 Million Fahrzeuge im Niedrigpreissegment in weniger wohlhabende Märkte. Heute hat China Japan und Deutschland überholt und ist mit einer jährlichen Liefermenge von fast 6 Millionen Fahrzeugen zum größten Autoexporteur der Welt aufgestiegen. Die chinesischen Autoexporte erreichten im April mit einem Anstieg von 38 % im Vergleich zum Vorjahr ein Rekordhoch.
Ein E-Fahrzeug für 12.000 USD - eine Kampfansage an Tesla
Im Segment der E-Fahrzeuge ist der chinesische Inlandsabsatz stark und wächst weiter. Im vergangenen Jahr kauften die Verbraucher nach Angaben der China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) rund 6,6 Millionen E-Fahrzeuge. Das entspricht einem Anstieg von fast 25 % gegenüber dem Vorjahr und einen bemerkenswerten Anstieg von 128 % gegenüber 2021.
Diese Entwicklung scheint auch nicht wirklich nachzulassen. Berichten zufolge führt China in diesem Jahr bis zu 71 Modelle von Elektroautos ein, von denen viele mit innovativen Funktionen ausgestattet sind und preislich günstiger als vergleichbare im Westen gefertigte Modelle sind.
Das Modell, das US-Unternehmen besonders beunruhigt, ist der Seagull, ein kleines Elektroauto von BYD (OTC:BYDDY) (SZ:002594) ("Build Your Dreams"), das für rund 12.000 USD angeboten wird. Einige Leute bezeichnen BYD bereits als "Tesla-Killer", angesichts der 100 %igen Zölle, die auf die Fahrzeuge des Unternehmens erhoben werden, ist es allerdings unwahrscheinlich, dass man sie in nächster Zeit auf den Straßen und Autobahnen der USA sehen wird.
Schutz für die US-Industrie in einem Wahljahr
In der Vergangenheit konnte China von erheblichen Subventionen profitieren, ein Hauptkritikpunkt amerikanischer und europäischer Wirtschaftsführer und Politiker. Laut einem Bericht des Kieler Instituts für Weltwirtschaft sind die chinesischen Subventionen im Verhältnis zum BIP etwa dreimal so hoch wie in Frankreich und etwa viermal so hoch wie in Deutschland oder den USA. Diese Unterstützungsleistungen ermöglichten es den dortigen Unternehmen, die Preise für ihre Fahrzeuge künstlich extrem niedrig zu halten.
Mit seinen Zöllen will Präsident Biden nicht nur gegen Chinas unfaire Handelspraktiken vorgehen, sondern auch die amerikanische Binnenindustrie schützen. Mit dem Chips and Science Act und dem Inflation Reduction Act hat Biden bereits in der Vergangenheit amerikanische Unternehmen in Bereichen wie der Halbleiterindustrie (ETR:SEC0) und erneuerbare Energien unterstützt. Die Erhöhung der Zölle gegenüber China stellt eine Ausweitung dieses Schutzes dar und sorgt dafür, dass amerikanische Unternehmen besser konkurrieren können.
Wie bereits erwähnt - wir sollten Bidens Handeln im Hinblick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA betrachten. Joe Biden liegt in nationalen Umfragen hinter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump zurück, auch in mehreren der entscheidenden Swing States, deshalb zielt dieser Schritt wahrscheinlich darauf ab, Unterstützung bei den Wählern zu gewinnen, die sich Sorgen über Arbeitsplatzverluste und einen industriellen Niedergang der USA machen.
Mögliche Rückschläge
Zölle sind bekanntlich keine idealen Instrumente zur Unterstützung einer nachhaltigen Wettbewerbsposition, und ich glaube, dass sie sparsam eingesetzt werden sollten. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Zölle Steuern sind, die nicht vom Exportland - in diesem Fall China -, sondern von den Importeuren gezahlt werden, die die zusätzlichen Kosten dann an die inländischen Verbraucher weitergeben.
Bidens Zölle könnten auch unbeabsichtigte Folgen für die Bemühungen der USA um die Dekarbonisierung ihres Stromnetzes haben, warnt der Atlantic Council, ein in Washington, D.C., ansässiger Think-Tank. China ist der größte Exporteur von Lithium-Ionen-Batterien in die USA, die für die Netzspeicherung zur Unterstützung der Solarenergie entscheidend sind. Je nach den Einzelheiten der Zölle könnten die Bemühungen der USA um den Übergang zu erneuerbaren Energien gebremst werden, wenn die Speicherkapazitäten beeinträchtigt werden.
Laut der maßgeblichen Marktstudie J.D. Power 2024 U.S. Electric Vehicle Consideration (EVC) ist der Prozentsatz der Neuwagenkäufer, die ein Elektrofahrzeug in Erwägung ziehen, zum ersten Mal seit 2021 gesunken. Zu den Hauptproblemen gehören ein Mangel an erschwinglichen Modellen, Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur und ein begrenztes Verständnis der Verbraucher für Anreize zum Erwerb von Elektrofahrzeugen. Zudem wirken sich wirtschaftliche Faktoren wie niedrigere Kraftstoffpreise und hohe Inflation dämpfend auf die Nachfrage aus.
Allerdings stellen Bidens Zölle nicht das Worst-Case-Szenario für China dar. Trump hat angekündigt, dass er im Falle seiner Wiederwahl Zölle in Höhe von 60 % auf alle Importe aus China erheben würde, was nach Schätzungen von Bloomberg Economics den gesamten Handel zwischen den beiden Ländern zum Erliegen bringen würde.
Neue Energiemetalle auf dem Vormarsch
Mit der zunehmenden Beliebtheit von Elektrofahrzeugen auf der ganzen Welt und den staatlichen Ausgaben für den Ausbau von Wind- und Solaranlagen sehen wir einen Ausbruch der Preise für wichtige Metalle und Materialien. Die Kupferfutures haben gerade erst ein Rekordhoch erreicht, während die Nickelpreise aufgrund kurzfristiger Angebotssorgen ausbrechen. Unruhen in Neukaledonien, einem französischen Territorium im Südpazifik und dem drittgrößten Nickelproduzenten der Welt, haben für Störungen bei der Produktion des weißen Metalls, das für die Herstellung von Batterien verwendet wird, gesorgt. Nickel wurde letzte Woche zum ersten Mal seit etwa einem Monat über 21.000 USD pro Tonne gehandelt.
Staatliche Politik als Vorläufer von industriellem Wandel
Bidens weitreichende Zollerhöhungen gegenüber China sind ein kalkulierter Schachzug, um die amerikanische Industrie zu schützen, unfairen Handelspraktiken entgegenzuwirken und vor den Wahlen im November politische Schlagkraft zu gewinnen. Diese Maßnahmen sind zweifelsohne notwendig, um vergleichbare Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, bringen aber auch Herausforderungen und mögliche unbeabsichtigte Folgen mit sich. Für Anleger ist es unbedingt wichtig, über diese Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben und die weiterreichenden Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den Markt und die Wirtschaft nachzuvollziehen.
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