Wächst die Schieferölförderung langsamer? Diese Frage ist es wert, gestellt zu werden, nachdem die Anzahl der Bohrplattformen in den USA letzte Woche so stark wie in fast drei Jahren nicht mehr gefallen war. Auch zeigte eine Studie vom vierten Quartal dramatische Rückgänge der Nutzung von Ausrüstung und der Beschäftigung in den Ölfeldern von Texas, dem südlichen New Mexico und dem Norden Louisianas.
Dennoch, mit US-Rohölfutures in der Nähe von 55 USD das Fass – und ihr Kurs soll in nächster Zeit auf 60 USD und darüber steigen – könnte es mehr Anreize für die heimischen US-Ölunternehmen geben, den Ölhahn offen zu halten, als ihn zu schließen, was den Versuch der OPEC schwerer machen dürfte, einen überversorgten globalen Ölmarkt auszutrocknen.
Der Rückgang um 21 aktiv in den USA genutzte Bohrplattformen, der vom Branchendienstleister Baker Hughes angegeben wurde, hat die Ölhändler verständlicherweise aufgeschreckt und die Gewinne in einem Markt zunehmen lassen, der schon jetzt in einer bullischen Verfassung ist, wegen der Anstrengungen der OPEC die Sichtbarkeit ihrer Produktionssenkungen zu erhöhen. Der Rückgang war der schwerste in einer Woche seit Februar 2016. Trotz alledem – 852 Bohrplattformen sind noch übrig – und damit mehr als die 747 vor einem Jahr.
Spätindikator
Die goldene Regel zur Zählung der Bohrplattformen ist, dass es sich um einen Spätindikator handelt. Preisveränderungen ziehen typischerweise Veränderungen bei der Anzahl der benutzten Bohrplattformen nach sich, typischerweise mit einem Abstand von 16 bis 22 Wochen.
Die Bohrtätigkeit und die Futures auf die US-Leitsorte West Texas Intermediate sind stark korreliert und weisen jede für sich einen markanten Zyklus auf.
Die Korrelationsdaten, die von Reuters analysiert wurden, zeigen, dass in 2014 die Futures auf WTI Mitte Juni ins Minus drehten und die Anzahl der Bohrplattformen 16 Wochen später begann zu fallen.
In 2016, WTI drehte WTI Mitte Januar nach oben und die Anzahl der Bohrplattformen begann sich mit 19 Wochen Verzögerung, aber Ende Mai zu erholen.
Während jedes Schiefervorkommen seine eigenen Betriebskosten aufweist und gemunkelt wird, dass einige Firmen schon bei einem Ölpreis ab 30 USD das Fass in die schwarzen Zahlen kommen, wird generell ein Preisniveau von 40 USD als der Punkt angesehen, bei dem die meisten Unternehmen eine Senkung ihrer Produktion erwägen würden, um auf bessere Preise zu warten.
Die Preise müssen fallen, damit der Rückgang der Bohrplattformen zum Trend wird
Die jetzige Abnahme der Zahl der Bohrplattformen kommt nur vier Wochen, nachdem WTI am 17. Dezember unter die Marke von 50 USD das Fass gefallen war. Damit die Verminderung der Exploration zum Trend wird, müssten die Preise im Keller bleiben.
Seit US-Rohöl am Heiligen Abend mit rund 42 USD einen Boden erreichte, ist US-Öl allerdings wieder zurückgekommen und wurde in den letzten beiden Wochen zu über 50 USD gehandelt und scheint seine Aufwärtsbewegung Richtung 60 USD fortzusetzen.
Hinzu kommt, dass die US-Ölförderung um eine Million Fass am Tag zunehmen soll, um in 2020 13 Mio Fass am Tag zu erreichen.
Die Frage ist daher, sollte die Schieferölindustrie wieder rund laufen, werden die US-Unternehmen dann erneut in der Lage sein, die 1,2 Mio Fass oder mehr an Öl auszugleichen, die die OPEC jeden Tag aus dem Markt nimmt?
Energy Intelligence aus New York sagt, dass dies kaum mit Sicherheit zu beantworten ist, da sogar Firmen wie Diamondback (NASDAQ: FANG), Parsley Energy (NYSE: PE) und Centennial Resource Development (NASDAQ: CDEV) — alle etablierte Spieler im tonangebenden Permischen Becken — versucht haben, die Kapitalausgaben in diesem Jahr zu stutzen.
Anstieg der Bohrbudgets im letzten Jahr hingenommen
Die Beratungsgesellschaft sagt: “Auch wenn an der Börse gehandelte US-Produzenten gewohnheitsmäßig hohe Summe für Aktienrückkäufe ausgaben, statt jeden Extradollar in höheren Wachstum zu stecken, ließen viele es doch zu, dass ihre Budgets in dem Jahr schleichend anstiegen und nutzten die Rallye der Ölpreise in der zweiten Hälfte des Jahres 2018, um die Deckungslücke zu schließen.
Verkäufe von Anlagen könnten ebenfalls Bargeld in die Kassen der Schieferölfirmen spülen, jenseits des Ölverkaufs und ihnen weitere Investitionen erlauben, selbst wenn die Ölpreise nicht weiter steigen, sagte Energy Intelligence unter Berufung auf Daten von JP Morgan, demzufolge einige Unternehmen lediglich 19% ihrer Ölproduktion in 2019 preislich abgesichert haben, rund 50% weniger als üblich. Und weiter:
“Spieler im Permischen Becken wie Halcon Resources (NYSE: HK) und Concho Resources (NYSE:CXO) (NYSE: CXO) haben im vergangenen Jahr Millionen mit dem Verkauf von Infrastruktur zur Entsorgung des mit erzeugten Wassers eingenommen und andere haben substanzielle Anlagen im Midstream-Bereich, die zusätzliche Mittel hereinbringen könnten.”
Dallas Fed warnt vor Abkühlung beim Schieferöl; Goldman verneint das zumindest im Hinblick auf F&Ü
Die Dallas Federal Reserve, sagte in einer Studie zum vierten Quartal des elften Zentralbankbezirks, zu dem Texas, der Süden New Mexicos und der Norden Louisianas gehören, dass der Index für die Ausrüstungsauslastung von Öldienstleistungsunternehmen im vierte Quartal auf nur noch 1,6 Punkte gefallen ist, von zuvor 43 – was auf das Fehlen jeglichen Wachstums hindeutet.
Der Beschäftigungsindex in der Studie fiel unterdessen von zuvor 31,7 Punkten auf 17,5, nach “einer Mäßigung beim Wachstum von Stellen und Arbeitsstunden”, was ebenfalls eine Verlangsamung der Konjunktur in der Schieferölindustrie nahelegt, so die Dallas Fed.
Aber Goldman Sachs (NYSE:GS) sagte, die Diskussionen auf seiner jüngsten Global Energy Conference zeigten, dass es “kaum Zuversicht gibt — bei Investoren und Unternehmen — dass 2019 ein Jahr sein werde, in dem … F&Ü die Schieferölförderung auf mittlere Sicht in erheblichem Umfang reduzieren werde."
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