Auch wenn der Dax letzte Woche wieder Stärke zeigten, notiert er immer noch auf dem Stand von Anfang Mai. Bei den US-Indizes lief es zuletzt etwas besser. Aber einen wirklich markanten Anstieg konnten auch sie in den vergangenen Wochen nicht hinlegen.
Euro-Aktien sind den Dollar-Werten einen Schritt voraus
Erweitert man die Betrachtung bis zum Anfang des Jahres 2017, ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Seit Beginn des Jahres bis zum 11. Mai stiegen DAX und Euro STOXX 50 um über 10%. Die US-Indizes schnitten in dieser Zeit etwas schlechter ab. Sie erreichten aber immerhin ein Plus von 7 % beim S&P 500 und 6% beim Dow Jones.
Dass die Euro-Aktien besser abgeschnitten haben als die US-Aktien, liegt unter anderem an den verschiedenen Gewinnerwartungen. Für die europäischen Unternehmen wird ein Wachstum im Jahr 2017 von 16,1 % prognostiziert. In den USA geht man hingegen nur von einer Steigerung von knapp 10% aus.
(Quelle: Fidelity International)
Besonders der Euro Stoxx 50 soll laut der Privatbank Sal. Oppenheim deutlich an Wert zulegen. Sie räumen dem Index ein Gewinnwachstumspotential von satten 26,5 % ein.
Das hohe Wachstumspotenzial hängt dabei mit den Rückschlägen nach der Finanzkrise zusammen, die bis heute teilweise noch nicht wieder aufgeholt wurden. Wer mehr Anlauf nimmt, kann auch weiter springen.
Wechselkurseffekte auf die Performance
Außerdem spielt auch die sich verändernde Währungsrelation eine wichtige Rolle. Durch starke Kursbewegungen im EUR/USD-Wechselkurs kommt es häufig zu einer Out- bzw. Underperformance der Euro-Aktien gegenüber den US-Aktien. Steigt der Wechselkurs des Euro gegenüber einer anderen Währung, werden die heimischen Produkte im Ausland teurer. Dies drückt auf die Exporte und damit auch auf die exportlastige deutsche Wirtschaft und dadurch auch auf den DAX.
Stichtag 11. Mai
Und hierin liegt auch der Grund für die zeitliche Einteilung unserer Betrachtung. Den 11. Mai habe ich nicht ohne Grund als Grenze der Performancebetrachtung benutzt. Am 11. Mai notierte der EUR/USD- Kurs (siehe vertikale Linie im folgenden Chart) auf dem selben Niveau wie schon am 8. Dezember 2016 (grüner Pfeil). Nachdem der Kurs monatelang unterhalb von 1,09 USD blieb, folgte dann ein nachhaltiger Anstieg über die charttechnisch wichtige Marke. Damit war die Bodenbildung beendet und es kam nach dem Test des Ausbruchsniveaus von oben zu einer dynamischen Aufwärtsbewegung. Dabei erreichte der Kurs mit 1,14 USD ein Niveau, dass seit über einem Jahr nicht mehr markiert wurde (roter Pfeil).
Betrachtet man die Entwicklung nach dem 11. Mai, dreht sich das Bild. Die Indexperformance seit dem 11. Mai (folgender Chart) zeigt, dass nun die US-Indizes kontinuierlich dazu gewannen, während DAX und Euro STOXX 50 schwächelten. Die Underperformance der Euro-Aktien gegenüber den US-Aktien lässt sich demnach unter anderen auch auf die starke Aufwärtsbewegung im EUR/USD-Wechselkurs zurückführen.
Verstärkt wurde diese Entwicklung durch Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi. Dieser sagte, dass die Geldpolitik bald an die bessere konjunkturelle Entwicklung angepasst werden soll. Dies weist auf eine weitere Reduzierung der Anleihenkäufe hin, was den Euro zusätzlich aufwertet.
Nicht den Wechselkurseffekt vergessen
Insgesamt war ein Investition in US-Aktien aus europäischer Sicht wenig erfolgreich. Durch die Wechselkursentwicklung erzielten Euro-Investoren in 2017 bei Investments auf den Dow Jones insgesamt nur ein Plus von 0,5 %.
Sollten Sie einer unserer treuen Leser sein, sind Sie rechtzeitig gewarnt worden. Wir hatten schon recht früh im Jahr aufgrund der Überbewertung der US-Indizes dazu geraten, US-Aktien abzustoßen und das Kapital in Euro-Werte umzuschichten. Eben weil die US-Indizes im Vergleich zu den europäischen stark überbewertet sind. Und da sich daran noch nicht viel geändert hat, bleibt diese Empfehlung weiterhin bestehen.
Folgen eines fallenden Euros
Wenn der Euro jedoch wieder fallen sollte, stellen sich natürlich die gegenteiligen Währungseffekte ein. Die US-Aktien würden zwar wieder attraktiver werden, aber die europäischen Aktien haben trotzdem angesichts einer höheren Gewinnerwartung bei gleichzeitig günstigerer Bewertung das höhere Kurspotential. Kurzfristig könnte das Kurspotential durch einen fallenden Euro belastet werden, auf lange Sicht gesehen, sollte sich die Outperformance gegenüber US-Aktien, die wir bis Mai gesehen haben, aber noch ausweiten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus