Der US-Dollar erreichte am Freitag nach einem starken US-Arbeitsmarktbericht neue Zwischenhochs. Der Greenback baute seine Gewinne gegenüber allen Leitwährungen aus, dabei stieg der USD/JPY auf den höchsten Stand seit Juni 2020 und der EUR/USD fiel auf den niedrigsten Wert seit November. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen, an denen die Kursentwicklung uneinheitlicher war, erlagen alle wichtigen Währungen der Rallye des US-Dollars. Vor der Bekanntgabe der Jobzahlen trieben die Investoren den Dollar sogar in die Höhe. Als die Zahlen dann über den Ticker liefen, beschleunigten sich die Kursgewinne, als die Erholung auf dem Arbeitsmarkt die Zuversicht des US-Notenbankchefs Jerome Powell und den Reflationstrade bestätigte. Die Aktienmärkte (Dow Jones, S&P 500) erholten sich von den Kursverlusten vom Donnerstag und weitere Gewinne sind angesichts der bevorstehenden Umsetzung des Konjunkturpakets durchaus realistisch.
Dank der Wiedereröffnung von Restaurants und Bars gewinnt die US-Wirtschaft an Schwung und geht auf solidem Fundament in den Frühling. Die US-Unternehmen schufen im vergangenen Monat 355.000 neue Arbeitsplätze und damit doppelt so viele wie erwartet. Noch erstaunlicher war jedoch die nachträgliche Revision der Januarzahlen nach oben. Ursprünglich wurden nur 49.000 Stellen gemeldet, aber die US-Unternehmen haben 166.000 neue Stellen geschaffen, insgesamt also 545.000 neue Stellen in den letzten zwei Monaten. Da mehr als zwei Drittel des Jobwachstums im Februar auf das Gastgewerbe entfielen, ist es klar, wie viel Einfluss weniger Restriktionen auf die Wirtschaft haben können und was die USA in den kommenden Monaten erwarten können, wenn mehr Amerikaner sich impfen lassen. Der Freizeit- und Gastgewerbesektor wird wieder anziehen und mit ihm auch das Beschäftigungswachstum.
Am 14. März wird das zusätzliche Arbeitslosengeld in Höhe von 300 Dollar pro Woche auslaufen. Das Weiße Haus und der Kongress sind entschlossen, diese Hilfen zu verlängern. Und um ein Auslaufen zu vermeiden, muss das Konjunkturpaket in den nächsten 10 Tagen verabschiedet werden. Wenn es zu einer Einigung kommt, könnte die Ankündigung dem Aktienmarkt einen weiteren Schub geben. Aber dieses Mal könnte der US-Dollar fallen, da mehr fiskalische Maßnahmen die Attraktivität des Greenbacks schmälern.
Die Fortschritte bei der Verabschiedung des Konjunkturpakets werden in der kommenden Woche neben dem Verbraucherpreisindex im Februar der wichtigste Treiber für die Entwicklung des US-Dollars sein. Der Verbraucherpreisindex war im vergangenen Jahr kein großer Einflussfaktor für den Devisenmarkt, aber mit steigenden Inflationserwartungen, die die Volatilität am Anleihemarkt beeinflussen, könnten Anleger besonders sensibel auf Inflationstrends reagieren.
Die geldpolitischen Bekanntmachungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of Canada werden ebenfalls im Fokus stehen. Von beiden Zentralbanken werden keine Änderungen erwartet, aber die Anleger sind gespannt, ob die Sorgen der Zentralbanken über steigende Renditen in eine energischere Rhetorik oder mehr Maßnahmen münden. Die schleppende Verteilung der Impfstoffe, anhaltende Corona-Restriktionen und ein neuer Anstieg der Coronavirus-Fälle in Italien deuten darauf hin, dass die Eurozone der Erholung in den USA hinterherhinken wird. Der EUR/USD war das Währungspaar mit der schwächsten Performance am Freitag, und die Aussicht auf eine abwartende Haltung der EZB könnte das Paar bis auf die 200-Tage-Linie (SMA) bei 1,18 drücken.
Neben dem US-Dollar war der kanadische Dollar der zweitstärkste Performer am Freitag. Die Ölpreise schossen um weitere 3% in die Höhe, das verarbeitende Gewerbe expandierte laut dem IVEY PMI Index, der von 48,4 auf 60 stieg, im letzten Monat schneller, und der Handelsüberschuss erhöhte sich mehr als erwartet. Diese guten Datenpunkte standen in Konkurrenz zum NFP-Bericht und ermöglichten es dem kanadischen Dollar an seinen Kursgewinnen festzuhalten. Während sich die Bank of Canada über diese Entwicklungen sicher erfreut zeigen wird, liegt Kanada bei den COVID-Impfungen weit hinter den USA zurück, was ein großes Problem darstellen könnte. Nur 6% der Bevölkerung sind geimpft, während in den USA mehr als 16% der Amerikaner ihre erste Dosis erhalten haben.
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